Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Aber er konnte auf seinen Instinkt und seine Ausbildung verzichten, um zu wissen, dass er einen miesen, gefährlichen Scheißkerl vor sich hatte. Schon beim Betreten des Zimmers hatte er den Russen erkannt, und ihm schnürte sich die Brust zusammen.
    Kotkin. Was hatte Dmitri Kotkin hier zu suchen? Seine Stellung in der Organisation war so hoch, dass er nichts mit der Anwerbung von Personal zu tun haben konnte. Buslenko brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass nun ein fünfter Mann – neben der Tür – hinter ihm war, doch er spürte, dass noch jemand anders hier sein musste. Jemand, der sich Buslenkos Reichweite entzog, der still und ungesehen hinter der dunklen Glaswand im Nachbarzimmer wartete.
    Die ukrainische Schönheit stellte Buslenkos Bier auf den Tisch und verließ den Raum. Er zuckte nicht einmal mit dem Kopf, als sich die Tür klickend hinter ihm schloss. Die Anwesenheit des fünften Mannes war belanglos. Zwar fühlte sich Buslenko durchaus fähig, in der richtigen Situation mit vier oder fünf Männern fertig zu werden. Doch dies war nicht die richtige Situation, und es waren nicht die richtigen Männer. Sie alle hatten einen ähnlichen Werdegang wie Buslenko hinter sich und vermutlich mehr als einmal Menschen getötet. Bestenfalls konnte er ein oder zwei von ihnen mitnehmen. Wenn der Tod wirklich kam, dann von hinten und von dem Mann an der Tür.
    »Sie sind Rudenko?«, fragte Kotkin auf Russisch.
    Buslenko nickte.
    »Setzen Sie sich«, forderte ihn Kotkin auf und nahm ebenfalls Platz. Die drei anderen blieben stehen. Der Narbige öffnete die Akte. »Sie haben einen sehr eindrucksvollen Lebenslauf vorzuweisen. Genau das, was wir brauchen. Jedenfalls hat es den Anschein. Aber ich möchte wissen, warum Sie nach uns Ausschau gehalten haben.«
    »Habe ich nicht. Sie sind mit mir in Kontakt getreten«, antwortete Buslenko ebenfalls auf Russisch. Er dachte daran, einen lässigen Schluck aus seiner Bierflasche zu nehmen, fürchtete jedoch, dass seine Hand zittern würde. Nicht aus Angst, sondern wegen des Adrenalinschubs.
    Kotkin hob die Augenbrauen, wodurch die Narbe abstoßende Falten schlug. »Sie haben Nachforschungen angestellt. Doch nicht nur das. Sie haben es verstanden, die richtigen Fragen am richtigen Ort zu stellen. Das kann nur zweierlei bedeuten … Sie wollten für sich werben, oder …«
    Buslenko schüttelte lachend den Kopf. »Ich bin kein Polizist, wenn Sie das sagen wollten. Hören Sie, es ist ganz einfach. Geld. Ich will Geld verdienen, und zwar eine Menge. Und ich möchte im Ausland arbeiten. Genau solche Leute brauchen Sie doch, oder?«
    »Eines nach dem anderen.« Der Narbige nickte den anderen zu, und zwei von ihnen näherten sich Buslenko. Sie bedeuteten ihm, aufzustehen und die Arme zu heben. Der eine tastete ihn ab, während ihn der andere mit einem Scanner nach einem Abhörgerät absuchte. Buslenko lächelte. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass er sauber war, setzten sich die beiden Männer wieder hin.
    »Wir wissen, wen wir benötigen. Sie müssen uns davon überzeugen, dass Sie der richtige Mann sind.«
    »Ich nehme an, dass dort schon alles drinsteht.« Buslenko wies mit dem Kopf zu der Akte hinüber. »Zwölf Jahre Erfahrung. Als Fallschirmjäger und dann bei der Speznas-Einheit Titan des Innenministeriums. Ich kann mich verteidigen und jeden Auftrag für Sie erledigen.«
    »Ich weiß über Titan Bescheid. Kennen Sie Juri Protschew? Er muss dort ungefähr zur selben Zeit gedient haben.«
    Buslenko tat so, als müsse er seiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Er war die Akten und sämtliche Personallisten ein Dutzend Mal durchgegangen und wusste, dass Juri Protschew nicht existierte. Es war offensichtlich ein Trick. Zu offensichtlich. Kotkin wollte nicht, dass Buslenko behauptete, eine fiktive Gestalt zu kennen. Vielmehr sollte er den Sachverhalt ganz rasch bestreiten und dadurch verraten, dass man ihn geschult hatte.
    »Nein … Ich kann mich nicht an ihn erinnern«, meinte Buslenko schließlich. »Ich kannte fast alle. Aber keinen Juri Protschew. Es gab einen Juri Kadnikow. Könnte es der gewesen sein?«
    »Sie sind in Schwierigkeiten geraten?« Kotkin ignorierte Buslenkos Antwort.
    »Manchmal. Nicht oft. Wir mussten einen Häftlingsaufstand im Gefängnis SIS013 niederschlagen. Ich habe einen Insassen getötet … Unter den Umständen keine große Sache, aber ein Gefängnisbeamter hat eine Kugel in den Hals gekriegt, weil er die Befehle nicht befolgte und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher