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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Autoren: Samantha Young
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Schweigen. Er drückte mich noch ein letztes Mal und ging dann in meine Küche, um Kakao zu kochen und uns eine Kleinigkeit zu essen zu machen.
    Er blieb, bis ich einschlief, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich warm und geborgen in meinem Bett.
    Mein Kissen war nass von Tränen.

Kapitel 27
    W eil ich allen beweisen wollte, dass es mir gutging, verbrachte ich die folgenden Tage damit, genau das vorzutäuschen. Ich stand auf, zog mich an, ging zur Arbeit, lächelte, wenn Lächeln gefragt war, lachte, wenn ich lachen sollte, und war ernst, wenn es von mir erwartet wurde. Die ganze Zeit hoffte ich inständig, dass mein Theater überzeugte. Die Wahrheit sah natürlich anders aus: Ohne Nate fühlte ich mich immer noch verloren. Ich war wütend auf mich, und ich hatte Angst. Angst, dass ich vielleicht nie wieder zu der Olivia zurückfinden würde, die ich vorher gewesen war. Es war ein Gefühl, als hätte ich einen Arm oder ein Bein verloren und noch nicht ganz begriffen, wie radikal anders mein Leben von nun an aussehen würde.
    Wenn ich wenigstens so tat, als wäre alles in Ordnung, kam ich mir nicht ganz so sehr wie ein feiger Jammerlappen vor.
    Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn Nate meinen Wunsch respektiert und mich tatsächlich in Ruhe gelassen hätte.
    Stattdessen rief er mich beharrlich weiterhin an.
    Ich nahm nie ab, und genau wie ihn ignorierte ich auch Jo. Ein bisschen jedenfalls. Ich telefonierte mit ihr wie mit meinen anderen Freunden und mit Dad, aber nachdem sie mich reingelegt hatten (ich wusste, dass sie alle in den Plan, mich auf der Party mit Nate zusammenzubringen, eingeweiht gewesen waren), vertraute ich ihnen nicht mehr. Womöglich würden sie es ein zweites Mal versuchen, deshalb verbrachte ich so wenig Zeit wie möglich mit ihnen.
    Vier Tage nach der Party war ich in die Jamaica Lane eingebogen und hatte Nate auf den Stufen vor meiner Haustür sitzen sehen, den Kopf gesenkt, den Blick zu Boden geheftet. Ich war umgedreht, bevor er mich gesehen hatte, und zu meinem Dad geflüchtet, dem einzigen Menschen, von dem ich wusste, dass er mich nicht noch mal hintergehen würde.
    Ich tat so, als ließe mich das alles kalt, aber in mir begann erneut der Zorn zu brodeln. Warum konnte Nate es nicht einfach gut sein lassen? Er hatte doch gehört, was ich gesagt hatte, und keinerlei Einwände dagegen vorbringen können.
    Nachdem ich ihn sieben Tage lang eisern ignoriert hatte, schien er endlich einzusehen, dass seine Bemühungen umsonst waren, und die Anrufe hörten auf. Ein paar Tage lang blieb alles ruhig, so dass ich versuchen konnte, ein wenig Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Ich stürzte mich in die Arbeit und machte Überstunden, zumal es in der Bibliothek von Studenten, die für ihre Prüfungen lernten, nur so wimmelte. Ben schaute bei den Semesterapparaten vorbei, und wir unterhielten uns freundschaftlich, allerdings verriet ich ihm nicht, dass ich mich gegen Nate entschieden hatte. Das tat ich deshalb nicht, weil eine Entscheidung gegen Nate nicht automatisch eine Entscheidung für Ben bedeutete.
    Sondern eine Entscheidung für mich selbst.
    Und dieses Selbst brauchte Freiraum und Ruhe, fernab von potentiellem Liebeskummer.
    Ich stand gerade am Infoschalter, sortierte die Post und schob resolut jeden Gedanken an Nate und alles, was auch nur im Entferntesten mit ihm zusammenhing, beiseite. Ich hatte auch ohne ihn ein erfülltes Leben. Darauf wollte ich mich ab jetzt konzentrieren, es dürfte ein Kinderspiel werden.
    Dachte ich zumindest.
    »Olivia.« Angus kam mit einem Stapel Ordner in der Hand auf mich zugeeilt. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Klar«, sagte ich übereifrig. Ich war froh über jede Form der Ablenkung.
    Er musterte mich mit besorgter Miene, verkniff sich aber einen Kommentar. »Es gibt da … ein kleines Problem in einem der barrierefreien Räume. Nummer fünf. Könntest du so gut sein und dich darum kümmern? Ich ersticke in Arbeit.« Wie zur Bekräftigung hob er den Ordnerstapel hoch.
    Ich rümpfte die Nase. »Schon wieder ein Problem.« Kopfschüttelnd trat ich hinter dem Schalter hervor. »Kann hier eigentlich niemand seine Hosen anbehalten?«
    Angus brummte etwas Unverständliches und verschwand wieder.
    Ich straffte die Schultern und marschierte, am Gewimmel der Studenten vorbei, die Treppe in den ersten Stock hoch. Man hätte ja meinen sollen, dass die Studenten momentan andere Dinge im Kopf hatten – aber nein, nicht mal in der
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