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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc
Autoren: mulder43
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Unterstützung.« Doch Rhyme verstand gar nichts. Ein Kriminalist ist dazu da, Spuren und Beweismittel auszuwerten, den Ermittlern dabei zu helfen, einen Verdächtigen zu überführen, und dann beim Prozess gegen ihn auszusagen.
    »Sie wissen, wer der Täter ist, Sie wissen, wo er wohnt. Ihr Staatsanwalt hat einen absolut wasserdichten Fall an der Hand.« Selbst wenn sie bei der Untersuchung des Tatorts gepatzt hatten - und Kleinstadtpolizisten war diesbezüglich allerhand zuzutrauen -, sollten jede Menge Beweise vorliegen, die für eine Verurteilung ausreichen müssten.
    »Nein, nein - wegen dem Prozess machen wir uns keine Sorgen, Mr. Rhyme. Es geht darum, dass wir sie finden, bevor er die Mädchen umbringt. Oder zumindest Lydia, Mary Beth ist womöglich schon tot. Sehen Sie, als die Sache passierte, hab ich im Handbuch der Staatspolizei über die Ermittlungen bei Kapitalverbrechen nachgeblättert. Dort heißt es, dass man bei einer Entführung mit sexuellem Hintergrund normalerweise vierundzwanzig Stunden Zeit hat, um das Opfer zu finden - danach betrachtet es der Kidnapper nicht mehr als menschliches Wesen und zögert nicht, es zu töten.«
    »Sie haben ihn als Jungen bezeichnet«, sagte Sachs.
    »Wie alt ist er?«
    »Sechzehn.«
    »Ein Jugendlicher also.«
    »Rein rechtlich«, sagte Bell.
    »Aber er hat mehr auf dem Kerbholz als die meisten unserer erwachsenen Taugenichtse.«
    »Haben Sie seine Angehörigen überprüft?«, fragte sie, als wäre es bereits beschlossene Sache, dass sie und Rhyme den Fall übernahmen.
    »Die Eltern sind tot. Er hat Pflegeeltern. Wir sind bei ihnen gewesen und haben sein Zimmer durchsucht. Haben weder geheime Falltüren noch Tagebücher oder so gefunden.« Ist doch nie der Fall, dachte Rhyme, der sich sehnlichst wünschte, dass dieser Mann mitsamt seinem Anliegen wieder in diesen Bezirk mit dem unaussprechlichen Namen abschwirren möge.
    »Ich glaube, wir sollten das machen, Rhyme«, sagte Sachs.
    »Sachs, die Operation...«
    »Zwei Opfer in zwei Tagen?«, sagte sie.
    »Es könnte sich um einen Serientäter handeln.« Serientäter sind wie Süchtige. Um ihr steigendes Verlangen nach Gewalt zu befriedigen, begehen sie in immer kürzerem Zeitabstand immer schwerere Taten. Bell nickte.
    »Ganz genau. Und es gibt da ein paar Sachen, die ich noch gar nicht erwähnt habe. In den letzten zwei Jahren gab es im Paquenoke County drei weitere Todesfälle, dazu einen fragwürdigen Selbstmord, der sich erst vor ein paar Tagen ereignet hat. Wir glauben, dass der Junge womöglich hinter all dem steckt. Wir haben bloß nicht genug Beweise gefunden, um ihn einzusperren.« Ich habe diese Fälle ja auch nicht bearbeitet, oder?, dachte Rhyme, ehe er sich darauf besann, dass der Stolz die Todsünde war, die ihn vermutlich ins Verderben stürzen würde. Wider Willen stellte er fest, dass er bereits angebissen hatte, dass ihn dieser Fall faszinierte, weil er so rätselhaft war. Wenn er seither, nach dem Unfall, nicht den Verstand verloren hatte - wenn er sich nicht mehr nach Sterbehelfern vom Schlage eines Jack Kevorkian umtat -, dann nur wegen geistiger Herausforderungen dieser Art.
    »Die Operation ist doch erst übermorgen«, setzte Sachs nach.
    »Und bis dahin musst du nur ein paar Untersuchungen durchführen lassen.« Ach, Sachs, deine Hintergedanken sind offensichtlich... Aber ihr Einwand war nicht schlecht. Bis zu dem Eingriff muss-te er viel Zeit totschlagen. Und all das vor einer Operation - was wiederum hieß, dass er ohne achtzehn fahre alten Scotch auskommen musste. Was sollte ein Querschnittsgelähmter in einer Kleinstadt in North Carolina überhaupt anstellen? Lincoln Rhy-mes größter Feind waren nicht die Krämpfe, die Phantomschmerzen oder die Dysregulationen, die jedem Rückenmarkspatienten zusetzten - es war die Langeweile.
    »Meinetwegen einen Tag«, sagte Rhyme schließlich.
    »Solange die Operation nicht verzögert wird. Ich stehe wegen dieses Eingriffs schon seit vierzehn Monaten auf der Warteliste.«
    »Einverstanden, Sir«, sagte Bell. Er wirkte sichtlich erleichtert. Aber Thom schüttelte den Kopf.
    »Hör mal, Lincoln, wir sind nicht hier, um zu arbeiten. Wir sind hier, damit du dich operieren lässt, und danach reisen wir wieder ab. Ich habe nicht annähernd die Geräte, die ich brauche, wenn du arbeiten willst.«
    »Wir sind in einer Klinik, Thom. Es würde mich nicht wundern, wenn der Großteil dessen, was du brauchst, vorhanden ist. Wir sprechen mit Dr. Weaver. Sie hilft uns
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