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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax
Autoren: Dorothy Gilman
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hatte, stellte sie alles auf ein Tablett und trug es auf die Veranda, wo sie in der Sonne sitzen und die blühenden Tulpen und Krokusse bewundern konnte.
    Es war ein erfreulicher Anblick. In einiger Entfernung hinter den Blumenbeeten säumten Birken den ungepflasterten Weg zum Wald. Als ihr Blick von den Tulpen zu den fernen Bäumen wanderte, sah sie, daß sie nicht so allein und ungestört war, wie sie gehofft hatte: etwas Weißes stach ihr ins Auge. Ein Wagen war am Rand des Waldweges geparkt, wahrscheinlich, dachte sie, weil der Fahrer oder die Fahrerin eine Mittagspause einlegte und sich stärkte. Sie fragte sich, weshalb diese Entdeckung sie nervös machte. Seufzend stand sie auf und trug ihr Tablett ins Haus zurück. Sie stellte es auf dem Eßtisch ab und holte aus der Büfettlade, auch wenn sie sich deshalb schalt, Cyrus' Feldstecher, den er zur Vogelbeobachtung benutzte. Damit trat sie ans Fenster. Ich benehme mich lächerlich, dachte sie. Es war ein sehr gutes Fernglas, und obwohl ein Baum die vordere Seite des Wagens verbarg, konnte sie doch erkennen, daß es sich um einen schäbigen weißen Lieferwagen handelte - und sie konnte acht Buchstaben an der Seite lesen: SCHROTVE ...
    »Ich glaube«, sagte Mrs. Pollifax entschlossen, »daß ich meinen Wagen aus der Einfahrt lieber in die Garage fahren sollte.«
    Sie hatte keine Ahnung, weshalb ihr das so wichtig erschien, und als sie das Haus verließ und in ihren Wagen stieg, fragte sie sich: Weil Cyrus nicht da ist und ich allein bin? Aber warum sollte ich deshalb den Wagen in die Garage bringen? Sie fand darauf keine Antwort, trotzdem fuhr sie das Auto hinter das Haus, die Garagentür öffnete sich gehorsam für sie und schloß sich hinter dem Wagen. Und in diesem Moment empfand sie Genugtuung und entspannte sich. Sie betrat das Haus durch die Garage, schritt den Korridor entlang, vorbei am Wohnzimmer, und ging durch die Küche zurück ins Gewächshaus. In dem Moment, als sie es betrat, sah sie den weißen Lieferwagen wieder einmal am Haus vorbeifahren und verschwinden. Sie seufzte erleichtert.
    Emily, rügte sie sich, du hast dich während der letzten Stunde mehr als seltsam benommen! Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, daß das der erste Schritt zum Verfolgungswahn sein könnte! Mit grimmiger Entschlossenheit pflanzte sie weiter Basilikum, und schließlich beschäftigten sich ihre Gedanken mit anderen Dingen: dem morgigen Treffen des Garten-Clubs, beispielsweise, und den Sandwiches, die zu machen sie sich erboten hatte und die bereits mit einem feuchten Tuch zugedeckt im Kühlschrank standen. Ob die Männer, die ebenfalls zum Treffen kommen würden, allerdings von Gurkensandwiches begeistert sein würden, war eine andere Sache. Vielleicht sollte sie auch noch Salamibrote richten, trotz des Cholesterins. Sie verließ die Basilikumsetzlinge wieder und kehrte in die Küche zurück, wo sie die Erfrischungsschnitten um einige Salamisandwiches ergänzen wollte. Die Salami lag jedoch nicht im Kühlschrank. Das war merkwürdig, immerhin hatte sie sich erst vor einer Stunde etwas davon für ihr Brot genommen. Trotzdem war die Salami nicht im Kühlschrank, wo sie sein müßte, und auch nicht auf der Anrichte oder dem Küchentisch. Verblüfft räumte sie den oberen Kühlschrankteil aus und legte Hühnchen, Brot, Salat, die Platte mit den Sandwiches für den Garten-Club und eine Schachtel Eier auf den Tisch. Aber die Salami hatte sich hinter nichts davon versteckt gehabt. Verärgert begann sie mit der lästigen Arbeit, alles wieder zurückzustellen. Die Brotpackung kam ihr erstaunlich leicht vor. Sie betrachtete sie näher und empfand vage Unruhe, denn sie wußte, daß sie nur zwei Scheiben herausgenommen hatte - und jetzt fehlten wenigstens fünf! Das beunruhigte sie nun wirklich. Sie öffnete den Schrank, in dem sie einen Vorrat an Dosen aufbewahrte, und überflog ihn. Gestern waren da noch acht Dosen Ölsardinen gewesen. Cyrus hatte sich zwei eingesteckt, folgedessen müßten noch sechs da sein, aber sie sah nur eine. Ebenso verschwunden waren die Gläser mit Rollmöpsen, und aus der Sechserpackung Cola fehlten zwei Dosen. Das Haus erschien ihr plötzlich bedrückend still. Jetzt war Mrs. Pollifax nicht nur bloß unruhig, ihr rann ein kalter Schauder über den Rücken.
    Das bedeutet, folgerte sie, während sie nach einer Erklärung suchte, daß jemand, während ich Cyrus zum Flughafen fuhr, ins Haus eingestiegen ist und etwas zu essen mitgenommen hat.
    Das
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