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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James
Autoren: Jack Slade
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Nokona. »Jesse James!«
    »Erinnert dich dieser Name an etwas von früher?«, forschte Pohawe.
    Die Blonde reagierte nicht auf die Frage. Wie ein Zauberwort murmelte sie den Namen des Banditen vor sich hin.
    Pohawe übte sich in Geduld. Ganz plötzlich hatte sie das Empfinden, dass die Geister sie doch erhört hatten, wenn auch mit einiger Verzögerung.
    Sie musterte die Blonde eindringlich. »Sag mir deinen wahren Namen, Nokona!«
    Die Blonde barg ihr Gesicht in den Händen. Dann schüttelte sie sich wie ein nasser Hund. Sie nahm die Hände herunter und atmete tief durch.
    »Mein Name ist Jona Miles«, erklärte sie mit glasklarer Stimme.
    Pohawe lächelte stillvergnügt. Jona Miles. Von jetzt an hatte sie die Verbündete, nach der sie sich so gesehnt hatte. Zu zweit würden sie den Mann, der sich Lassiter nannte, bestimmt finden. Schon bald.
    Im nächsten Moment trat die Blonde auf Pohawe zu und umarmte sie mit einer derart ungestümen Herzlichkeit, dass selbst die in sich gekehrte Comanchin in Rührung geriet.
    »Gütiger Gott, Pohawe!«, schluchzte Jona Miles. »Ohne dich wäre ich jetzt tot!«
    »Ja, das wärst du wohl«, sagte die Indianerin sachlich.
    ***
    Calamity Jane Cannary brachte den Kutschwagen vor Potter’s Liquor Shop zum Stehen.
    »Du kannst unmöglich schon wieder Durst haben«, raunte Uncle Tom.
    »Halt du die Klappe!« Jane sprang vom Wagen und klopfte sich den Staub von der Wildlederjacke. »Du hast uns in den Dreck geritten, Rotkopf! Und jetzt willst du mir Vorschriften machen? Hast wohl nicht mehr alle Pillen in der Dose, was?«
    Die Männer auf dem Wagen sprachen kein Wort. Georgie Ryck und Buck King blickten scheinbar teilnahmslos die endlos lange Straße entlang. Uncle Tom, dem das Gewissen schlug, fingerte nervös am Knoten seines Halstuchs herum.
    Jane ging in das Geschäft. Die Sorge um das geflohene, junge Mädchen hatte sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Uncle Tom, dieser gottverdammte Hurensohn, hatte nicht bemerkt, dass die Kleine ihm zum heimlichen Treffpunkt im Canyon nachgeschlichen war. Jane war stocksauer. Garantiert hatte Jona Miles jedes Wort mitangehört, was sie am Feuer gesprochen hatten. Das musste ein höllischer Schock für das naive Ding gewesen sein. Kein Wunder, dass sie die Fliege gemacht hatte.
    Ein langhaariger Mann mit einer dicken Wampe saß hinter dem Ladentisch und las Zeitung. Er sah mürrisch auf, als die große Frau an den Tresen trat.
    »Ich brauche Whiskey«, sagte sie unwirsch. »Drei Flaschen, aber gnade Ihnen Gott, wenn Sie mir so ein gepanschtes Dreckzeug unterjubeln wollen!«
    Der Storekeeper ließ die Zeitung sinken. Er starrte sie an wie das achte Weltwunder.
    Jane schob die Unterlippe vor. »Was glotzen Sie so, Mann?«
    Plötzlich brach der Kerl in schallendes Gelächter aus. Er lachte, bis ihm die Tränen über die feisten Wangen kollerten. Nachdem er sich ausgiebig auf die fetten Schenkel geklopft hatte, leierte er sich von seinem Schemel.
    »Sag bloß, du erkennst mich nicht, Old Jane?« Mit seinem fleischigen Daumen tippte er sich auf die Brust. »Ich bin’s, Larry Potter! – Larry Potter aus Deadwood, Black Hills, Dakota!«
    Jane musterte den Mann prüfend. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich Sie schon mal gesehen habe, Mister. Ich kenne keinen Larry Potter. – Und jetzt rücken Sie den Whiskey raus – ein bisschen fix, wenn ich bitten darf!«
    Potter schüttelte den Kopf. »Du verleugnest mich? Das ist aber nicht die feine englische Art, Jane. Wild Bill würde sich im Grab umdrehen, wenn er davon Wind bekäme, dass du einen alten Kameraden aus der guten, alten Zeit mit Nichtachtung strafst. Ja, bei Gott, das würde er!«
    Jane kramte fieberhaft in ihrem Gedächtnis, aber so sehr sie ihren Denkapparat auch anstrengte, die Erleuchtung blieb ihr versagt. Vor jeder Jury im Land hätte sie auf die Bibel geschworen, dass sie diesen Fettwanst heute zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
    Die Tür ging auf, und ein junger Mann in einem modern geschnittenen, hellbeigen Sakko kam herein. Er stellte sich neben sie an den Tresen. Ungeduldig trommelte er mit zwei Fingern einen Marsch auf die Barriere.
    »Ich bin noch nicht fertig«, ranzte Jane ihn an.
    Der Mann zog pikiert die Brauen hoch.
    »Bin gleich für Sie da, Mr. Ford«, sagte Potter höflich.
    »Will’s hoffen.« Ford öffnete lässig sein Sakko und brachte ein goldglänzendes Zigarettenetui zutage. Er gab sich Feuer, nahm einen Lungenzug und blies mit
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