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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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nickte eifrig. »Genau.«
    »Von mir haben Sie es aber nicht.«
    »Nein«, gab Jacob gedehnt zurück. »Bis es in der Zeitung steht, sage ich niemandem etwas darüber – versprochen.«
    »Gut.«
    Der alte Tannenberg legte den Löffel neben seinen Teller. Dann knetete er in gespannter Vorfreude seine Hände. »Also, nun sag schon: Wo habt ihr die Leiche gefunden?«
    »An der Jammerhalde. Das ist unterhalb von Dansenberg.«
    »Ja, ja, ich weiß, wo die Jammerhalde ist. Da waren wir im Krieg oft Holzsammeln.« Er krauste die Stirn. »Was ist dort passiert? Du hast doch gesagt, die Leiche wurde zerstückelt?«
    »Hab ich gesagt, ja. Aber das ist nicht ganz richtig. Dem Toten wurde lediglich der Kopf abgetrennt.«
    »Womit?«
    »Das wissen wir leider noch nicht. Vielleicht gibt uns nachher die Autopsie näheren Aufschluss darüber.«
    »So, jetzt reicht’s aber, Rainer. Mehr braucht Vater nicht zu wissen.«
    »Ist schon gut, Herr Hauptkommissar«, grummelte Jacob. »Wenn du wieder so bockig bist, werde ich mein Wissen über die Morde an der Jammerhalde am besten gleich an die Zeitung verkaufen.«
    Tannenberg lehnte sich amüsiert in seinem Stuhl zurück. »Das kannst du getrost vergessen. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dir diese alten Kamellen irgendjemand abkauft. Die Geschichte mit dem Massaker im 30-jährigen Krieg kennt doch fast jeder in der Stadt.«
    »Von wegen 30-jähriger Krieg. An der Jammerhalde hat man schon öfter Tote entdeckt.« Jacob tippte sich leicht mit den Fingerkuppen an die Stirn. »Ich mein’ doch nicht die Morde beim ›Kroatensturm‹. Das ist doch schon viel zu lange her.« Er stockte, wartete auf eine Reaktion. Diese stellte sich auch postwendend ein.
    »Sondern?«, fragte sein jüngster Sohn.
    »Ach, der neunmalkluge Herr Hauptkommissar weiß offensichtlich nichts von den Doppelmorden Anfang der siebziger Jahre.« Grinsend hob er die Brauen und drehte den Kopf. »Du auch nicht, Rainer?«
    Dr. Schönthaler zuckte mit den Schultern. »Nee.«
    »Bist du mit zwanzig Euro Strafgeld einverstanden – wegen vorsätzlicher Verärgerung deines alten Vaters?«
    »Okay, aber wir halten’s wie immer: zuerst die Informationen, dann die Kohle.«
    »Leg erstmal die zwanzig Euro auf den Tisch. Wer weiß denn, ob du überhaupt noch so viel hast.«
    Tannenberg zog umständlich seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, holte einen Zwanzig-Euro-Schein heraus und legte diesen auf den Tisch.
    Jacob ergriff den Geldschein und begutachtete ihn skeptisch. »Könnte ja Falschgeld sein.«
    »Vater!«
    »So ungeduldig plötzlich?« Er räusperte sich ausgiebig. »Also gut: Irgendwann in den siebziger Jahren hat hier in der Gegend ein brutaler Mörder sein Unwesen getrieben. Er hatte es auf Liebespaare abgesehen. Er ist immer auf dieselbe Weise vorgegangen: Zuerst hat er den Mann umgebracht. Die Frau musste dabei zusehen. Danach hat er die Frau geschändet und sie anschließend ebenfalls ermordet. Eines dieser Pärchen ist damals direkt an der Jammerhalde aufgefunden worden. Beide mit durchgeschnittener Kehle. Genau da, wo jetzt der Gedenkstein steht.«
    »Wirklich? Dort haben wir vorhin den Toten entdeckt. Weißt du, ob man diesen Täter irgendwann gefasst hat?«, fragte der verblüffte Kriminalbeamte.
    »Nein, ich hab jedenfalls nichts davon mitbekommen. Vielleicht ist der Tote ja dieser Mörder. Vielleicht hat ja irgendein Angehöriger eines seiner damaligen Opfer späte Rache genommen.«
    Tannenberg brummte nachdenklich.
    Jacob nahm ihn fest ins Visier. »Junge, du solltest dich wirklich in Acht nehmen. Über der Jammerhalde liegt ein Todesfluch.«

3
    »Mann, Flocke, ist das eine verdammte Hitze. Das Gewitter heute Nacht hat kaum Abkühlung gebracht«, stöhnte Tannenberg, als er die Diensträume der Kaiserslauterer Mordkommission betrat. Er eilte an seiner Sekretärin vorbei zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und schaufelte sich ein paar Hände voll Leitungswasser ins Gesicht. »Tut das gut«, prustete er, während er sich abtrocknete. »Das ist ja schlimmer als in einem Brutkasten.«
    »Also, Chef, mir kann’s gar nicht heiß genug sein«, ertönte es in seinem Rücken.
    Verwundert drehte er sich um. Die gute Seele des K 1 saß von zwei Teekannen eingerahmt hinter ihrem Schreibtisch und strahlte ihn an. Petra Flockerzie hatte ein rundes, freundliches Gesicht mit Lachgrübchen um die Mundwinkel herum. Den lebhaften, grünen Augen schien nichts entgehen zu können. Die etwa 50-jährige Frau war
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