Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Finsterbach-Brücke

Jenseits der Finsterbach-Brücke

Titel: Jenseits der Finsterbach-Brücke
Autoren: Antonia Michaelis
Vom Netzwerk:
ist. Bei uns gibt es Kartoffeln mit Salz. Das ist einfach.«
    »Na endlich jemand, der meine Kochkünste würdigt!«, sagte Frentje und lachte und Joern wurde ganz rot. »Ganz ehrlich, ich koche zu gut«, sagte sie. »So gut, dass ich davon schon ganz dick geworden bin. Sieh mich nur an! Deshalb will Doktor Bartens, dass ich auf mein Cholesterin aufpasse.Aber ich weiß ja nicht mal, was das ist! Es wird schon auf sich selbst aufpassen.«
    »Doktor Bartens sagt, Frentjes Herz gehe es schlecht wegen des Cholesterins«, meinte ich. »Da muss er sich aber wohl irren, denn Frentje hat das beste Herz, das man sich vorstellen kann.«
    »Hör mal, Lasse«, sagte Olaf plötzlich. »Was ist das für eine Sache mit dem toten Lamm? Johann ist mit dem Gewehr über der Schulter davongeritten und hat gesagt, er würde nachsehen, ob irgendwo ein Loch im Zaun wäre.«
    »Ist um euren ganzen Wald ein Zaun?«, fragte Joern.
    Olaf nickte. »Du hast ja das Tor an der Straße gesehen, als du hergekommen bist, nicht wahr? Der Zaun führt von da aus einmal um den Wald, als Schutz für unsere Schafe. Außerdem stellt er die Grenze des Landes dar, das zum Norderhof gehört. Nur an einer Stelle gibt es eine Mauer statt eines Zauns … Das Tor kann jeder Mensch öffnen, weißt du. Bloß Tiere können es nicht. Und Johann war wohl auf der Suche nach einem Tier. Dem Tier, das das Lamm gerissen hat.«
    »Der Kjerk«, sagte ich.
    »Der … Kjerk?«, fragte Olaf. »Was soll das sein?«
    »Etwas Gefährliches!«, rief Almut mit leuchtenden Augen. »Etwas Großes! Etwas mit scharfen Klauen und blitzenden Zähnen! Flint hat von den Kjerks erzählt.«
    »Ach so«, sagte Olaf und grinste. »Vermutlich haben sie silberne Flügel und goldene Ohren und können jodeln?«
    Da musste ich lachen, aber dann dachte ich an das Rot.»Der Kjerk ist wirklich, Olaf«, sagte ich. »Ich habe das tote Lamm wirklich in den Armen gehalten und es war wirklich tot.«
    »Richtig echt tot?«, fragte Tom.
    Ehe ich antworten konnte, klopfte es. Olaf und Frentje gingen in den Hausflur und kurz darauf hörten wir Johanns Stimme durch die angelehnte Flurtür.
    »Der Teil des Zauns, den ich abgeritten bin, ist heil«, sagte er. »Kein Loch, nichts. Jetzt brauche ich erst einmal was zwischen die Zähne. Danach mache ich weiter. Es wird ein paar Tage dauern, den ganzen Zaun zu kontrollieren, der Norderwald ist einfach zu groß. Aber die Mauer, die kann ich mir wohl sparen, was?«
    »Die Mauer, wo der Finsterbach fließt?«, fragte ich und biss mir gleich darauf auf die Zunge.
    Doch Johann merkte nichts. Er nickte. »Finsterbach …«, murmelte er. »Das ist ein guter Name für dieses Wasser da unten. Was immer im Wald ist, über den Finsterbach kann es nicht gekommen sein. Nichts und niemand kommt über den Finsterbach.«
    »Ja, ja«, hörten wir Frentje sagen. »Nichts und niemand kommt über den Finsterbach, da hast du wohl recht.«
    Ich sah Joern an und Joern sah mich an und wir zwinkerten uns zu.
    »Was ist der Ginsterbach?«, fragte Tom.
    »Ach, der Ginsterbach, das ist so ein langweiliges Gewässer, das weit weg von uns durch den Wald fließt«, sagte ich. »Ganz ohne Fische drin. Flint hat mir das erzählt.«
    Und dann räumten wir das Geschirr ab und redeten über andere Dinge.
    »Und jetzt«, sagte ich später im Hof, »reiten wir zurück in den Wald, was, Joern?«
    »Kann ich mitkommen?«, fragte Almut.
    Doch da tauchte plötzlich Frentje hinter uns auf und legte einen Arm um ihre Tochter.
    »Nein«, sagte sie, »das kannst du nicht. Denn selbst wenn Olaf glaubt, dass es den Kjerk nicht gibt, und selbst wenn Lasse glaubt, er könnte ihn einfach so fangen wie einen Hasen – meine Tochter wird nicht in den Wald gehen und sich von ihm in Stücke reißen lassen. Ich habe nur eine Tochter und die wird mir jetzt helfen, das Erdbeereis fürs Wochenende zu machen.«
    »Na toll«, grummelte Almut.
    Verglichen mit einem Kjerk war Erdbeereis wohl die langweiligste Sache der Welt, das musste ich zugeben. Aber wie froh war ich, dass ich alleine mit Joern in den Wald reiten konnte!
    »Wir müssen uns noch so vieles erzählen«, sagte ich. »Ich hoffe, die Zeit reicht dafür. Denn vielleicht beißt dieser Kjerk ja bald einem von uns die Kehle durch.«
    »Oder es geschieht etwas anderes«, sagte Joern düster. »Etwas viel Schlimmeres, in meiner Welt, in der Schwarzen Stadt.«
    »Was denn?«, fragte ich und mir wurde ganz ängstlich zumute, ängstlicher noch, als wenn ich an den Kjerk
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher