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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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im Krankenhaus oder in der Stadt nach ihm zu erkundigen. Als sie das erste Mal zu diesem Haus bestellt worden war, hatte ihr einer der Diener erklärt, dass man sie ins Gefängnis werfen würde, falls sie über das sprechen sollte, was sie hier sah. Wieder zurück im Krankenhaus hatte der Direktor nach ihr schicken lassen und ihr das Gleiche gesagt. Sie würde ins Gefängnis gehen. Die starken Hände der Frau griffen nervös in den großen Deltamuskel am Schultergelenk. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es sich um eine Staatsangelegenheit handelte. Vielleicht war es das, was sie an diesem prächtigen Körper so abstieß. Vielleicht war es nur die Angst vor der Organisation, die den Körper kontrollierte. Bei dem Gedanken daran, wer er sein mochte, was man ihm befehlen mochte, ihr anzutun, schloss sie die Augen. Schnell öffnete sie sie wieder. Vielleicht hatte er es bemerkt. Doch die Augen starrten nur ausdruckslos in den Himmel.
    Nun – sie griff nach dem Öl – war das Gesicht an der Reihe.
    Die Daumen des Mädchens hatten sich noch kaum in die geschlossenen Augenhöhlen des Manns gedrückt, als das Telefon im Haus zu klingeln begann. Das Geräusch schrillte ungeduldig in den Garten hinaus. Sofort war der Mann auf einem Knie, wie ein Läufer, der auf den Startschuss wartete. Aber er bewegte sich nicht. Das Klingeln hörte auf. Eine Stimme sagte etwas. Das Mädchen konnte nicht hören, was es war, doch es klang demütig, als ob Befehle entgegengenommen wurden. Die Stimme erstarb, und einer der Diener erschien kurz in der Tür, winkte den Mann herbei und kehrte ins Innere zurück. Noch bevor die Geste vollendet war, lief der nackte Mann bereits auf das Haus zu. Sie sah dem sonnenverbrannten Rücken hinterher, als dieser durch die gläserne Terrassentür verschwand. Es war besser, wenn er sie nicht hier vorfand, wenn er wieder herauskam – untätig, vielleicht sogar lauschend. Sie stand auf, trat zwei Schritte auf den Betonrand des Pools zu und tauchte anmutig hinein.
    Auch wenn es ihre Instinkte dem Mann gegenüber erklärt hätte, war es für den Seelenfrieden des Mädchens doch besser, nicht zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte.
    Sein richtiger Name war Donovan Grant, oder »Red« Grant. Aber in den letzten zehn Jahren hatte man ihn Krassno Granitski genannt und sein Tarnname lautete »Granit«.
    Er war der oberste Scharfrichter von SMERSCH, des für Mord zuständigen
Apparats
des MGBs, und in diesem Moment erhielt er seine Instruktionen über eine Direktleitung aus Moskau.

DER SCHLÄCHTER
    Grant legte den Telefonhörer vorsichtig wieder auf die Gabel, saß da und betrachtete ihn.
    Der Wärter mit dem dicken Kopf stand neben ihm. »Sie sollten sich besser in Bewegung setzen.«
    »Hat man Ihnen Einzelheiten genannt?« Grant sprach hervorragend Russisch, wenn auch mit starkem Akzent. Er konnte als Staatsbürger einer sowjetbaltischen Provinz durchgehen. Die Stimme war hoch und flach, als ob er etwas Langweiliges aus einem Buch vorlesen würde.
    »Nein. Nur dass Sie in Moskau gewünscht werden. Das Flugzeug ist auf dem Weg. Es wird in etwa einer Stunde hier sein. Eine halbe Stunde fürs Auftanken und dann drei oder vier Stunden, je nachdem, ob Sie in Charkiw runtergehen. Sie sollten besser packen. Ich werde den Wagen bestellen.«
    Grant kam nervös auf die Beine. »Ja. Sie haben recht. Aber haben sie nicht mal erwähnt, ob es um einen Einsatz geht? Ich würde es gerne wissen. Es war eine sichere Leitung. Sie hätten wenigstens einen Hinweis geben können. Normalerweise tun sie das.«
    »Dieses Mal nicht.«
    Grant kehrte langsam durch die Glastür in den Garten zurück. Wenn er das Mädchen bemerkte, das am anderen Ende des Pools saß, ließ er es sich nicht anmerken. Er bückte sich, hob sein Buch und die goldenen Trophäen seines Berufsstands auf, kehrte ins Haus zurück und ging die paar Stufen zu seinem Schlafzimmer hinauf.
    Der Raum war trostlos und nur mit einem eisernen Bettgestell, von dem an einer Seite eine zerknitterte Decke herunterhing, einem Korbstuhl, einem unlackierten Kleiderschrank und einem billigen Waschtisch mit einer Waschschüssel aus Blech ausgestattet. Der Boden war mit britischen und amerikanischen Zeitschriften übersät. Unter dem Fenster waren grelle Taschenbücher und gebundene Krimis gegen die Wand gestapelt.
    Grant bückte sich und zog einen ramponierten italienischen Kunststoffkoffer unter dem Bett hervor. Er nahm eine Auswahl verwaschener, kostengünstiger, aber respektabler
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