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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax
Autoren: Dorothy Gilman
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ihr, ebenso keine Zeugen - und das auf einer so verkehrsreichen Straße! -, und weckten ihre Neugier. Als sie weiterlas, stellte sie allerdings fest, daß keine Zeugen nicht so ganz stimmte. Die Polizei hatte einen Block weiter einen Obsthändler gefunden, der gesehen hatte, daß Bidwell wie bei einem Schwindelanfall am Bordstein getaumelt und dann zu einem Wagen gebracht worden war. Irgendein Anfall, hatte der Händler gedacht. Aber da parkende Autos seine Sicht behindert hatten, war seine Information zu dürftig ausgefallen, um von Nutzen zu sein. Wie auch immer, von Bidwell fehlte nach wie vor jede Spur, und aufgrund seiner exponierten Stellung wuchs die Überzeugung, daß er wegen Lösegelderpressung entführt worden war. Bidwells Entführung als solche faszinierte Mrs. Pollifax, nicht weil er möglicherweise eine bedeutende Persönlichkeit war; für sie war es heute vormittag wichtiger, Basilikum in ihrem Gewächshaus zu pflanzen. Sie leerte die Tasse, griff nach ihrem Pflanzholz und trat durch die offene Tür in das helle, sonnige Gewächshaus. Ihre Geranien blühten in bunter Üppigkeit, aber in diesem Jahr zog sie außerdem auch Kräuter, und sie stellte fest, daß sowohl Minze wie Salbei jetzt groß genug waren, in den Garten umgesetzt zu werden. So genoß sie den Frühling: sie säte, pikierte und pflanzte, sorgte für die richtige Lüftung und Schattierung und genoß den würzigen Duft warmer Erde und Minze, aber auch den Geruch von Düngekalk und Knochenmehl. Als sie kurz von ihrer Arbeit aufblickte, bemerkte sie erstaunt, daß ein weißer Lieferwagen am Haus vorbei die Maple Lane hinauffuhr. Sie runzelte die Stirn, denn dieser Lieferwagen war bereits gestern dreimal am Haus vorbeigekommen und war ihr vor allem wegen seiner Beschriftung aufgefallen, von der sie Cyrus erzählt hatte, während er gestern für den Kongreß amerikanischer Strafverteidiger die Koffer packte.
    »Orthographie ist eine verlorene Kunst«, hatte er gemeint. »Emily, wo ist die andere blaue Krawatte, die ich zu diesem Hemd trage?«
    »Du bleibst doch nur bis zum Montag«, hatte sie ihn erinnert.
»Ich kleckere garantiert was drauf, wenn ich keine zweite dabei habe«, gab er zu bedenken.
Sie hatte gelacht und die zweite Krawatte in seinen Koffer gelegt. Aber später, als der Lieferwagen zum dritten Mal am Haus vorbeifuhr, war ihr nicht entgangen, daß er langsamer geworden war, als der Bursche hinter dem Lenkrad Cyrus bemerkt hatte, der in der Einfahrt die Autoreifen prüfte. Der Wagen war wegen des Fehlers in seiner Beschriftung unmöglich zu verwechseln:
CHIGI-SCHROTVERWERTUNG.
    Und jetzt fuhr er schon wieder am Haus vorbei! Sie rügte sich streng: Das kommt von deiner Arbeit für Carstairs! Deine Antenne steht ständig auf Empfang, du witterst hinter allem eine faule Sache. Das ist ja schön und gut, wenn du an einem gefährlichen Auftrag bist, aber das ist jetzt nicht der Fall! Du bist in deinem eigenen Garten und pflanzt Basilikum.
    Andererseits, sagte sie sich nachdenklich, verirren sich nur wenige Autos in die Maple Lane. Sie war eine Abkürzung zum Highway, die so gut wie ausnahmslos von den Anwohnern genutzt wurde und von der wenige Leute wußten. Sie kannte alle, die sie üblicherweise benutzten: Mr. Gogan, der am Morgen zur Arbeit fuhr und am Nachmittag zurückkehrte; Mrs. Haycox, die wechselnde Schichten im Krankenhaus hatte; die jungen Abners, die ihren Sohn zum Kindergarten und zurück brachten; das Postauto; die Schreiner, die am Anbau des Wittkowski-Hauses arbeiteten. Vermutlich würde es eine vernünftige Erklärung für diesen Wagen geben, der zu allen möglichen Zeiten die Lane auf und ab fuhr. Was sie nicht verstand, war, weshalb sein häufiges Erscheinen anfing, sie nervös zu machen. Vielleicht, weil ich Hunger habe, dachte sie. Sie hatte so früh gefrühstückt, also brauchte sie jetzt etwas zu essen. Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr legte sie ihr Pflanzholz zur Seite und kehrte in die Küche zurück. Sie begutachtete kritisch den Inhalt des Kühlschranks: das Hühnchen war fürs Abendessen, der Salat - aber sie wollte jetzt keinen Salat, dafür war sie zu hungrig, schließlich war es noch nicht einmal richtig hell gewesen, als sie Cyrus zum Flughafen gefahren hatte. Ihr Blick fiel auf Cyrus' Lieblingssalami. Was soll's, dachte sie. Sie öffnete eine frische Packung Brot, nahm zwei Scheiben heraus, wickelte die Salami aus und richtete sich ein Sandwich. Nachdem sie sich noch einen Becher Milch eingeschenkt
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