Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
»Er sitzt nebenan im Gastraum. Aber im Moment interessiert er sich bloß für dieses verdammte Gewehr.«
    Rosa erschrak. »Er hat ein Gewehr bei sich?«
    »Nur ein Ausstellungsstück von Mr. Chessman. Die Parker-Schrotflinte, die über dem Bartresen hängt – hing!« Becky hakte die Strümpfe am Strapsgürtel fest.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Hat dein Liebhaber auch einen Namen?«, flüsterte Rosa kaum hörbar.
    »Alle sagen Mr. Howard zu ihm«, wisperte Becky. »Aber«, sie sprach jetzt noch leiser, aber Jona hatte ausgezeichnete Ohren, »in Wahrheit heißt er – Jesse James.«
    Jona entschlüpfte ein spitzer Schrei.
    Die beiden Mädchen starrten sie überrascht an. »Alles in Ordnung, Jona?«, fragte Becky.
    »Ja«, keuchte Jona, »hab mich nur an einer Nadel gepiekt.«
    Im nächsten Moment sank sie auf einen der Polsterhocker, der unter der Garderobenleiste stand. Auf einen Schlag war er wieder da, der unbeschreibliche Hass, den sie für den Mörder von Tim Brandon empfand.
    Sie erinnerte sich an die Derringer-Pistole, die sie in ihrem Täschchen hatte.
    Ohne dass es die anderen Mädchen merkten, schob sie die kleine Waffe in ihr Trikot. Sie war fest entschlossen, Tims Mörder zu richten. Der liebe Gott hatte ihr einen unmissverständlichen Wink gegeben. Er hatte sie gerade in dem Moment in die Kabine gehen lassen, als Becky aus der Schule plauderte.
    Ein göttliches Zeichen!
    Gespannt bis unter die Haarwurzeln verließ sie die Kabine. Den ersten Teil der Tanznummer würde sie allein bestreiten. Erst wenn Pauly den Refrain des Liedes spielte, würden sich Becky und Rosa zu ihr gesellen.
    Die ersten Akkorde von Home Sweet Home erklangen.
    Jona tippelte auf das flache Podest, das in der Mitte des Raumes stand. Sie verbeugte sich vor den Anwesenden, wobei sie nach dem Mann mit dem Schrotschießer Ausschau hielt.
    Während zögerlicher Applaus laut wurde, erspähte sie den Mann, den Becky in der Kabine beschrieben hatte. Jesse James, der sich zur Tarnung Mr. Howard nannte, saß neben dem großen Bierfass vor der holzgetäfelten Wand und war in den Anblick von Mr. Chessmans Parker-Gewehr versunken.
    Jona starrte ihn an, verpasste den Einsatz und musste improvisieren, um wieder mit Pauly in den Takt zu kommen. Sie drehte eine Pirouette, schwang auf die Zehenspitzen und erhaschte beiläufig das Gesicht von Lassiter, der an einem Stützpfeiler lehnte und sie kritisch beäugte.
    Geh zum Teufel , dachte Jona und schon unauffällig eine Hand an ihre Hüfte, dorthin, wo sie die Pistole verborgen hatte. Schon spürte sie den geriffelten Vogelkopfgriff der einschüssigen Taschenpistole.
    Pauly, der Pianist, beendete die Strophe und spielte das Zwischenstück, das in Kürze in den Refrain gipfelte. Gleich würden Becky und Rosa zu ihr aufs Podium springen.
    Bis dahin musste sie es vollbracht haben.
    Bevor sie den Derringer zog, warf sie ihrem Bewacher einen trotzigen Blick zu.
    Plötzlich erstarrte Jona zur Salzsäule.
    Lassiter hatte eine Hand ausgestreckt. Darin schimmerte die.33er Patrone, die für Tim Brandons Mörder bestimmt war. Der Mistkerl hatte heimlich die Waffe entladen!
    Jona schlug die Hände vors Gesicht und brach in hemmungsloses Schluchzen aus.
    Als Lassiter zu ihr trat und sie vom Podest geleitete, hätte sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt.
    »Ich hasse dich!«, schleuderte sie ihm entgegen. »Ich hasse dich, Lassiter!«
    »Das Risiko musste ich eingehen«, sagte er und schob die Patrone in seine Westentasche.
    ***
    »Jesse James ist tot«, sagte Uncle Tom.
    Jane Connary starrte ihn an. »Was faselst du da?«
    »Ein Typ, der Bord Ford heißt, hat ihn erschossen, in seinem eigenen Haus.«
    Calamity Jane riss ihm die Zeitung weg. Bob Ford – ein Kopfgeldjäger? Das traute sie dem netten, junge Mann, der in Potter’s Liquor Shop ihren Whiskey gerettet hatte, überhaupt nicht zu. Doch als sie den Artikel gelesen hatte, musste sie wohl oder übel ihre Meinung ändern.
    »Wer hätte das gedacht?«, grunzte sie und griff nach ihrem Whiskey. »Potztausend! Ich sag’s ja immer: Die Welt ist eine gottverdammte Klapsmühle! – He, was ist das denn?« Ungläubig starrte sie die Flasche an.
    »Leer«, stellte Uncle Tom fest.
    »Ausgelaufen«, präzisierte Buck King. »Der Korken muss sich gelockert haben.«
    Jane schleuderte die Flasche im hohen Bogen aus dem Wagen.
    Georgie Ryck, der die Zügel hielt, wies zum Bahndamm, der in unmittelbarer Nähe des Überlandtrails verlief. »Ein paar Meilen weiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher