Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
Ryck, Buck King und Uncle Tom.«
    Die Männer nickten der Reihe nach.
    »Und ich bin Frederick Shelley«, sagte der Keeper. »Aber alle sagen Freddy zu mir.«
    »Sehr angenehm, Gentlemen«, murmelte Jona, die am liebsten fortgelaufen wäre.
    Calamity Jane legte einen Arm um sie. »Stellt euch vor, Jungs, so ein Dreckskerl von einem Tablettkasper hat das arme Ding aus dem Zug geekelt. Ohne Rücksicht auf Verluste.« Sie schlug sich gegen die Brust. »Wäre ich nicht zur Stelle gewesen, würde Jona jetzt irgendwo im Freien kampieren, mutterseelenallein, ohne einen Penny in den Taschen.«
    Die Männer schüttelten betroffen die Köpfe.
    »Wenn sie will, kann sie heute Nacht in meiner Bude bleiben«, sagte der Mann, der Uncle Tom genannt wurde. Er war ein pockennarbiger Rotschopf, mit auffallend hellen Augen und einer Geiernase. »In meiner Suite steht noch ein Eisenbett mit erstklassiger Matratze. Auf dem Ding hat schon Kit Carson seinen Rausch ausgeschlafen.«
    Jane gab ihm eine Kopfnuss. »Das könnte dir so passen, du alter Lustmolch! Nichts da! Die Kleine bleibt bei mir, und damit basta!«
    Uncle Tom war beleidigt. »Ich wollte nur nett sein, verdammt nochmal.«
    Jona schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. Schnell erkannte sie, dass ihre Freundin gar nicht so Unrecht hatte. Auf den ersten Blick sahen die Typen zwar wie verwegene Landstreicher aus, aber wenn man genauer hinschaute, schien unter der rauen Schale tatsächlich ein mitfühlendes Herz zu schlagen.
    »Wo wolltest du denn hin, Mädel?«, fragte sie der Wirt.
    »St. Joseph, Missouri.«
    »Hast du dort Verwandte?«, wollte Uncle Sam wissen.
    »Na ja, im Grunde schon. Aber mein Dad und ich haben uns gestritten und den Kontakt abgebrochen.«
    »Das ist schlimm«, sagte Georgie Ryck. Er war lang und dünn und erinnerte Jona an eine Figur aus einem Dickens-Roman. »Warum vertragt ihr euch nicht einfach?«, fuhr er fort. »Ich wäre froh, wenn ich noch Angehörige hätte. Meine Leute sind alle auf dem Oregon Trail geblieben. Vater, Mutter und meine beiden Brüder. Ich bin der letzte der Mohikaner. Wäre ich du, Mädel, würde ich zu meinem Dad gehen und ihm sagen, dass ich ihn liebe. Man muss nur wollen!«
    Jona kaute auf ihrer Lippe. Die eindringlichen Worte des Mannes brachten sie in Bedrängnis, denn sie spürte, dass er recht hatte. Gewiss, es wäre das Beste, wenn sie sich mit ihrem Vater versöhnen würde. Ihr Dad war ja kein Monstrum, das sie schlug und nur herumkommandierte. Ganz im Gegenteil. Sie brauchte nur einen Schritt auf ihn zugehen, und ihre Probleme würden sich in Luft auflösen.
    Doch da gab es noch ihre Mission.
    Sie wollte den Mörder ihres Bräutigams zur Strecke bringen, den scheußlichen Banditen Jesse James. Wenn sie ihr Ziel erreicht hatte, würde sie alles noch einmal neu überdenken.
    Es war aber noch nicht so weit.
    Calamity Jane gab eine Runde Bier aus.
    Der Wirt stellte jedem ein Glas vor die Nase. Alle tranken, und auch Jona nippte an ihrem Getränk. Wie erwartet schmeckte das Zeug fürchterlich, wie aus einem Lappen gewrungen.
    Als sie angewidert das Gesicht verzog, brandete dröhnendes Gelächter auf. Der unverhohlene Spott ärgerte Jona. Sie griff erneut zu, schloss die Augen und leerte das große Glas in einem einzigen Zug.
    Calamity Jane klopfte ihr anerkennend die Schulter. »Bist ein tapferes Ding«, verkündete sie. »Und jetzt, meine Süße, erzählst du uns deine Geschichte. Die Jungs und ich, wir lieben Geschichten, also los, zier’ dich nicht. Fang schon an!«
    »Ja, hab’ keine Scheu, Jona, wir sind auf deiner Seite«, beteuerte Uncle Tom.
    Jona spürte einen leichten Schwindel im Kopf. Der hastig getrunkene Alkohol tat bereits seine Wirkung. Ihre Hemmungen waren wie weggeblasen. Freddy, der Wirt, stellte ihr ein zweites Glas hin, aber sie schüttelte abwehrend den Kopf.
    Dann, ganz plötzlich, verspürte Jona das Bedürfnis, über ihre Pläne zu reden. Bisher hatte sie all die schrecklichen Sachen in sich hineingefressen. Jetzt aber waren Menschen da, die sich für ihre Misere interessierten. Vielleicht fand sie sogar in ihnen Verbündete, die ihr nützlich sein konnten.
    »Hier, rauch eine«, sagte Calamity Jane.
    Jona nahm die Zigarillo, die Jane ihr anbot, zündete sie an und hüllte sich in Rauch. Durch den blauen Dunst erkannte sie die gespannt dreinblickenden Gesichter der anderen.
    Uncle Tom zwinkerte ihr aufmunternd zu, und auch Georgie Ryck und Buck King hingen erwartungsvoll an ihren Lippen.
    Jona gab sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher