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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax
Autoren: Dorothy Gilman
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inzwischen wissen, daß neben der Rumpelkammer ein Bad ist. Warten Sie dann im Korridor auf mich.«
Während das Mädchen sich im Badezimmer frisch machte, befestigte Mrs. Pollifax winzige Streifen transparenten Klebebands an den Rahmen der Haus-und der Verandatür. Dann trug sie mehrere Vasen und Blumentöpfe hinunter, verteilte sie auf sämtlichen Fensterbrettern und markierte mit Bleistift genau, wo sie sie hingestellt hatte. Schließlich brachte sie das Mädchen in die Garage, wies sie an, sich auf dem Wagenboden zusammenzukauern, warf eine Decke über sie und verteilte darauf geschickt ein paar leere Pappkartons. Nun fuhr sie rückwärts aus der Garage zur Einfahrt und hielt bei der Haustüre an. So umständlich wie möglich holte sie ihr Einkaufswägelchen aus dem Haus und verstaute es mit viel Getue im Wagen. Dann verschloß sie die Haustür und fuhr die Maple Lane hinauf. Ein rascher Blick zeigte ihr, daß der weiße Lieferwagen auf dem Waldweg parkte. Nun fuhr sie in die Stadt zum nächsten Supermarkt. Niemand folgte ihr. Als sie vor dem Geschäft einparkte, murmelte sie über die Schulter: »Kein Chigi-Schrotverwertung hinter uns. Ich werde den Wagen abschließen. Alles in Ordnung?« Nachdem sie ein gedämpftes Ja gehört hatte, fügte sie hinzu: »Ich bleibe nicht lange.«
Da sie erst vor zwei Tagen eingekauft hatte, brauchte sie nur wenig, besorgte aber mehrere Sandwiches und eine Packung Kekse für das Mädchen. Sie benötigte insgesamt nur zehn Minuten, also keineswegs lange genug für eine gründliche Hausdurchsuchung, deshalb fuhr sie noch zur Bank und löste einen Scheck ein. Danach, so schätzte sie, würden sie, bis sie heimkamen, Chigi-Schrotverwertung dreißig Minuten gegeben haben. Sie hielt es nicht für nötig, noch mehr Zeit zu vergeuden. Amüsiert wurde ihr bewußt, daß andere sie bestimmt für leichtsinnig halten würden, weil sie glaubte, was ein fremdes Mädchen ihr erzählt hatte; jedem anderen würde es eine wahre Genugtuung sein, sie darauf hinzuweisen, daß dieses Mädchen vermutlich die Vorhut einer organisierten Diebesbande war, die nur darauf gewartet hatte, das Haus leerzuräumen. Jeder andere würde ...
Mrs. Pollifax aber verließ sich auf ihre Instinkte, und da diese sie in vielen gefährlichen Situationen in einigen sehr exotischen Ländern am Leben erhalten hatten, beabsichtigte sie nicht, sie zu Hause zu ignorieren. Etwas war faul, und sie war entschlossen, herauszufinden, was. Außerdem wollte sie wissen, wer Sammy war. Schließlich war es ein recht langweiliger Winter gewesen, und ein Mädchen in Schwierigkeiten gefiel ihrer Abenteuerlust viel mehr als ein Treffen des Garten-Clubs.
Die Garagentür öffnete und schloß sich wieder lautlos. »Warten Sie hier - rühren Sie sich nicht!« wies Mrs. Pollifax das Mädchen an und betrat das Haus voll Neugier und Hoffnung, daß ihr Plan funktioniert hatte. Zufrieden stellte sie fest, daß die Klebestreifen gerissen waren, und machte sich daran, das Haus erneut zu durchsuchen. Nichts fehlte. Als sie in die Garage zurückkehrte, flüsterte sie: »Sie dürfen jetzt rauskommen. Sie waren im Haus und haben ihre Neugier befriedigt.«
»Sie sind tatsächlich eingedrungen?« flüsterte das Mädche n ängstlich, während sie Decken und Kartons zur Seite schob und herauskam. »Genauso, wie Sie es vorhergesehen haben?«
»Ja. Und ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, daß Sie mir ; verraten, wer Sie sind. Danach brate ich Ihnen ein paar Eier, und Sie können mir sagen, wohin ich Sie bringen soll, wenn es dunkel ist. Wo wohnen Sie?«
»Rühreier wären großartig! Ich bin Kadi Hopkirk und ...«
»Kathi?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, K-a-d-i - und ich habe ein Zimmer im YWCA, dem christlichen Hospiz für junge Frauen, in Manhattan, wo ich auf die Kunstakademie gehe.«
»Aha. Und ich bin Emily Pollifax. Sie kriechen am besten unter den Fenstern vorbei und setzen sich in der Küche auf den Boden, damit sie von draußen nicht gesehen werden können, während ich die Rü hreier richte ... Chigi-Schrotverwertung müßte inzwischen aufgegeben haben, aber es wäre unklug, sich darauf zu verlassen.«
»Oh, Sie verstehen also!« rief das Mädchen erfreut. »Danke!«
In der Küche setzte Mrs. Pollifax ihre Befragung so taktvoll wie möglich fort. Sie schlug Eier in eine Schüssel, verquirlte sie und fragte. »Wurden Sie bereits am Montag verfolgt, als Sie New York City verließen, oder erst, nachdem Sie in Connecticut angekommen
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