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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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stelle ich dafür den Asylantrag?
    Wie gefährlich ist eine Überdosis Granufink?
    Bedeutet »Darmspiegelung«, dass ich danach den Hintern vorne trage? Warum habe ich nicht mehr ein Gedächtnis wie ein Elefant – fange aber langsam an, so viel zu wiegen?
    Wie bekomme ich die Rotweinflecken aus meinem Bauchnabel?
    Dieses Buch soll Mut machen – allen sogenannten »Best-Agern« (ab fünfzig), den »Rest-Agern« (ab achtzig) oder gar »Rest-in-Peace-Agern« (der Ü-110). Nicht zu vergessen natürlich all den noch jugendlich frischen Zwanzig-, Dreißig- und Vierzigjährigen: Je früher aufgeklärt, wohin der Weg geht, desto weniger Angst vor dem späteren Coming-out als alter Greis.
    So groß die Erinnerungslücken in meinem kahlen Kopf auch werden mögen: Immer werde ich mich an den Tag erinnern, als ich endlich allen Mut zusammengenommen hatte, um meine Freunde und Verwandten zu Hause im Wohnzimmer zu versammeln und ihnen zu gestehen: »Leute, ich muss euch was sagen … Ich bin alt!« Vertrauen Sie mir: Wenn sie dich danach anschauen, dir beistehend ihre Hand auf die Schulter legen und verständnisvoll lächeln: »Ach, Bill, das wissen wir doch schon seit zehn Jahren …« Dieses Gefühl der Befreiung ist unbeschreiblich!
    Wie gesagt: Dieses Buch macht Sie nicht jünger. Aber hoffentlich ein wenig entspannter älter. Lernen Sie den Greis in sich – wann auch immer er zuschlägt – etwas besser kennen. Lernen Sie, über ihn zu lachen. Und vielleicht werden Sie dabei sogar feststellen: So übel ist der Kerl, beziehungsweise das Mädel, gar nicht.

    Viel Spaß und immer eine Handbreit Kalk unterm Schädel wünscht Ihnen
    Ihr Bill Mockridge
    – nach Diktat vergreist –

1.
    Willkommen in der Senioren-Zielgruppe! Oder: Mein 60. Geburtstag
    Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir Alten werden nicht sonderlich gemocht – und zwar von keiner Geringeren als der Natur höchstpersönlich. Die möchte nämlich gar nicht, dass wir alt werden. Von der Natur aus erreicht der Mensch mit achtzehn fast schon seinen körperlichen und geistigen Höhepunkt. Dann wird man volljährig, und wie der Begriff schon andeutet: Man hat sein volles Leben ausgeschöpft. Danach geht’s nur noch bergab. Das kann ich auch beweisen: In der Steinzeit, vor vielen, vielen Jahren, ganz kurz vor der Geburt von Jopi Heesters, war der Mensch mit fünfundzwanzig schon tot. Wirklich! Heutzutage sind viele mit fünfundzwanzig immer noch dabei, sich irgendwie erst mal zu »finden«. Nicht so damals: Da wurde man mit fünfundzwanzig von anderen gefunden. Nämlich, ich sagte es bereits: tot in der Landschaft liegend. Vergiftet durch irgendwelche Beeren, von einem Nebenbuhler erschlagen, von einem wild gewordenen Mammut zerstampft, einem tollwütigen Säbelzahntiger zerfleischt, was weiß ich. Der Steinzeitmensch hat auf jeden Fall sehr früh die Keule für immer und ewig beiseitegelegt, nach dem Motto: Du sollst einziehen in die ewigen Jagdgründe jung, stark und sexy – und nicht alt, schlapp und faltig. Damit hat es die Natur nicht so, und dass wir sie inzwischen mit der modernen Medizin ziemlich hinterfotzig überlistet haben, nimmt sie uns krumm. Sie sträubt sich dagegen mit allen Mitteln. Das beste Beispiel: die Gesichter der Rolling Stones – das ist Rache pur. Das Gesicht von Mick Jagger ist inzwischen identisch mit dem Stadtplan von Timbuktu in Blindenschrift. Ja, die Natur ist eine Meisterin des Gegenschlages!
    Auch mit der Selbstwahrnehmung im Alter ist das so eine Sache. Alle wollen sich mit achtzig noch wie sechzig fühlen. Umgekehrt ist das weit seltener der Fall. Umso härter treffen dich deshalb natürlich auch die Schlüsselerlebnisse, wenn das Leben dir den Wink nicht mehr nur mit dem Zaunpfahl, sondern schon mit dem ganzen Lattenzaun gibt: »Hey Alter, aufwachen – auch du bist jetzt ein Greis!«
    Ein Beispiel: Es begab sich letzten Sommer – ich sitze in Toronto, wo ich geboren und aufgewachsen bin, in der U-Bahn. Mir gegenüber ein älterer Herr. Ich beobachte ihn eine ganze Weile und denke: »Verdammt, den Kerl kenn ich von der Schule … Aber das kann nicht sein – der ist doch viel zu alt.«
    Nach langem Grübeln spreche ich ihn dennoch an. »Entschuldigung … Sie waren nicht zufällig auf dem Upper Canada College?«
    Der Mann hebt seinen Blick. »War ich«, nickt er überrascht.
    »Das gibt’s ja nicht! Waren Sie Captain der Football-Mannschaft 1959?«
    Seine Augen fangen an zu leuchten. Jetzt nickt er noch
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