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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc
Autoren: mulder43
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den Körper, den Hals und die Arme über, und er ließ das WalkieTalkie fallen. Einen Moment lang hörte er Jesse Corns Stimme aus dem Lautsprecher, und als sie abbrach, vernahm er nur noch das durchdringende Summen der Hornissen, das allmählich abschwoll, leiser wurde und schließlich verstummte.

... Zwei
    Nur Gott konnte ihn heilen. Und Gott ließ sich nicht dazu herab. Nicht dass es darauf angekommen wäre, denn Lincoln Rhyme war eher den Wissenschaften denn der Theologie zugetan, und daher hatte er sich nicht nach Lourdes, Turin oder in das Missionszelt eines eifernden Wunderheilers begeben, sondern hierher, in diese Klinik in North Carolina, wo er zumindest einen Teil seiner Bewegungsfähigkeit wiederzuerlangen hoffte. Jetzt fuhr Rhyme mit seinem motorisierten Storm-Arrow-Rollstuhl, rot wie eine rassige Corvette, von der Hebebühne des Kleinbusses, in dem er, sein Betreuer und Amelia Sachs soeben fünfhundert Meilen zurückgelegt hatten - von Manhattan bis hierher. Mit der Strohhalmsteuerung, die zwischen seinen gutgeformten Lippen steckte, wendete er das Gefährt gekonnt, rollte auf den Gehsteig und auf den Eingang des Neurologischen Forschungsinstituts am Klinikum der University of North Carolina in Avery zu. Thom zog die Hebebühne des glänzend schwarzen Chrysler Grand Rollx ein, eines eigens für den Transport des Rollstuhls ausgerüsteten Kleinbusses.
    »Stell ihn auf einem Behindertenparkplatz ab«, rief Rhyme und lachte. Amelia Sachs wandte sich mit hochgezogener Augenbraue an Thom.
    »Gut gelaunt«, sagte der.
    »Nutz es aus. Das hält nicht lange an.«
    »Ich habe es gehört«, rief Rhyme. Der Betreuer fuhr weg, und Sachs ging zu Rhyme. Sie hatte ihr Handy am Ohr, hing in der Warteschleife einer hiesigen Mietwagenfirma. Thom würde sich nächste Woche vermutlich vorwiegend in Rhymes Krankenzimmer aufhalten, und Sachs wollte über ihre Zeit frei verfügen können, vielleicht ein bisschen die Gegend erkunden. Außerdem stand sie auf Sportwagen, nicht auf Kleinbusse, und hatte aus Prinzip nichts für Fahrzeuge übrig, die nicht mal hundert Meilen pro Stunde schafften. Sachs hing schon seit fünf Minuten in der Leitung, und schließlich unterbrach sie wütend die Verbindung.
    »Das Warten würde mir ja nichts ausmachen, aber die Dudelmusik ist furchtbar. Ich probier's später noch mal.« Sie schaute auf ihre Uhr.
    »Erst halb elf. Aber diese Hitze ist zu krass. Ich meine, viel zu krass.« Manhattan ist im August nicht unbedingt der angenehmste aller Orte, aber es liegt viel weiter nördlich als North Carolina, und als sie gestern aus der großen Stadt via Holland Tunnel Richtung Süden aufgebrochen waren, hatte die Temperatur bei knapp über zwanzig Grad gelegen, und die Luft war salztrocken gewesen. Rhyme schenkte der Hitze keinerlei Beachtung. Er hatte einzig und allein seine Operation im Sinn. Gehorsam schwang die automatische Tür vor ihnen auf (das hier, vermutete er, musste das Tif-fany's unter den behindertengerechten Einrichtungen sein), und sie begaben sich in den kühlen Korridor. Während Sachs nach dem Weg fragte, blickte sich Rhyme im Foyer um. Er bemerkte ein halbes Dutzend dicht an dicht stehender Rollstühle, alle eingestaubt. Er fragte sich, was aus den Benutzern geworden war. Vielleicht war die Behandlung so erfolgreich gewesen, dass sie ihre Gefährte ausrangiert hatten und auf Gehhilfen und Krücken umgestiegen waren. Vielleicht hatte sich bei einigen der Zustand so weit verschlechtert, dass sie ans Bett gefesselt oder auf motorisierte Rollstühle angewiesen waren. Vielleicht waren ein paar gestorben.
    »Hier lang«, sagte Sachs und und wies auf das andere Ende des Foyers. Thom stieß beim Fahrstuhl zu ihnen (breite Doppeltür, Handläufe, die Knöpfe knapp einen Meter über dem Boden), und ein paar Minuten später fanden sie die gesuchte Zimmerflucht. Rhyme rollte zur Tür und bemerkte die Freisprechanlage.
    »Sesam, öffne dich«, sagte er mit Bassstimme, und die Tür tat sich auf.
    »Das kriegen wir hier öfter zu hören«, bemerkte die kesse Sekretärin, als sie eintraten.
    »Sie müssen Mr. Rhyme sein. Ich sag der Frau Doktor, dass Sie da sind.« Dr. Cheryl Weaver war eine schlanke, elegante Mittvierzigerin. Rhyme fiel sofort auf, dass ihre Augen flink und ihre Hände kräftig waren, wie es sich für einen Chirurgen gehörte. Ihre Nägel waren kurz geschnitten und nicht lackiert. Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch, lächelte und schüttelte Sachs und Thom die Hand, nickte
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