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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere
Autoren: K.M. O'Donnell
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weil er sich unformell und vertraut benahm; andererseits glichen sie einander natürlich völlig –, hatte ihn herzlich begrüßt. Er teilte ihm mit, daß sie auf der Rückreise waren und bei ihm ihre allerletzte Zwischenstation machten, bevor sie sich auf den Heimweg begeben würden. Er schien enttäuscht, daß Rogers die Hoffnung aufgegeben hatte, daß irgendwann irgend etwas mit ihm geschehen würde. Es war für Rogers eine lange und harte Zeit gewesen, was man ihm wahrscheinlich ansah.
    »Dazu gibt es keinen Grund«, sagte das Wesen fröhlich. »Ich glaube, daß wir diesmal alles richtig machen werden.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, daß wir jetzt alles verstehen. Es wird alles nach Plan ablaufen. Wir werden auf jeden Fall die ganze Zeit über bei dir bleiben.«
    »Was wird geschehen?«
    »Du weißt, daß ich dir das nicht sagen kann«, sagte der Tourist tadelnd. »Aber glaube mir, wir haben diese Neuigkeit aus erster Hand. Und sie ist eine todsichere Sache. Ich garantiere, daß wir diesmal nicht eher abrei sen, bevor alles vorüber ist. Und wir werden direkt da bei sein.«
    »Werde ich noch hier sein, wenn alles vorüber ist?«
    »Natürlich.« Der Tourist kicherte. Anschließend wollte er nichts mehr dazu sagen. Er entfernte sich und schloß sich der Gruppe an, die sich etwa fünfzig Meter weiter weg befand.
    Diesmal lagen die Dinge ganz anders. Die Fremden waren nicht annähernd so konversationsfreudig wie bei ihrem ersten Besuch. Tatsache war, daß sie ihn die meiste Zeit mieden und unter sich blieben. Rogers hät te es nichts ausgemacht, sich mit ihnen zu unterhalten. Nun, wo sie zurück waren, war das Gefühl der Niedergeschlagenheit und des Größenwahns wieder schwächer geworden. Er mußte einiges an Anziehungskraft besitzen, wenn er wichtig genug war, der erste und letzte Haltepunkt einer großen Rundreise zu sein. Aber dennoch mieden sie ihn. Sie lehnten die meisten seiner Kontaktaufnahmeversuche ab. Sogar die Trauben/Backpflaumen gab es nicht mehr. (Die, die sie ihm dagelassen hatten, waren mit der Zeit verfault.) Es war so, als ob dieser Trip, diese Touristen, alles nur Geschäft war. Trotzdem war das immer noch besser als die anderen zehn Wege zur Hölle – das war alles, was es dazu zu sagen gibt. »Könnt ihr mir nicht einen kleinen Tip geben?« fragte er seinen Bekannten, als dieser ihm einen seiner gelegentlichen Besuche machte.
    »Nur daß es diesmal geschehen wird und wir bis zum wirklichen Ende bei dir bleiben werden. Reicht dir das nicht?«
    »Es ist eine große Hilfe.«
    »Das könnte sein«, sagte das Wesen rätselhaft, »Es könnte schon sein. Das kann man nie genau sagen.«
    »Und was geschieht anschließend?«
    »Das kommt darauf an. Darüber werde ich mir jetzt noch keine grauen Haare wachsen lassen. Es wird für niemanden einen großen Unterschied machen, wenn alles getan ist.«
    »Werde ich am Leben bleiben oder sterben?«
    »Das kommt darauf an. Das sind die beiden Seiten einer Medaille, oder nicht? Rein formell gesehen. Wo liegt der Unterschied? Jeder ist entweder das eine oder das andere. Meinst du nicht auch?«
    »Ja.«
    »Ich versichere dir«, sagte der Fremde, »daß keiner von uns dich auch nur einen Augenblick lang bedauern wird, wenn alles vorüber ist.«
    Damit mußte er sich zufriedengeben. Der Himmel schien zu pulsieren, schien sich jetzt in Intervallen zu erhellen und zu verdunkeln – und Rogers glaubte, daß dies ein Hinweis dafür war, daß die Dinge geschehen würden. Gelegentlich war ein hohles, blechernes Geräusch in der Luft, als ob große Flugzeuge weit über ihm dahinzögen und sich dabei nach Vogelmanier das Gefieder putzten.
    Da es nicht viel gab, auf das er sich freuen konnte, wartete er. Vielleicht kam nun alles zu einem Ende.
    Wie es auch immer aussehen mochte, es würde hundertprozentig besser sein als alles andere.
    Keine Frage.

 
Fünfzehn
     
    DRINNEN:
    Es war nicht gut. Sie verstand es überhaupt nicht. Keinen einzigen Augenblick während der vergangenen sechs Tage hatte sie auch nur einen Bruchteil von dem verstanden, was sich um sie herum abspielte. Und jetzt war sie müde und kaputt. Noch immer rannte sie weiter. Der Verfolger war hinter ihr her. Und er hatte eine Pistole. Alles andere war irrelevant.
    Sie nahm an, daß er sie töten würde, falls sie nicht ständig weiterrannte. Darüber hatte man sich ihr gegenüber sehr ausführlich ausgelassen. Während der drei Male, die sie sich gegenübergestanden hatten (das heißt, in
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