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Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Titel: Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
Autoren: Jackie Merritt
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zusammenriss. Es war bei der Beerdigung seines Vaters – seine Mutter war lange zuvor gestorben –, als ihm die Erkenntnis kam und er mit schmerzlicher Klarheit sah, was er sich die ganze Zeit angetan hatte. Und das wegen eines Mädchens, das ihn wahrscheinlich nie geliebt hatte. Er schwor sich, ein Mann nach dem Vorbild seines Vaters zu werden, hart zu arbeiten und ein anständiges Leben zu führen. Selbstverständlich würde er die Familienranch übernehmen.
    Nur gab es bald keine Familienranch mehr. Die Bank kündigte die Kredite, und Jake, zutiefst entsetzt und erschüttert, versuchte, das Beste aus den Trümmern seiner Existenz zu machen. Seine alten Freunde – besonders die Frauen – verstanden nicht, warum er sie mied und nicht mehr zu den üblichen Gelagen auftauchte.
    Um einen endgültigen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, verließ Jake Montana, um sich in Wyoming Arbeit zu suchen. Der Zufall führte ihn in einen kleinen Ort namens Tamarack. Während er in einem Lokal zu Abend aß, las er die Lokalzeitung und stieß auf eine Anzeige, in der ein Verwalter für eine Ranch gesucht wurde.
    So hatte er Stuart Paxton kennengelernt, und bis zum heutigen Tag betrachtete Jake es als ein Wunder, dass Stuart ihm, einem entwurzelten, abgerissenen jungen Mann, eine Chance gegeben hatte.
    Jake wünschte nur, dass seine Eltern – vor allem sein Vater – ihn heute sehen könnten. Er arbeitete hart, er war körperlich fit, er rauchte und trank nicht und hatte nichts mehr mit Mädchen im Sinn. Genau genommen war das Pendel in die entgegengesetzte Richtung ausgeschlagen. Jake war ein ausgesprochener Einzelgänger geworden. Deshalb liebte er die Wild-Horse-Ranch auch so sehr, denn bis zum nächsten Ort, Tamarack, waren es achtzig Meilen, und er bekam keine Frau zu Gesicht, falls er nicht die lange Fahrt auf sich nahm, was selten genug geschah. Ein Sexleben, um das sich früher alles bei ihm gedreht hatte, hatte er heute so gut wie gar nicht mehr. Jake bedauerte seine zügellosen Jugendjahre und wünschte, er wäre aufs College gegangen, nachdem Gloria die Verlobung aufgelöst hatte. Wie ein Mann hätte er die Abfuhr wegstecken und sein Leben in die Hand nehmen sollen, anstatt sich in Selbstmitleid zu ergehen. Doch jetzt konnte er seine unabänderliche Vergangenheit nur akzeptieren und stolz auf seine gegenwärtige Leistung sein. Und er wusste sehr gut, was er dabei Stuart Paxton zu verdanken hatte.
    Daher antwortete er nun ruhig: “Stu, wenn ich irgendetwas für dich tun kann, brauchst du es nur zu sagen.”
    “Danke, Jake. Ich wusste, ich kann auf dich zählen. Okay, hör zu. Du weißt, dass ich eine Tochter habe, Carly.”
    “Klar, Boss. Was ist mit ihr?” Eigentlich erinnerte Jake sich nur vage daran, dass Stuart von einer Tochter gesprochen hatte, es interessierte ihn nicht sonderlich. Stuarts Frau war vor Jahren gestorben, und er hatte hin und wieder die Probleme eines alleinerziehenden Vaters erwähnt.
    “Ich hatte Carly als Kind ein paarmal auf die Ranch mitgenommen, aber als Teenager mochte sie nicht mehr, und ich habe sie nicht dazu gezwungen. Sie war seit etwa fünfzehn Jahren nicht mehr in Wyoming. Aber das letzte Jahr war ziemlich schwierig für sie – du weißt, ihre Scheidung -, und es schmerzt mich, wenn ich sie so unglücklich sehe. Sie versucht unglaublich tapfer, wieder Tritt zu fassen und ein neues Leben anzufangen. Aber ich fürchte, sie hat es immer noch nicht richtig verwunden, dass ein Mann so windig und verachtungswürdig sein kann, wie ihr Ex es war.”
    Jake runzelte die Stirn. Stuart hielt mit etwas hinterm Berg, das merkte er an der zögernden Stimme. Aber weil er keine traurigen Einzelheiten über die gescheiterten Beziehungen von anderen hören wollte – er hatte da selbst genug trübe Erinnerungen –, ermunterte er Stuart nicht, mehr zu erzählen. Er fragte nur leise: “Was kann ich dabei tun?”
    Stuart holte tief Luft. “Ich habe mir überlegt, dass Carly ein Ortswechsel gut tun würde. Hättest du etwas dagegen, wenn ich sie für eine Weile auf die Ranch schicke?”
    Jake erschrak. Alles, was er herausbrachte, war: “Es ist deine Ranch.”
    “Aber du leitest sie, Jake. Es ist dein Zuhause, und wenn Carly dich in irgendeiner Weise stört …”
    Jake hatte sich einigermaßen gefangen. “Nicht doch, Stu. Carly ist hier herzlich willkommen. Jederzeit.”
    “Bist du sicher?”
    “Ganz sicher.” Doch Jake war immer noch angespannt. Die Ranch war ein reiner
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