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Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Titel: Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
Autoren: Jackie Merritt
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Canyon anzutreffen, und nun war sie verwirrt. Doch das Unwetter wurde minütlich heftiger, und obwohl sie mit Unbehagen daran dachte, eine Höhle zu betreten, war sie dankbar für das Angebot. Sie war erleichtert, Jake überhaupt gefunden zu haben, selbst mit Kompass hatte sie ein paar angstvolle Momente gehabt.
    Sie ließ die Zügel los, legte die Hände auf Jakes Schultern und saß ab. Als sie ihren Knöchel belastete, war der scharfe Schmerz wieder da, und sie biss die Zähne zusammen. Doch sie ließ sich nichts anmerken, um sich keine Strafpredigt von Jake einzuhandeln. Sie war nicht in Stimmung, Vorwürfe anzuhören, schon gar nicht von einem, der ein Pferd erschießen wollte.
    “Warte hier”, sagte Jake. “Ich bringe dein Pferd zu meinem, dann bringe ich dich zur Höhle.” Er sah ihr in die Augen und hoffte, wenigstens einen kleinen Hinweis darauf zu entdecken, dass sie nicht wütend auf ihn war, sondern den Elementen getrotzt hatte, um bei ihm zu sein. Doch diesen Trost suchte er vergeblich. “Bis gleich”, sagte er knapp.
    Carly lehnte sich an einen Felsen. Ihr Knöchel pochte, und der Sturm war so stark, dass sie Angst bekam. Jetzt regnete es bereits spürbar, gleich würde ein Guss niedergehen. Sie hätte nicht herkommen sollen, sie war zu impulsiv – und tollkühn. Bestimmt war der Hengst schon tot, sonst wären die Männer ja noch da. Wahrscheinlich war Jake nur geblieben, um auf die Stuten aufzupassen.
    Andererseits – die Cowboys hätten die Stuten doch sicher mitgenommen. Dass sie auf ihrem Weg hierher niemandem begegnet war, hieß gar nichts. Es gab garantiert mehrere Wege hin und zurück.
    Wo mochte die besagte Höhle liegen? Oh, wenn sie doch nur die Stiefel ausziehen und sich ein wenig ausstrecken könnte! Der Knöchel fühlte sich mittlerweile fast schlimmer an als gestern. Sie hätte im Bett bleiben und ihn kühlen sollen. Wenn sie nun einen bleibenden Schaden behielt, weil sie Jake und den Hengst verfolgt hatte – das wäre wirklich der Gipfel der Ungerechtigkeit
    Warum bin ich nicht in New York geblieben, wo ich hingehöre, dachte sie niedergeschlagen.

12. KAPITEL
    Jake musste sich mächtig gegen den Wind stemmen, als er mit Carlys Rucksack und der Feldflasche zurückkehrte. “Komm schnell”, sagte er nur.
    Carly hatte Angst, ihren Halt aufzugeben, aber sie wollte sich keine Blöße geben. “Okay”, meinte sie gleichmütig. Ihr Fuß würde beim Aufstieg höllisch schmerzen, aber sie würde Jake den Triumph, sie zu kritisieren, nicht gönnen. Mit einem tiefen Atemzug stieß sie sich ab, zuckte vor Schmerz zusammen und humpelte verbissen hinter Jake her. Sie konnte einigermaßen Schritt halten, doch als sie die steile Wand betrachtete, wurde ihr mulmig. Ob die Höhle weit oben lag?
    Jake blieb stehen und drehte sich um. “Der Pfad ist ziemlich sicher. Halt dich dicht hinter mir.”
    “Machst du Witze?”, gab sie schwach zurück. “Soll ich wirklich diese glatte Wand hinaufklettern?”
    “Sie ist nicht glatt, und es ist nicht weit bis zur Höhle.” Jake musterte sie misstrauisch. Ihre Stimme hatte verdächtig gezittert. “Was ist, hast du Höhenangst?”
    “Natürlich nicht”, fauchte sie. Allen Ärger, alle Sorgen und Missgeschicke, die ihr in Wyoming widerfahren waren, legte sie Jake zur Last – wem auch sonst? Wütend fuhr sie ihn an: “Nun geh schon!” Sie schrie fast, um den Sturm zu übertönen.
    Jake runzelte die Stirn. “Was passt dir denn jetzt wieder nicht?”, rief er.
    “Meine Geduld ist wirklich gleich am Ende”, brüllte sie. “Geh endlich, dieser Wind bringt mich um!”
    Jake schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte er nur so eine launische Frau lieben? Carly konnte honigsüß sein und dann plötzlich gallebitter. Momentan wirkte sie, als würde sie ihn am liebsten ohrfeigen, als wäre er für das Wetter verantwortlich. Er wandte sich um und stieg den Pfad empor.
    Carly atmete tief durch. Jetzt kam das härteste Stück. Aber irgendwie musste sie es bis zur Höhle schaffen, und was war schließlich ein bisschen körperlicher Schmerz? Sie hatte schlimmere Qualen überstanden – seelische.
    Jake kletterte geschickt wie eine Bergziege den Pfad hoch und kümmerte sich nicht mehr um Carly. Am Eingang der Höhle blickte er zurück und kam sich vor wie ein Rohling. Langsam und sehr vorsichtig ertastete Carly sich ihren Weg über die Felsen. Offenbar machte der Knöchel ihr sehr zu schaffen. Sie litt sichtlich und war nur zu stolz, es
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