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James Bomb jagt die Zombies

James Bomb jagt die Zombies

Titel: James Bomb jagt die Zombies
Autoren: Manfred Taut
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Hause?“
    „Die Weckdroge hat teuflischerweise eine den Priestern sehr willkommene Nebenwirkung. Sie bewirkt bei dem Wiedererweckten Gedächtnis- und Orientierungsverlust, Dämmerzustände und Halluzinationen. Der Auferstandene wird willenlos, eine Marionette in den Händen der Voodoohexer. Er ist ein Zombie, der als Sklave gehalten werden kann.
    Für die Voodoogläubigen ist dies alles natürlich nur durch Zauberei erklärbar.
    Die Schwarzen fürchten dieses Zombieschicksal so sehr, daß es nicht selten ist, daß die Verwandten eines plötzlich Verstorbenen - und der plötzliche Tod ist es ja, was verdächtig ist - diesem noch ein Messer ins Herz stoßen oder den Kopf mit einer Machete abtrennen oder den Gendarm bitten, ihm eine Kugel ins Hirn zu jagen - nur um ganz sicher zu sein, daß der Verstorbene auch wirklich tot ist und nicht als Zombie auferstehen kann.“
    Sir Humbert hatte mit so großem Ernst gesprochen, daß sich Bomb eines Gruseins nicht erwehren konnte.
    „Aber wenn diese Unglücklichen gar nicht wirklich tot sind, dann wäre das doch Mord!“
    „Immer noch besser als ein Zombiedasein“, antwortete Sir Humbert.
    Sie schwiegen bedrückt.
    „Und wie kommen Sie darauf, daß auch der Mann Ihrer Köchin Maria...“, unterbrach Bomb die Stille.
    Sir Humbert schrak aus seinen Gedanken auf.
    „Es gab zwei Verdachtsmomente: Erstens war Marias Mann, wie ich schon erwähnte, gesund und kräftig, aber sein plötzlicher Tod wies im nachhinein alle klinischen Symptome einer Tetradoxinvergiftung auf. Zweitens ist dieser Todesfall nur einer in einer langen Reihe von ähnlich verdächtigen Fällen. Im letzten Vierteljahr sind hier auf der Insel mindestens fünfzig bis sechzig kräftige Männer unter mysteriösen Umständen plötzlich verstorben. Bei einem Großteil von ihnen haben die besorgten Verwandten die Gräber geöffnet: Die Leichen waren sämtlich verschwunden.“
    „Hat... hat man auch das Grab von Marias Mann geöffnet?“ fragte Bomb.
    Sir Humbert nickte.
    „Vorige Woche, heimlich bei Nacht und Nebel. Die Familie wollte Gewißheit haben.“
    „Und?“ fragte Bomb, obwohl er die furchtbare Antwort im voraus wußte.
    „Es war leer!“ antwortete Sir Humbert.
    „Und Sie meinen wirklich, das bedeutet, daß man den armen Kerl vergiftet und als Zombie wiedererweckt hat... “, ächzte Bomb.
    Sir Humbert nickte düster.
    „Das ist so gut wie sicher, es... es sei denn...“ Er zögerte.
    „Was?“ fragte Bomb. „So reden Sie doch schon...“
    „Es sei denn, und das kommt vor, es wäre bei der Dosierung des Igelfischgiftes etwas schiefgelaufen oder das Opfer wäre besonders anfällig gegen das Tetrodoxin. So wäre ihm wenigstens das furchtbare Schicksal eines Zombie erspart geblieben - der arme Mann wäre dann wirklich tot.“
    Amen, war Bomb versucht zu sagen, aber das Wort blieb ihm im Halse stecken. Er befeuchtete seine Kehle mit einem Schluck Brandy.
    „Aber“, gab er zu bedenken „läge er denn dann nicht in seinem Grab?“
    „Nicht unbedingt“, antwortete Sir Humbert. „Die Voodoohexer haben auch für echte Leichen Verwendung.
    Leichengift zum Beispiel ist ein fester Bestandteil karibischer Toxikologie, und die Gebeine der Toten sind ein beliebter Zusatz für diverse Zaubermittel.“
    Bomb wußte nicht, was er zu all dem sagen sollte.
    Die Kerzen der Kandelaber auf der Tafel flackerten unruhig.
    Lady Constance warf das Handtuch.
    Sie erhob sich, taumelte leicht, hatte sich aber im nächsten Moment schon wieder in der Gewalt.
    Die gute alte, harte britische Schule, dachte Bomb bewundernd.
    „Ein sehr erquickliches Thema“, sagte Lady Constance sauer. „Ich bin dir wirklich dankbar, Humbert, daß du nicht schon vor dem Dessert damit angefangen hast.“
    Bomb hatte Verständnis für ihren Ärger, der alte Humbert war ja auch ein richtiger Partypuper mit seinen Schauermärchen. Kein Wunder, daß die Dame des Hauses an der Karaffe hing.
    Lady Constance schüttete den Rest ihres Glases hinunter.
    „Gute Nacht, meine Herren, es war ein reizender Abend, so richtig gemütlich! Du verstehst es immer so anregend zu plaudern, Humbsie, mein Lieber!“
    Sie beugte sich leicht schwankend zu ihrem Gemahl hinab und streifte mit flüchtigem Kuß seine Wange.
    Dann wandte sie sich zu Bomb, der sich ebenfalls erhoben hatte. „Bis morgen, Sir James“, sagte sie und reichte ihm hoheitsvoll die Hand, wobei ihr Cocktail-Wein-Bier-Champagner-Brandy-Atem zu ihm herüberwehte.
    „Schlafen Sie gut... und
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