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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Autoren: Roland Smith
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dann nach Neuseeland aufbrechen«, wunderte sich Grace.
    »Das stimmt. Es wäre tatsächlich sehr viel günstiger, wenn sie hier auf der Insel schlüpfen würden anstatt auf hoher See. Aber leider ist etwas dazwischengekommen.« Ein ganz untypischer Ausdruck der Sorge huschte über Wolfes markant geschnittenes Gesicht. »Dein Großvater, Noah Blackwood, ist letzte Nacht nach Seattle zurückgekehrt.«

Blackwood und Butch
    Als Kulisse für die Pressekonferenz hatte Dr. Noah Blackwood das riesige Pandagehege der Arche Noah ausgewählt, seines Tierparks in Seattle. Gleich drei Pandababys tollten auf einem Grasflecken hinter ihm herum, doch die anwesenden Reporter schenkten den schwarz-weißen Fellknäueln kaum Beachtung, sie hatten nur Augen und Ohren für Dr. Blackwood. Nicht vielen Menschen auf der Welt dürfte es vergönnt sein, vor einem so verlockenden Hintergrund nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten.
    Dr. Blackwoods gebräunter Teint und seine schneeweiße Löwenmähne strahlten um die Wette mit seinen faszinierend blauen Augen. Mit blitzenden Zähnen lächelte er die Reporter an. Sein wie immer gut gelauntes Auftreten ließ nichts von der Wut erkennen, die in ihm brodelte. Neben Noah stand ein ausgemergelter Butch McCall. Mit seinem buschigen Schnurrbart, dem kahlen Schädel und den vielen Tattoos sah Butch aus, als wäre er gerade aus langer Isolationshaft in einem Staatsgefängnis entlassen worden.
    »Wie Sie wissen«, begann Noah mit seiner Bassstimme, »ist meine Tochter Rose, mein einziges Kind, vor elf Jahren im Kongo verschwunden. Seither ist nicht ein Tag …«, an dieser Stelle wischte er sich eine Träne aus dem Auge und räusperte sich, »… nicht eine Stunde vergangen, in der ich nicht unter diesem schrecklichen Verlust gelitten habe. Ich schreibe darüber übrigens ausführlich in meiner Autobiografie Mein wundersames bewegtes Leben . Das Rätsel um Roses Verschwinden ist bislang nicht gelöst worden.« Jetzt schaute er Butch an und legte ihm eine sorgfältig manikürte Hand auf die Schultern. »Mein Freund und Chefbiologe Butch McCall hat Rose fast ebenso geliebt wie ich. Es drängte ihn, die Region rund um den Lac Télé im Kongo, wo Rose zuletzt gesichtet wurde, noch einmal aufzusuchen, in der Hoffnung, womöglich doch noch Hinweise auf ihren Verbleib zu finden. Doch leider sind seine Bemühungen fruchtlos geblieben. Ja, schlimmer noch: Er wurde schwer verletzt auf seiner Reise und hat sich in dem unzugänglichen Gebiet hoffnungslos verirrt …«
    Butch McCall musste sich extrem zusammenreißen, um sich seine Empörung nicht anmerken zu lassen. Das war der einzige Punkt in dem himmelschreienden, von seinem Chef erdachten Lügenmärchen, der ihm gehörig gegen den Strich ging. Die Vorstellung, dass ein Kerl wie er, Butch McCall, in der Wildnis oder überhaupt irgendwo verloren gehen könnte, war einfach zu absurd! Ein Mann wie er, der sich nicht ohne Grund rühmte eine Art inneres GPS zu besitzen! Doch heute musste er seinen Stolz hinunterschlucken. Denn das Einzige auf der Welt, was Butch McCall fürchtete, war der Zorn des weißhaarigen Mannes neben ihm.
    »Zum Glück ist es mir jedoch gelungen, ihn zu orten und aus dieser lebensfeindlichen Umgebung herauszuholen«, fuhr Blackwood fort.
    Butch biss die Zähne zusammen. Sie hatten über eine Woche gebraucht, um sich bis zur nächstgelegenen Siedlung durchzuschlagen. Und es war natürlich genau umgekehrt gewesen: Er, Butch, hatte Noah aus der lebensfeindlichen Umgebung herausgeführt.
    Im Anschluss daran hatte sich Noah, anstatt sofort nach Seattle zurückzukehren, im Privatjet nach Südfrankreich fliegen lassen, um sich dort in einer exklusiven Wellness-Oase von den Strapazen der Expedition zu erholen. Butch hatte er im Kongo zurückgelassen, wo dieser in weit weniger luxuriösem Ambiente seine Wunden lecken konnte.
    »Tja, aber manchmal kommt es anders, als man denkt«, fuhr Noah fort. »Und so hat mich das Schicksal, während ich im Kongo nach Butch suchte, zwei bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen machen lassen.«
    Es war Butch gewesen, der die Entdeckungen gemacht hatte – und eigentlich war auch nur eine davon wissenschaftlich relevant, die andere war von rein privatem Interesse für Noah Blackwood. Leider waren Butch beide Entdeckungen am Ende wieder durch die Lappen gegangen, wodurch er sich Noah Blackwoods ungezügelten Zorn zugezogen hatte. Für Butch ein weiterer Grund, bei diesem Affentheater von Pressekonferenz gute
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