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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere
Autoren: K.M. O'Donnell
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der ganzen Stadt befand sich ein Flammenmeer – und sie war in dessen Mitte gefangen. Sie konnte fühlen, wie ihre Lungen von einer scheußlichen Hitze versengt wurden, und die erste Frage, ja die einzige Frage überhaupt, war die, warum sie nicht starb. Warum schrumpfte sie nicht einfach zusammen, verkohlte und verschwand? Alles andere war unwichtig, wenn sie nur dieses eine herausfand. Aber die Antwort sollte ihr noch lange Zeit verborgen bleiben. Sie taumelte aus dem Wagen, um nach der Ursache Ausschau zu halten, als das Feuer plötzlich, als sei die Welt eine Kerze, die man gelöscht hatte, verschwunden war. Die Luft schien grau, einige Rauchfäden stiegen ziellos in den Himmel. Dann kamen die Schiffe.
    Sie kamen ohne Vorankündigung: Zunächst war überhaupt nichts; dann waren sie plötzlich in der Luft und begannen um sie herum auf der Straße zu landen. Sie waren winzig, hatten etwa die Ausmaße von Kleinwagen, so daß sie zu Hunderten aufsetzen konn ten und doch kaum Platz in Anspruch nahmen. Della sah sich um, aber außer ihr befand sich niemand auf der Straße. Nur die Schiffe. Und sie.
    In dem am nächsten stehenden Schiff – sie erinner ten entfernt an Feldflaschen, diese Schiffe, und nachdem sie gelandet waren, herrschte einige Zeit tiefes Schweigen, als ob sie sich erst akklimatisieren wollten oder gar herauszufinden versuchten, wer Della war – öffnete sich eine Luke und heraus schaute ein behelmtes Etwas und richtete einen Lichtstrahl auf sie. Sie versuchte zu erkennen, was sich hinter der Lichtquelle befand, denn was sie auch unternahm, hier war sie auf sich selbst angewiesen. Es war nicht zu ertragen; es schien, als konzentrierte sich alles Licht in dem einzigen, messerscharfen Strahl, der ihr entgegenzuckte. Deshalb blickte sie zu Boden, auf die vertrauten Steine und den Rasen ihrer Hofeinfahrt, und überlegte sich blödsinnigerweise, was ihr Mann wohl davon halten würde, wenn er nach Hause kam. Ob er es akzeptieren würde, daß diese Zugereisten in ihre Nachbarschaft kamen und auf solche Weise wertvolles Eigentum zerstörten? Sicher, diese Marsianer – das war die einzig echte Erklärung: Sie kamen aus dem Weltraum oder so – waren nun im Begriff, die Erde zu übernehmen. Oder sie wollten es zumindest versuchen. Das bringt die Angelegenheit wieder in Ordnung, dachte Della. Wenn es allen passierte, machte es auch nichts mehr aus, daß es gerade ihr passierte. Diese Gedanken stärkten sie ein wenig. Trotzdem, wo waren die anderen Leute? Sollte ein solches Ereignis nicht alle auf die Straßen bringen? Was, zum Teufel, sollte sonst noch an einem Donnerstagmorgen in Mahopac geschehen?
    »Du«, vernahm sie die Stimme des Behelmten, »du dort drüben, komm her!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht. Ich will hierbleiben.«
    »Wenn du nicht kommst … holen wir dich.«
    »Ich will trotzdem nicht!«
    Sie spürte einen leichten Druck auf ihren Gliedern, dann setzte ihr Bewußtsein für einen Augenblick aus; als sie wieder klar denken konnte, stand sie neben dem Schiff, und das Ding mit dem Helm schaute sie direkt an. Es befanden sich keine Augen hinter der Sichtscheibe; soviel sie erkennen konnte, als sie durch das klare Glas starrte, war dort überhaupt nichts. Keine Gesichtszüge. Etwas Faltiges. Und dennoch …
    »Hat ganz gut geklappt«, sagte das Wesen, »wenn man die Probleme in Betracht zieht. Du transportierst wirtschaftlich.«
    »Was tue ich?«
    »Du transportierst gut. Mach dir darüber keine Sorgen. Das ist unsere Angelegenheit, nicht deine.«
    »Was jetzt?«
    »Jetzt«, sagte das Wesen, beinahe aufmunternd, »nehmen wir dich mit und tun das, was getan werden muß. Selbstverständlich. Oder dachtest du etwa, daß wir die Dinge so lassen können, wie sie momentan sind?«
    Sie versuchte sich gegen das, was nun kam, zu wehren. Dann, als sie spürte, wie Kraftwellen auf sie einwirkten, ballte sie die Fäuste und kämpfte wimmernd gegen den Druck an, aber es war sinnlos. Sie wurde angehoben – diesmal bei vollem Bewußtsein – und in das Schiff geworfen; auf einen Platz, der so schmal war, daß sie nur eng angeschmiegt an das behelmte Ding sitzen konnte. Das Wesen schlug die Luke zu und startete das Schiff, indem es an einer Art Schaltpult hantierte.
    Es stieg mit erschreckender Geschwindigkeit, und als sie aus dem Fenster sah, konnte sie erkennen, daß die ganze Stadt mit Feuer bedeckt war; die anderen Schiffe hoben sich als kleine Punkte davon ab. Dann sanken sie in einem
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