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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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Er stieg die Leiter hinunter und untersuchte sorgfältig den Ausweis des Fahrers sowie Grants Papiere. Dann signalisierte er dem Fahrer, zu verschwinden, und Grant, ihm die Leiter hinauf zu folgen. Er bot keine Hilfe mit dem Koffer an, doch Grant trug ihn die Leiter hoch, als ob er nicht schwerer als ein Buch wäre. Der Flugbegleiter holte die Leiter hinter ihnen ein, wuchtete die breite Luke zu und ging ins Cockpit.
    Grant hatte die freie Wahl zwischen zwanzig leeren Plätzen. Er wählte den, der sich am nächsten an der Luke befand, und schloss seinen Sicherheitsgurt. Durch die offene Tür des Cockpits drangen Fetzen des Gesprächs mit dem Kontrollturm, dann heulten die beiden Motoren auf, das Flugzeug wendete so schnell wie ein Auto, rollte zum Anfang der Nord-Süd-Startbahn und schoss ohne weitere Vorwarnungen los und in die Luft.
    Grant öffnete seinen Sicherheitsgurt, zündete sich eine Troika-Zigarette an, und lehnte sich zurück, um bequem über seine vergangene Karriere und unmittelbar bevorstehende Zukunft nachzudenken.
    Donovan Grant war das Ergebnis der mitternächtlichen Verbindung eines deutschen Gewichthebers und einer südirischen Kellnerin. Die Verbindung dauerte eine Viertelstunde und fand auf dem feuchten Grass hinter einem Zirkuszelt in der Nähe von Belfast statt. Danach drückte der Vater der Mutter etwas Geld in die Hand, und glücklich kehrte die Mutter zu ihrer Schlafstätte in der Küche eines Cafés in der Nähe des Bahnhofs zurück. Den Großteil der Schwangerschaft verbrachte sie bei einer Tante in dem kleinen Dorf Aughmacloy nahe der Grenze. Dort starb sie sechs Monate später an einem Wochenbettfieber, kurz nachdem sie einen fünf Kilo schweren Jungen zur Welt gebracht hatte. Bevor sie starb, bestimmte sie noch, dass der Junge »Donovan« heißen sollte (der Gewichtheber hatte sich selbst »Der mächtige O’Donovan« genannt) und Grant, was ihr eigener Nachname war.
    Die Tante sorgte widerstrebend für den Jungen. Er wuchs gesund auf und wurde immer kräftiger, war aber sehr still. Er hatte keine Freunde. Er weigerte sich, mit anderen Kindern zu spielen, und wenn er etwas von ihnen wollte, nahm er es sich mit Gewalt. Auch in der örtlichen Schule wurde er gefürchtet und gehasst, doch er machte sich einen Namen, indem er auf Volksfesten als Ringer und Boxer auftrat. Dort verschaffte ihm seine blutdürstige Angriffswut, kombiniert mit Hinterlist, den Sieg über viel ältere und größere Jungs.
    Durch dieses Kämpfen wurde die Sinn Féin auf ihn aufmerksam, die Aughmacloy als Tor für ihre Geschäfte mit dem Norden nutzte, genau wie die Schmuggler, die das Dorf aus dem gleichen Grund nutzten. Als er die Schule verließ, wurde er für beide Gruppen zum Schläger. Sie bezahlten ihn gut für seine Arbeit, wollten aber so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben.
    Etwa zu dieser Zeit begann sein Körper, stets um die Zeit des Vollmonds herum, seltsame und gewalttätige Neigungen zu verspüren. Als er im Oktober seines sechzehnten Lebensjahres »den Rappel« bekam, wie er es bezeichnete, ging er los und erwürgte eine Katze. Dadurch fühlte er sich einen ganzen Monat lang besser. Im November war es ein großer Hütehund, und zu Weihnachten schlitzte er um Mitternacht der Kuh eines Nachbarn die Kehle auf. Durch diese Handlungen fühlte er sich gut. Er war schlau genug, um zu erkennen, dass sich das Dorf schon bald über die seltsamen Todesfälle wundern würde, also kaufte er sich ein Fahrrad und fuhr jeweils für eine Nacht im Monat aufs Land. Oft musste er sehr weit fahren, um zu finden, was er wollte, und nach zwei Monaten, in denen er sich mit Gänsen und Hühnern begnügt hatte, bekam er die Gelegenheit, einem schlafenden Landstreicher die Kehle durchzuschneiden.
    Nachts waren so wenige Menschen unterwegs, dass er sich immer früher aufmachte und so weit radelte, bis er in der Abenddämmerung an weit entfernten Dörfern ankam, wo einzelne Menschen von der Feldarbeit nach Hause gingen und sich junge Frauen zu ihren Verabredungen aufmachten.
    Als er sein erstes Mädchen tötete, »belästigte« er sie in keinster Weise. Er hatte von dieser Sache zwar schon gehört, hatte sie aber nie nachvollziehen können. Es war lediglich der wunderschöne Akt des Tötens, durch den er sich besser fühlte, und nichts anderes.
    Am Ende seines siebzehnten Lebensjahrs verbreiteten sich in der Gegend um Fermanagh, Tyrone und Armagh böse Gerüchte. Als eine Frau am helllichten Tag erwürgt und achtlos in
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