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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc
Autoren: mulder43
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ihrem Patienten zu.
    »Lincoln.«
    »Doktor.« Rhyme musterte die zahllosen Buchrücken auf den Regalen. Dann die -zig Zeugnisse und Diplome - alle von guten Universitäten und anerkannten Institutionen, doch das verwunderte ihn nicht weiter. Nach monatelangen Recherchen war er zu der Überzeugung gelangt, dass die Universitätsklinik von Avery eines der besten Krankenhäuser der Welt war. Die Onkologie und die Immunologie zählten zu den bestausgelasteten Abteilungen ihrer Art im ganzen Land, und Dr. Weavers neurologisches Institut galt bei der Erforschung und Behandlung von Rückenmarksverletzungen als wegweisend.
    »Ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen«, sagte die Ärztin. Unter ihrer Hand lag ein fast zehn Zentimeter dicker brauner Aktenordner. Der meine, mutmaßte Rhyme. (Und er fragte sich unwillkürlich, was in dieser Akte unter dem Stichwort
    »Prognose« eingetragen war -
    »viel versprechend«,
    »schlecht«,
    »hoffnungslos«?)
    »Lincoln, wir haben uns ja schon ein paarmal am Telefon unterhalten. Aber ich möchte die Sache noch einmal gründlich mit Ihnen durchgehen. Uns beiden zuliebe.« Rhyme nickte kurz und knapp. Er war durchaus bereit, gewisse Formalitäten über sich ergehen zu lassen, hatte aber keine Lust auf irgendwelche rechtlichen Absicherungen. Und genau danach klang dies hier.
    »Bestimmt haben Sie die Veröffentlichungen über unser Institut gelesen. Und daher wissen Sie auch, dass wir uns hier an der Erprobung neuer Methoden zur Regeneration und Rekonstruktion des Rückenmarks versuchen. Aber ich muss erneut betonen, dass dies noch rein experimentell ist.«
    »Das ist mir bewusst.«
    »Die meisten Querschnittsgelähmten, die ich bislang behandelt habe, verstanden mehr von Neurologie als jeder praktische Arzt. Und ich wette, Sie sind da keine Ausnahme.«
    »Wenn man wissenschaftlich ein bisschen bewandert ist«, sagte Rhyme abschätzig,
    »weiß man auch medizinisch halbwegs Bescheid.« Und er bedachte sie mit seinem typischen Achselzucken, einer Geste, die Dr. Weaver offensichtlich zur Kenntnis nahm und sich für die Krankenakte notierte.
    »Nun gut«, fuhr sie fort,
    »entschuldigen Sie, wenn ich das eine oder andere wiederhole, was Sie bereits wissen, aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, was sich mit dieser Methode bewerkstelligen lässt und was nicht.«
    »Bitte«, sagte Rhyme.
    »Nur zu.«
    »Wir an diesem Institut konzentrieren uns ganz auf die betroffene Stelle. Wir setzen die herkömmliche Operationsmethode zur Druckentlastung ein, um die Knochenstruktur des Rückenwirbels zu rekonstruieren und die geschädigte Stelle zu schützen. Dann injizieren wir zweierlei in die betroffene Stelle. Einerseits periphe-res Nervengewebe des Patienten. Zum anderen Frischzellen aus dem zentralen Nervensystem von gewissen Embryonen, die -«
    »Ah, da kommt der Hai ins Spiel«, sagte Rhyme.
    »Ganz recht. Der Blauhai, ja.«
    »Lincoln hat uns davon berichtet«, sagte Sachs.
    »Wieso vom Hai?«
    »Aus immunologischen Gründen, wegen der Verträglichkeit mit menschlichem Gewebe. Außerdem«, fügte die Ärztin lachend hinzu,
    »ist es ein verdammt großer Fisch, sodass wir aus einem eine ganze Menge Embryonalgewebe gewinnen können.«
    »Wieso Embryonen?«, fragte Sachs.
    »Weil sich das zentrale Nervensystem von Erwachsenen auf natürliche Weise nicht mehr regeneriert«, grummelte Rhyme, unwirsch ob der Unterbrechung.
    »Es versteht sich doch von selbst, dass das Nervensystem eines Babys wachsen muss.«
    »Genau. Danach, neben dem Eingriff zur Druckentlastung und der Gewebeverpflanzung, kommt noch etwas - und eben darüber sind wir so begeistert: Wir haben ein paar neue Medikamente entwickelt, die die Aussichten auf eine Regeneration unserer Meinung nach entscheidend verbessern könnten.«
    »Gibt es Risiken?«, fragte Sachs. Rhyme schaute zu ihr in der Hoffnung, ihrem Blick zu begegnen. Er kannte die Risiken. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er wollte nicht, dass sie seine Ärztin ausfragte. Aber Sachs war ganz und gar auf Dr. Weaver konzentriert. Rhyme kannte ihre Miene - so sah sie aus, wenn sie ein Tatortfoto musterte.
    »Natürlich gibt es Risiken. Die Medikamente an sich sind nicht besonders gefährlich. Aber bei jedem C4-Querschnittsgelähmten kommt es zu einer Beeinträchtigung der Lungentätigkeit. Sie werden nicht mehr künstlich beatmet, aber durch das Anästhetikum besteht die Gefahr einer respiratorischen Insuffizienz. Der Stress bei dem Eingriff könnte zu einer
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