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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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dann, wo’s hingeht … Ich bin Ihr Kapitän, und ich heiße … Himmel, Arsch und Zwirn, mein Name muss doch hier vorne irgendwo … Wusste ich doch, hier auf meiner Brust: Kapitän, äh … Lufthansa! Und ich wünsche Ihnen einen schönen Dingsbums … ja, richtig: Flug!«
    In solchen Situationen kann dir eigentlich nur noch einer Beistand leisten: dein Priester. Doch auch auf die Gefahr hin, dass ich endgültig wie ein Jugend-Faschist anmute: Auch den wünsche ich mir an und für sich lieber jenseits der fünfzig als diesseits der dreißig! Unser neuer junger Dekan in Bonn-Endenich zum Beispiel – ein super Typ, gar keine Frage –, aber ich schwöre: Der Kerl steckt noch im tiefsten Dickicht der Pubertät! Ich bezweifele in keinster Weise seine klerikale Kompetenz. Doch ganz unter uns: Was soll der mir vom Jenseits erzählen? Da bin ich doch schon näher dran als der!
    Das bestätigen mir jedenfalls täglich meine alten Knochen, und zwar laut und deutlich. Heute Morgen nach meinem Fitnesstraining habe ich schon wieder gedacht, ich muss sterben. Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich den Arzt meines Vertrauens wieder aufsuche. Wann ist endlich mein nächster Drehtag in der »Lindenstraße«?

4.
    Ich finde für Frauen nicht mehr statt
    Seit Anbeginn unserer Existenz träumt die Menschheit von einer ganz besonderen Fähigkeit: sich unsichtbar machen zu können. Nehmen Sie Siegfried, den alten Drachenkiller, der macht im »Nibelungenlied« mit seiner Tarnkappe mal eben ganz souverän Kriemhild klar. Oder denken Sie an Hobbit Frodo mit seinem ihn verschwinden lassenden Ring. Aber jetzt halten Sie sich gut fest: Auch ich besitze eine Tarnkappe.
    Im Gegensatz zu Siegfried habe ich diese nicht etwa einem Zwergenkönig abgeluchst. Und wie Frodo einfach vom Finger abstreifen kann ich mein Unsichtbar-Utensil erst recht nicht. Ich trage es nämlich nicht freiwillig. Meine Ganzkörper-Tarnkappe ist fest angewachsen, nicht ablegbar. Es ist nämlich so: Mein Alter ist meine Tarnkappe. Ja, Sie haben richtig gelesen: Das Alter macht mich unsichtbar. Nicht für alle wohlgemerkt – ganz im Gegenteil: Apotheker, Ärzte und Bestatter behalten mich mit jedem verstreichenden Lebensjahr sogar immer genauer im Auge. Nein, ich spreche von den Menschen, bei denen ich seit einigen Jahren nicht mehr den Paarungsinstinkt wecke, sondern maximal den Pflegeinstinkt: den Frauen.
    Ich finde für Frauen nicht mehr statt.

    Es ist gar nicht so lange her (bitte korrigieren Sie mich jetzt nicht !), da war ich ein durch Gottes gütige Hand libidogesegneter Jüngling mit vollem Haupthaar und von stattlicher Statur. Zog ich damals durch die Straßen, um mich herum schöne, junge Frauen, zogen sich unsere Blicke geradezu magisch an. Ich war der »Flirtinator« von Bonn-Endenich – ein kurzer Augenkontakt sagte mehr als tausend Worte.
    Das war einmal.
    Heute bin ich ein durch Gottes grausame Hand libidolimitierter alter Sack mit verschwundenem Haupthaar und von stattlicher Plauze. Wenn ich heute zu einer Frau auf der Straße herüberschaue – schaut sie nicht zurück. Sie – schaut – nicht – zurück ! Ihre weiblichen Hormone steuern, dass ich für sie unsichtbar werde, ihr Gehirn mich als potentiellen Mann einfach ausblendet, um den Blick fürs Wesentliche zu schärfen: die Suche nach einem jungen, potenten Partner, der sie im Notfall mit seinen starken Fäusten verteidigen kann – und nicht wie ich, indem er seine speichelgetränkten »Dritten« rausnimmt und sie dem Angreifer ins Skrotum kneift.
    Zunächst war ich angesichts dieser nicht besonders begrüßenswerten Entwicklung meiner Wirkung auf Frauen verunsichert, ja, mehr noch: Ich war erschrocken und bestürzt, fühlte mich in meiner männlichen Ehre verletzt. Schon bald jedoch erarbeitete ich Strategien und Tricks, um die Frauen doch noch auf mich aufmerksam zu machen. So stellte ich mich, als die Wirkung des reinen Blickkontaktes verblasste, neben eine junge Dame und begann, mich zu räuspern – als kurzer, aber eindeutiger akustischer Hinweis: »Hallo, schöne Frau, hier bin ich!« Ein Räusperer voll sinnlicher Erotik, mit einem Hauch Barry White aus den Untiefen meiner Kehle. Gut, zugegeben, das Räuspern geriet vielleicht etwas lang, unter Umständen auch einen Tick zu laut und röchelnd – bei älteren Menschen ist dies nun mal nicht immer ein Ohrenschmaus. Doch es tat seinen Zweck, und allein das zählte: Die Frau drehte ihren Kopf zu mir, schaute mich an.
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