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J.D.SALINGER Neun Erzählungen

Titel: J.D.SALINGER Neun Erzählungen
Autoren: Unknown
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dann fing sie an, mir zu erzählen, dass sie beinahe von einem farbigen Soldaten vergewaltigt wurde. Mitten im Erdgeschoss von Lord & Taylor’s fing sie damit an – du kennst die Jackson ja. Sie sagte, er sei der Chauffeur ihres Mannes gewesen und eines Vormittags habe er sie zum Markt gefahren oder so. Sie sagte, sie habe eine solche Angst gehabt, dass sie gar nicht – «
    »Moment mal .«
    E loise hob den Kopf und die Stimme. »Bist du das, Ramona?«
    »Ja«, antwortete die Stimme eines kleinen Kindes.
    »Schließ bitte die Haustür hinter dir«, rief Eloise.
    »Ramona ist das? Ach, ich will sie unbedingt sehen. Ist dir klar, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, seit sie ihre – «
    »Ramona«, schrie Eloise mit geschlossenen Augen, »geh in die Küche und lass dir von Grace die Galoschen ausziehen.«
    »In Ordnung«, sagte Ramona. »Komm, Jimmy.«
    »Ach, ich will sie unbedingt sehen«, sagte Mary Jane. » O Gott ! Sieh nur, was ich gemacht habe. Es tut mir schrecklich leid, El.«
    »Lass nur. Lass nur«, sagte Eloise. »Ich kann diesen Teppich sowieso nicht mehr sehen. Ich bring dir ein neues.«
    »Nein, sieh doch, es ist noch mehr als halb voll! «
    M ary Jane hielt ihr Glas hoch.
    »Wirklich?«, fragte Eloise. »Gib mir mal ’ne Zigarette.«
    Mary Jane hielt ihr die Schachtel Zigaretten hin und sagte: »Oh, ich muss sie unbedingt sehen. Wem sieht sie jetzt ähnlich?«
    Eloise riss ein Streichholz an. »Akim Tamiroff.«
    »Nein, ernsthaft.«
    »Lew. Sie sieht aus wie Lew. Wenn seine Mutter vorbeikommt, sehen die drei wie Drillinge aus .«
    O hne sich aufzusetzen, griff Eloise nach einem Stapel Aschenbecher am hinteren Ende des Rauchtischchens. Erfolgreich hob sie den obersten hoch und stellte ihn sich auf den Bauch. »Einen Cockerspaniel oder so, das brauche ich«, sagte sie. »Jemanden, der aussieht wie ich.«
    »Wie geht es jetzt mit ihren Augen?«, fragte Mary Jane. »Sie sind doch nicht etwa schlechter geworden?«
    »Gott! Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sieht sie ohne Brille überhaupt was? Ich meine, wenn sie nachts aufsteht und aufs Klo muss oder so.«
    »Das erzählt sie keinem. Bei Geheimnissen ist sie schlimm.«
    Mary Jane drehte sich auf ihrem Stuhl um. »Ja, hal lo , Ramona!«, sagte sie. »Was ist das nur für ein hübsches Kleid! «
    S ie stellte ihr Glas ab. »Bestimmt erinnerst du dich nicht mehr an mich, Ramona.«
    »Natürlich erinnert sie sich an dich. Wer ist die Dame, Ramona?«
    »Mary Jane«, sagte Ramona und kratzte sich.
    »Großartig!«, sagte Mary Jane. »Gibst du mir denn auch ein Küsschen, Ramona?«
    »Hör auf damit«, sagte Eloise zu Ramona.
    Ramona hörte auf, sich zu kratzen.
    »Gibst du mir denn auch ein Küsschen, Ramona?«, fragte Mary Jane noch einmal.
    »Ich küsse Leute nicht gern.«
    Eloise schnaubte und fragte: »Wo ist Jimmy?«
    »Hier.«
    »Wer ist denn Jimmy?«, fragte Mary Jane Eloise.
    »O Gott! Ihr Kavalier. Ist immer da, wo sie ist. Tut, was sie tut. Alles ein Riesengetue.«
    »Tat sächlich ? «, sagte Mary Jane begeistert. Sie beugte sich vor. »Einen Kavalier hast du, Ramona?«
    Ramonas Augen hinter den dicken Brillengläsern gegen Kurzsichtigkeit spiegelten Mary Janes Begeisterung nicht im Geringsten.
    »Mary Jane hat dich etwas gefragt, Ramona«, sagte Eloise.
    Ramona steckte sich einen Finger in die kleine, breite Nase.
    »Lass das«, sagte Eloise. »Mary Jane hat dich gefragt, ob du einen Kavalier hast.«
    »Ja«, sagte Ramona, mit ihrer Nase beschäftigt.
    »Ramona«, sagte Eloise. »Hör auf damit. Sofort.«
    Ramona ließ die Hand sinken.
    »Also, das finde ich ja ganz wunderbar«, sagte Mary Jane. »Wie heißt er denn? Sagst du mir, wie er heißt, Ramona? Oder ist das ein großes Geheimnis?«
    »Jimmy«, sagte Ramona.
    »Jimmy? Oh, was für ein wundervoller Name, Jimmy! Jimmy wie, Ramona?«
    »Jimmy Jimmereeno«, sagte Ramona.
    »Steh still«, sagte Eloise.
    »Na! Das ist ja ein Name. Und wo ist Jimmy? Sagst du mir das, Ramona?«
    »Hier«, sagte Ramona.
    Mary Jane sah sich um, sah dann wieder Ramona an und lächelte so herausfordernd wie nur möglich. »Wo hier, mein Schatz?«
    » Hier « , sagte Ramona. »Ich halte ihn an der Hand.«
    »Das kapiere ich nicht«, sagte Mary Jane zu Eloise, die gerade ihr Glas leer trank.
    »Sieh nicht mich an«, sagte Eloise.
    Mary Jane sah wieder Ramona an. »Aah, ver stehe. Jimmy ist nur ein kleiner Fantasiejunge. Großartig .«
    M ary Jane beugte sich freundlich vor. »Wie geht es dir, Jimmy?«, sagte sie.
    »Der
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