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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Autoren: Roland Smith
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Miene zum bösen Spiel zu machen. Denn er konnte seine beiden Patzer nur mit Hilfe von Blackwoods Einfluss und dessen Geld wiedergutmachen.
    Wie nicht anders zu erwarten bestürmten die Reporter Noah Blackwood mit Fragen zu den beiden wissenschaftlichen Entdeckungen. Und wie nicht anders zu erwarten setzte Noah seinen berühmten hintergründigen Blick und sein schelmischstes Lächeln auf und sagte: »Das kann ich Ihnen leider nicht verraten.«
    Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Menge.
    »Zumindest jetzt noch nicht«, fügte Noah hinzu. »Sie kennen meine Grundsätze und auch den Titel meines zweiten Bestsellers Die Tierwelt hat Vorrang . Den Titel habe ich nicht umsonst gewählt, er entspringt meiner innersten Überzeugung. Zuerst kommen die Tiere, da mache ich keine Ausnahme.«
    »Haben Sie etwa eine neue Tierart entdeckt?«, fragte einer der Reporter.
    »Kein Kommentar«, antwortete Noah. »Aber ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich meine Erkenntnisse so schnell wie möglich mit Ihnen teilen werde.« Er ließ seinen Blick kurz über die Journalistenschar schweifen, dann fuhr er fort: »Der Grund für diese Pressekonferenz ist, dass ich Ihnen allen für Ihre Sorge um meine Sicherheit und Ihre rührende Anteilnahme in den letzten zwei Wochen danken möchte.« Er setzte ein Lächeln auf. »Tja, wie es aussieht, sind die Berichte über mein Ableben stark übertrieben.«
    Die Journalisten lachten über dieses berühmte Zitat von Mark Twain. Was sie nicht wussten, war, dass die Gerüchte über Noah Blackwoods Tod von ihm selbst gestreut worden waren, und zwar während seines Wellness-Aufenthalts in Südfrankreich. Danach hatte sich Blackwood, frisch erholt, in den Kongo zurückfliegen und am Rande eines Dorfes im Dschungel absetzen lassen, um kurz darauf mit Butch McCall auf dem Buckel aus dem Dickicht herauszustolpern. Letzteres war wegen Butchs Körpergröße nicht ganz einfach gewesen, aber zum Glück hatte Noah den wuchtigen Kerl nicht weit schleppen müssen, denn nach zehn Metern wankten die beiden direkt vor die Linse einer Fernsehkamera, die wundersamerweise in diesem entlegenen Dschungeldorf postiert war.
    Noah Blackwood lebt! Dr. Blackwood rettet Kollegen aus der Hölle des Dschungels.
    … so lauteten weltweit die Schlagzeilen in den Medien.
    Sein zweiwöchiges Verschwinden und sein rätselhaftes Wiederauftauchen hatten Noah Blackwood etliche Millionen Dollar in seine eh schon prall gefüllten Kassen gespült. Denn während er vermisst wurde, waren nicht nur seine beliebten TV-Tiersendungen quasi in Dauerschleife gelaufen, sondern auch die Thementierparks, die er unter dem Namen Arche Noah rund um die Welt betrieb, von Besuchern geradezu überrannt worden. Tatsächlich hatte er als Vermisster und Totgeglaubter seine Einnahmen um ein Vielfaches gesteigert, weshalb er sich ernsthaft fragte, warum er nicht schon früher auf diese grandiose Idee gekommen war.
    Noah lebte in einem Herrenhaus an einem Berghang, oberhalb seiner Arche in Seattle. Nach der Pressekonferenz plante er eine Runde durch den Tierpark zu drehen und mit Besuchern zu plaudern, um den Fünf-Uhr-Nachrichten ein bisschen Bildmaterial zu liefern. Der Noah Blackwood, den die Welt kannte, war ein liebenswürdiger, freundlicher älterer Herr. Ein freundlicher Herr, der jedoch auch seine Zähne zeigen konnte – und zwar immer dann, wenn es um den Schutz bedrohter Tierarten ging.
    »Für heute kann ich nur so viel verraten, dass meine Entdeckung die Wissenschaft in ihren Grundfesten erschüttern wird …«, verkündete Noah jetzt.
    »Was sagen Sie zu den Plänen von Northwest Zoo & Aquarium, einen Riesenkalmar zu fangen und einem breiten Publikum zu präsentieren?«, fiel ihm eine Reporterin ins Wort.
    Für den Bruchteil einer Sekunde kniff Noah die Augen zusammen. Die Nachricht kam völlig überraschend für ihn. Northwest Zoo & Aquarium, kurz NZA genannt, war sein größter Konkurrent im Bundesstaat Washington. Jeder Dollar, den die NZA verdiente, ging ihm verloren. Wieso zum Teufel hatte seine Kontaktperson bei der NZA ihm nichts von diesen Plänen erzählt?
    »Ich wünsche den Kollegen viel Glück«, sagte er mit einem verkrampften Lächeln, als wäre die Geschichte ein alter Hut. »Denn es wird sicher keine leichte Aufgabe. Noch nie ist ein lebender Architeuthis aus dem Meer gezogen worden.«
    »Die NZA ist aber ziemlich zuversichtlich, dass es diesmal gelingen wird«, beharrte die Reporterin. »Wir konnten das Gerücht noch nicht überprüfen,
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