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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James
Autoren: Jack Slade
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behalten.
    ***
    Lassiter saß, den Hut auf dem Gesicht, auf der Sitzbank im Zugabteil und dämmerte schläfrig vor sich hin.
    Das wilde Liebesabenteuer im Restaurant hatte gehörig an seinen Kräften gezehrt. Er hatte all seine Energien in die Waagschale geworfen, um Melissa Holm dieses herablassende Lächeln aus dem Gesicht zu wischen.
    Mit Erfolg. Nachdem er ihre Weiblichkeit intensiv beansprucht hatte, war seine Gespielin auf schweren Beinen aus dem Lokal getappt.
    Daraufhin hatte sich Lassiter unverzüglich zum Bahnhof begeben. Er hatte vor, nach St. Joseph zu reisen. Hier wollte er nach Jesse James Ausschau halten.
    Dabei musste er äußerste Vorsicht walten lassen. Die Gegend war regelrecht verseucht mit Mitgliedern und Spitzeln des James-Clans. Es war durchaus kein Zufall, dass man den Gesetzlosen bisher noch nicht festnageln konnte.
    Von der Zentrale der Brigade Sieben hatte Lassiter strikte Order, die Finger von der Bande zu lassen. Die Jungs aus Washington befürchteten, seine Tarnung könnte auffliegen, sobald er mit Jesse James aneinander geriet. Der berühmte Bandit stand zu sehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ein übereifriger Reporter könnte spitzkriegen, für welche Organisation Lassiter arbeitete und ihn bloßstellen.
    Dieses Szenarium war ein Albtraum für die Führung der im Untergrund operierenden Brigade Sieben. Der zu erwartende Skandal würde ganz Amerika erschüttern und eine Regierungskrise auslösen.
    Lassiter hoffte inständig, dass Jona Miles das James-Land noch nicht erreicht hatte.
    Das Mädchen hatte Flausen im Kopf. In ihrem jugendlichen Leichtsinn bildete sie sich tatsächlich ein, sie könnte unbehelligt im Buchanan County herumspazieren, bis ihr Jesse James vor die Füße stolperte. Das war so naiv, dass es schon wehtat. Miles’ übereifriges Tochterkind stand mit einem Bein in der Grube.
    Ich muss sie finden, bevor er zu spät ist .
    Nach und nach verblassten Lassiters Gedanken. Eine bleierne Schwere befiel ihn. Er sank in einen unruhigen Halbschlaf.
    Hinter den ungeputzten Wagenfenstern zog die endlose Landschaft der Great Plains vorüber. Die Räder klapperten monoton. Das leise Gemurmel der Passagiere hörte sich an, als käme es von ganz weit her. Lassiter spürte, wie er einschlummerte.
    Ein kräftiger Ruck ließ ihn auffahren.
    Er schob den Hut hoch und blinzelte gegen das Funzellicht, das über der Wagentür schimmerte. Während er schlief, war es draußen dunkel geworden. Der Zug kam zum Stehen. Von der Lok gellte der Signalton der Dampfpfeife.
    Draußen, auf dem Bahnsteig, brandete Lärm auf. Eine Gruppe junger Männer, die Gewehre und Revolver trugen, drängte sich durch die Dampfschwaden an die Bahnsteigkante. Gleich darauf sprang die Tür auf, und die wilde Horde quoll ins Abteil.
    Lassiter beobachtete die Neuankömmlinge unauffällig.
    Die Burschen waren zu fünft, alle ungefähr im gleichen Alter, Anfang bis Mitte Zwanzig. Als Wortführer entpuppte sich ein lang aufgeschossener Blondschopf, der eine Klappe über dem linken Auge trug.
    Er zeigte auf die freien Plätze links neben der Tür, und sein Gefolge lümmelte sich auf die beiden gegenüberliegenden Bänke. Kaum saßen sie, brachte einer eine angebrochene Schnapsflasche in Umlauf.
    »Hoch lebe der Gouverneur!«, rief der Blondschopf und nahm einen langen Schluck.
    Seine Vasallen johlten übermütig.
    Lassiter dachte sich sein Teil. Die Burschen waren hinter der Prämie her, die Gouverneur Crittenden der Eisenbahngesellschaft für die Ergreifung von Jesse James abgeschwatzt hatte. Sie taten so, als läge das Geld schon bereit und sie müssten es nur noch in ihre Taschen stopfen.
    Eine Weile hörte der Mann von der Brigade Sieben den großsprecherischen Reden der selbsternannten Kopfgeldjäger zu. Die Ignoranten machten schon Pläne, für was sie das Geld ausgeben würden, das sie noch gar nicht besaßen. Der Einäugige wollte sich eine Ranch in Montana kaufen, ein anderer ein Hotel in San Francisco eröffnen, der nächste träumte davon, eine Reise quer durch Europa zu unternehmen.
    Lassiter konnte nur den Kopf schütteln. Bei dem Krach war an Schlaf nicht mehr zu denken. Schließlich kam der Punkt, an dem er das hirnlose Gefasel nicht mehr ertragen konnte.
    Er nahm seinen Reisesack, warf ihn über die Schulter und verließ das Abteil.
    Über die Brücke gelangte er in den Nachbarwagen. Zu seiner Freude fand er hier eine improvisierte Trinkbar. Hinter dem Tresen mixte ein dünner Mann mit weißer
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