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Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Titel: Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
Autoren: Jackie Merritt
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zeigte. Deshalb sprach er auch nie und mit niemandem von seiner Vergangenheit. Aber war es nicht merkwürdig, dass er über die Enttäuschung mit Gloria nicht hinwegkam?
    Jake presste die Lippen zusammen. Er beschäftigte sich nicht gern mit seinem Innenleben. Nun, er war nicht schlimmer dran als andere. Jeder hatte seine Probleme. Er würde Carlys Besuch überleben und darauf hoffen, dass sie keinen allzu großen Gefallen an der Ranch fand und bald wieder abreiste.
    Was blieb ihm auch anderes übrig?
    Dieser Flug mit dem Hubschrauber ist der schönste Teil der Reise, dachte Carly, während sie begeistert die Landschaft betrachtete. Sie hatte kaum Erinnerungen an diese Weite, an die spärliche Besiedelung, aber schließlich war sie damals noch ein Kind gewesen und hatte auf andere Dinge geachtet.
    Jetzt war sie fasziniert von den ausgedehnten Feldern und Weiden, auf denen die vereinzelten Ranchgebäude und die Herden von Rindern und Antilopen winzig wirkten. Der majestätische Anblick der fernen Berge – der Tetons – war einfach wunderschön, und sie verspürte plötzlich eine Heiterkeit und Leichtigkeit wie schon lange nicht mehr.
    Eigentlich hatte Carly nicht nach Wyoming kommen wollen, sie hatte es nur ihrem Vater zuliebe getan. Er machte sich große Sorgen um sie, und deshalb brachte sie dieses kleine Opfer, um ihn zu beruhigen.
    Jetzt, da sie die Gegend mit wachen Augen sah, konnte sie die Reise nicht als Opfer bezeichnen. Diese unberührten Hügel und Täler, die großartige Kulisse der Berge musste man einfach bewundern.
    Der Pilot berührte sie am Arm. “Wir sind gleich da”, erklärte er. “Ich lande auf dem Feld neben dem Haus.”
    Carly lächelte in wehmütiger Erinnerung an das mächtige zweistöckige Haus mit der weitläufigen Veranda und den alten, Schatten spendenden Bäumen davor. Ihr Blick glitt über die Scheunen, Schuppen und Koppeln. Je tiefer der Helikopter ging, desto mehr Einzelheiten konnte sie wahrnehmen.
    Da erregte eine Bewegung etwas weiter weg ihre Aufmerksamkeit. Zwei Männer zu Pferd verfolgten offenbar ein reiterloses Pferd. Wollten sie es einfangen? Die Sache interessierte Carly.
    “Könnten Sie etwas näher an die drei Pferde herangehen?”, fragte sie den Piloten.
    “Klar, kein Problem.”
    Der Helikopter schwang nach rechts und ging tiefer, bis er direkt über den Baumwipfeln war. Carly sah, dass die beiden Reiter aufblickten, der Lärm irritierte sie. Im selben Moment hatte sie einen unverstellten Blick auf das dritte, reiterlose Pferd.
    “Oh, es ist wunderschön”, flüsterte sie hingerissen. Das Pferd war kohlschwarz, sein Fell glänzte vor Schweiß im schwindenden Nachmittagslicht. Warum verfolgten die zwei das Tier so gnadenlos? War es aus einer Koppel ausgebrochen? “Was mag da vor sich gehen?”, fragte sie den Piloten.
    “Ich glaube, die beiden wollen das Pferd einfangen. Sie haben Lassos.”
    “Ja, stimmt.” Das schwarze Pferd verschwand in einem dichten Waldstück, und die zwei Reiter folgten ihm. Carly empfand Enttäuschung. Sie hätte zu gern gewusst, wie die Sache ausging.
    “Können wir jetzt landen?”, wollte der Pilot wissen.
    “Selbstverständlich. Danke für den Umweg.”
    “Nichts zu danken. Wie gesagt, ich habe Ihren Vater oft zur Ranch geflogen. Er wünschte auch so manchen Umweg.”
    Carly lächelte. Sie mochte es, mit ihrem Vater verglichen zu werden, obwohl sie recht unterschiedlich waren. Stuart war ein ungezwungener, umgänglicher Mensch. Sie dagegen war häufig verspannt, leicht erregbar und mitunter allzu offenherzig. Zudem besaß sie nicht seinen begnadeten Geschäftssinn.
    Doch worum Carly ihren Vater fast beneidete, war seine Menschenkenntnis, denn auf dem Gebiet fehlte es ihr sehr. Ihre gescheiterte Ehe war der beste Beweis, und sie fragte sich ernsthaft, ob sie je wieder einem Mann über den Weg trauen würde. Allein die Vorstellung von einer bloßen Romanze entsetzte sie. Im Grunde, fand sie, war das ganze Getue um Romantik und Liebe nur dazu da, um Frauen, die meinten, ohne Mann kein erfülltes Leben führen zu können, als Kundinnen für irgendwelche teuren Produkte zu gewinnen, die sie ihrem angeblich so erstrebenswerten Ziel näher brachten. Zum Glück gehörte sie nicht mehr zu dieser Kundschaft. Sie war kein romantisches junges Ding mehr, sondern eine nüchterne Realistin. Keiner von diesen Schönrednern würde ihr noch einmal Sand in die Augen streuen, das war ihre feste Überzeugung.
    Sie standen kurz vor der Landung, und
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