Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
sich nicht fernhielt. Nicht meine Schuld, sondern seine. Aber sein Bruder war ein hohes Tier im Innenministerium. Sie wissen, wie das ist …«
    »Wir brauchen keine Einzelgänger oder Aussteiger, sondern Soldaten. Gute Soldaten, die Befehle ausführen können.«
    »Genau das kann ich.« Buslenko richtete sich in seinem Ledersessel auf. »Aber ich dachte, Sie wären auf der Suche nach Leuten, die … na ja, die das Gesetz brechen.«
    »Für uns gilt nur ein einziges Gesetz: das des Soldaten. Wenn Sie von uns aufgenommen werden, gehören Sie einer Elite an. Alles, was wir tun, wird von den höchsten militärischen Maßstäben bestimmt. So wie im normalen Dienst bei einer Speznas-Einheit. Nur wird es sehr viel besser bezahlt. Aber Sie sind noch nicht aufgenommen. Ich möchte, dass Sie ein paar Fragen beantworten.«
    »Nur zu …« Buslenko zuckte kaltblütig die Achseln, doch sein Mund war trocken geworden, und er musste der Versuchung widerstehen, über die Schulter des Russen hinweg auf die schwarze Glaswand zu starren. Sein Instinkt meldete sich nun unaufhörlich. Jemand war in dem Zimmer, um ihn zu beobachten. Ihm zuzuhören. Er war dort. Saschas Information traf zu.
    »Wissen Sie, was eine Militäreinheit zusammenhält?«
    »Keine Ahnung … Gehorsam vermutlich. Die Fähigkeit, einen Befehl so präzise wie möglich auszuführen.«
    Kotkin schüttelte seinen narbigen Kopf. »Nein, es ist etwas anderes. Nämlich Vertrauen. Das Vertrauen der wahren Kameradschaft. Loyalität untereinander und gegenüber dem Kommandeur.«
    »So wird es sein.« Buslenko hatte das Gefühl, dass sich etwas änderte, wie der plötzliche Wechsel des Luftdrucks kurz vor einem Sturm. Er spürte, wie sich die drei anderen Männer auf dem langen Sofa fast unmerklich anspannten. Aber das Verhalten des Russen war das gleiche, äußerst professionell. Aus Kotkins Akten ging hervor, dass er als Vernehmer – oder Folterer – in Tschetschenien und anderswo an den Grenzen des zerbröckelnden Russischen Reiches gedient hatte. Vielleicht war er deshalb hier. Nicht als Buslenkos Anwerber, sondern als sein Folterer und Henker. Immer noch wurde er von seinem Instinkt gewarnt, dass ihn jemand hinter der Glaswand beobachtete und belauschte.
    »Loyalität. Das ist es, was eine Einheit zusammenhält. Waffenbruderschaft.« Der Russe machte eine Pause, als warte er auf einen Kommentar von Buslenko. Die drei anderen Männer standen auf, und Buslenko lauschte angestrengt nach einem noch so leisen Geräusch hinter sich.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte Buslenko in einem möglichst gleichmäßigen Tonfall. Der Angriff wird von hinten kommen, dachte er erneut.
    »Wir alle hier haben eine gemeinsame Erfahrung«, fuhr Kotkin fort, als hätte er Buslenkos Frage nicht gehört. »Wir sind Kriegskameraden, deren Leben voneinander abhängt. Wofür wir kämpfen, ist nebensächlich. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam kämpfen. Zwischen uns besteht ein unausgesprochenes, unzerbrechliches Band der Loyalität. Eine stärkere Bindung gibt es nicht. Und keinen schlimmeren Betrug als den Verrat an dieser Bindung.«
    Wie auf ein Stichwort griffen die drei anderen Männer in ihre Lederjacken, und Buslenko sah drei automatische Pistolen schweren Kalibers. Doch niemand drückte den Abzug durch.
    »Du heißt nicht Rudenko«, sagte der Russe, »und du hast nicht in Titan gedient. Du heißt Taras Buslenko, warst bei der Speznas-Einheit Sokil zur Bekämpfung organisierter Verbrechen und bist nun Geheimagent in der Abteilung Organisierte Kriminalität des Innenministeriums.«
    Buslenko schaute an Kotkin vorbei auf die Glaswand. Er war dort. Buslenko hatte keinen Zweifel. Der Tötung nahe, wie er es liebte.
    »Du bist allein, Buslenko«, erklärte der Russe. »Du konntest kein Abhörgerät tragen und nur unbewaffnet hierherkommen. Deine Leute sind draußen, aber wir sind besser als sie. Bevor die hier eintreffen, bist du tot, und wir sind verschwunden. Mit anderen Worten, du bist am Arsch.«
    Dann merkte Buslenko, wie sich jemand kaum hörbar hinter ihm durch das Zimmer bewegte. Den nächsten Schritt sah er perfekt voraus, denn ihm war bereits klar, dass sie ihn so leise wie möglich umbringen wollten. Sobald die Drahtschlinge vor ihm niedersauste, ließ er sich auf dem Ledersessel nach unten gleiten. Der Draht grub sich schmerzhaft in seine Stirn, bevor er abrutschte, da er sich nicht unter seinem Kiefer im weichen Gewebe seiner Kehle verfangen hatte. Buslenko rammte seine Absätze
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher