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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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man gemeinsam hinfahren. Der Umwelt könne es ohnehin ganz guttun, wenn nicht so viele Autos unterwegs seien!«
    »Dieser Anruf wurde also von Ihnen erwartet?«
    Wieder ein Zögern – dann Kopfschütteln.
    Kommissar Freiberg fragte unbeirrt weiter, ruhig und eindringlich: »Hatte Brigitte Fournier Ihnen zuvor mitgeteilt, daß sie anrufen werde?«
    »Ich glaube nicht – wieso auch?«
    »Nur die vollständige Offenheit wird Ihnen weiterhelfen«, sagte der Anwalt.
    »Überlegen Sie bitte genau, Frau Nattinger«, fuhr der Kommissar fort. »Wir haben Ihnen schon gestern bei der Wahrheitssuche helfen müssen.«
    »Nein, nein«, kam es schnell über ihre Lippen. »Sie hat einfach so angerufen.«
    Den Umstehenden wurde langsam klar, daß für diese wiederholten Fragen ein Anlaß gegeben sein mußte.
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte der Anwalt irritiert.
    Lupus trat einen Schritt vor. Er wußte, wie Freiberg die Partie weiterspielen wollte. Ab jetzt würde es hart zugehen. Auch Kriminalmeister Ahrens verfolgte mit höchster Aufmerksamkeit das Vorgehen seines Chefs.
    Kommissar Freiberg löste den Blick von Frau Nattinger und richtete ihn auf Rechtsanwalt Dr. Mensenhoff. Mit eisiger Ruhe kam der Satz: »Ihre Mandantin lügt, Herr Rechtsanwalt. Sie belügt Sie und uns.«
    Der Anwalt trat empört einige Schritte auf Freiberg zu. »Das ist ein starker Vorwurf, Herr Hauptkommissar! Sie kennen den Unterschied zwischen Unwahrheit und Lüge genau. Sie werden zu beweisen haben, worin die Absicht liegt, die diese Aussage zur Lüge macht. – Ich muß Sie ernsthaft bitten, den Ton zu mäßigen.«
    Freiberg wich keinen Zentimeter von seiner Linie ab.
    »Sie lügt unverfroren, Ihre Mandantin, und ich werde dafür den Beweis führen, Herr Rechtsanwalt!«
    »Darum muß ich Sie auch dringend bitten, ich werde keine Beleidigung meiner Mandantin dulden.«
    Frau Nattinger wich dem Blick ihres Anwalts aus. Sie hatte den Kopf gesenkt, als ob sie einen Schlag erwartete.
    Kommissar Freiberg öffnete seine Aktentasche und nahm die beiden beschriebenen Blätter heraus. Er hielt sie aber so, daß sie von den anderen nicht eingesehen werden konnten. Er hob nur ganz wenig seine Stimme. »Herr Rechtsanwalt! Ich zitiere aus einem Schreiben der Brigitte Fournier. Also: ›Wir könnten ein Gespräch schon für die nächsten Tage vereinbaren. Ich werde mich telefonisch melden.‹ Zitat Ende. Und sie hat sich telefonisch gemeldet, nicht wahr Frau Nattinger?«
    »Was geht hier vor?« fragte Dr. Mensenhoff. »Frau Nattinger, bitte, wie kann ich Ihre Interessen wahren, ohne vollständig unterrichtet zu sein?«
    »Herr Rechtsanwalt, vielleicht erinnert sich Ihre Mandantin besser, wenn ich den ganzen Text vorlese. Hören Sie genau zu: ›Auch wenn Sie es in vorgerückter Stunde gesagt haben, so möchte ich…‹«
    »Bitte, schweigen Sie«, flehte Anne Rose Nattinger plötzlich. »Bitte, es war ein so unverschämter Brief.«
    »Was in aller Welt geht hier vor?« ereiferte sich Dr. Mensenhoff. »In welches Spiel werde ich hier einbezogen? Solch ein Mandat habe ich nicht übernommen!«
    »Ich habe den Brief nicht mehr«, sagte Frau Nattinger kaum hörbar.
    Kommissar Freiberg drängte weiter: »Sie waren also gehorsam. Ich zitiere noch einen Satz: ›Sie sollten diesen Brief als ein non-paper ansehen und vernichten‹ – und so weiter.«
    »Bitte lassen Sie mich das Schriftstück einsehen. Ich habe als Anwalt ein Recht darauf.«
    »Nicht jetzt. Später stehen Ihnen die Akten zur Verfügung – wenn Sie dann noch bereit sein sollten, Ihre Klientin zu vertreten.«
    Dr. Mensenhoff trat zurück. »Ich kann Sie leider nicht dazu zwingen.«
    »Frau Nattinger«, sagte Freiberg, »Sie haben gewiß das Recht zu schweigen, doch ich habe das Recht zu zitieren und die Wahrheit zu finden. Noch frage ich diskret: Haben Sie mit Brigitte Fournier im Auto über den Brief gesprochen?«
    »Ja, wir haben darüber gesprochen. Das war die schlimmste Stunde meines Lebens.«
    »Und wie sind Sie verblieben?«
    »Ich habe gesagt, wir müßten uns später noch einmal treffen. Ich brauchte Zeit zum Überlegen.«
    »Frau Nattinger! So kann ich meine Aufgabe als Anwalt nicht wahrnehmen«, unterbrach Dr. Mensenhoff in heftiger Erregung den Dialog. »Wenn Sie über meinen Kopf hinweg aussagen, gebe ich mein Mandat zurück.«
    »Bitte helfen Sie mir. Ich werde Ihnen später alles erklären.«
    Hedwig Bessener hatte aufgehört zu weinen. Hans Semper gab ihren Arm frei und reckte den Kopf vor.
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