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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc
Autoren: mulder43
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verzweifelt.
    »Er hat Lydia. Er ist mir entwischt.«
    »Er hat was?« Keuchend vor Anstrengung, blieb Ed Schaeffer stehen. Er war in Richtung Fluss gerannt, als er den Schrei gehört hatte.
    »Lydia Johansson. Sie hat er jetzt auch.«
    »Scheiße«, grummelte der schwergewichtige Deputy, der normalerweise ebenso selten fluchte, wie er die Schusswaffe zog.
    »Warum macht er das?«
    »Er spinnt«, sagte Jesse.
    »Deswegen. Er is über den Fluss und in deine Richtung unterwegs.«
    »Okay.« Ed dachte einen Moment lang nach.
    »Er kommt vermutlich hierher zurück, um das Zeug aus dem Unterstand zu holen. Ich versteck mich drin und schnapp ihn mir, wenn er reinkommt. Hat er eine Knarre?«
    »Konnte ich nicht sehen.« Ed seufzte.
    »Okay, na schön... Komm rüber, so schnell du kannst. Sag auch Jim Bescheid.«
    »Schon passiert.« Ed ließ die Sendetaste los und blickte durch das Unterholz in Richtung Fluss. Nirgendwo eine Spur von dem Jungen und seinem neuen Opfer. Keuchend rannte Ed zurück zum Unterstand und trat gegen die Tür. Krachend flog sie nach innen auf, und Ed stürmte hinein und kauerte sich vor die Schießscharte. Er war so aufgeregt und angespannt, so damit beschäftigt, wie er sich den Jungen schnappen wollte, wenn er herkam, dass er zuerst gar nicht auf die zwei, drei kleinen, gelbschwarzen Tupfen achtete, die vor seinem Gesicht hin und her schössen. Oder auf das Kribbeln, das am Nacken einsetzte und sich am Rückgrat entlang nach unten ausbreitete. Doch dann schlug das Kribbeln in grellen, glühenden Schmerz um, auf den Schultern, entlang der Arme und darunter.
    »O Gott«, schrie er, sprang hoch und starrte entsetzt auf die schwärmenden Insekten - wild gewordene Hornissen -, die über ihn herfielen. Panisch versuchte er sie abzustreifen, aber damit reizte er die Tiere nur noch mehr. Sie stachen ihn in die Unterarme, in die Hände, in die Fingerspitzen. Er schrie gellend. Es war der schlimmste Schmerz, den er je erlebt hatte - schlimmer als ein Beinbruch, schlimmer als die Verbrennungen, die er sich seinerzeit zugezogen hatte, als er die schmiedeeiserne Pfanne vom Herd genommen hatte, ohne zu bemerken, dass Jane die Kochplatte angelassen hatte. Dann wurde es dunkel in dem Unterstand, als eine Wolke Hornissen aus dem großen grauen Nest in der Ecke schwärmte, das durch die auffliegende Tür zerquetscht worden war. Zu Hunderten fielen sie über ihn her. Sie hängten sich in seine Haare, ließen sich auf seinen Armen nieder, in seinen Ohren, krabbelten unter sein Hemd und in die Hosenbeine, als ob sie wüssten, dass es sinnlos war, durch die Kleidung zu stechen, und die bloße Haut suchten. Er stürmte zur Tür, riss das kurzärmlige Uniformhemd herunter und sah voller Entsetzen, dass sich Massen von glänzenden Leibern an seine Brust, seinen Bauch klammerten. Er versuchte gar nicht mehr, sie abzustreifen, sondern rannte einfach los, in den Wald hinein.
    »Jesse, Jesse, Jesse!«, schrie er, bis ihm klar wurde, dass er nur ein Flüstern hervorbrachte, dass seine Kehle wegen der Stiche an seinem Hals wie zugeschnürt war. Lauf, sagte er sich. Lauf zum Fluss. Und er rannte los. Er rannte so schnell, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht gerannt war, brach mit weit ausholenden Schritten durch den Wald. Weiter... lauf weiter, befahl er sich. Bleib nicht stehen. Häng die Mistviecher ab. Denk an deine Frau, denk an die Zwillinge. Weiter, weiter, weiter... Jetzt umschwärmten ihn deutlich weniger Insekten, aber immer noch hingen dreißig oder vierzig von den Biestern an ihm, und er sah, wie sie die gelbschwarzen Hinterleiber krümmten, um ihn erneut zu stechen. In drei Minuten bin ich am Fluss. Ich springe ins Wasser. Ersäufe sie. Ich komme durch... Lauf! Achte nicht auf die Schmerzen... die Schmerzen... Wie können so kleine Tiere so große Schmerzen verursachen? Ach, tut das weh... Er rannte wie ein Vollblutpferd, brach durchs Unterholz, das dunstig und verschwommen an seinen tränennassen Augen vorüberhuschte. Er Aber Moment mal, Moment. Was war da los? Ed Schaeffer blickte nach unten und stellte fest, dass er überhaupt nicht rannte. Er stand nicht einmal aufrecht. Er lag am Boden, nur knapp zehn Meter von dem Unterstand entfernt, und trat hilflos mit den Beinen um sich. Er tastete nach seinem Funkgerät, und obwohl sein Daumen durch das Gift zu doppelter Größe angeschwollen war, schaffte er es, die Sendetaste zu drücken. Doch dann griffen die Krämpfe, die in seinen Beinen eingesetzt hatten, auf
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