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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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nicht gesehen, wie du dich verwandelt hast. Obwohl ich sehr neugierig war.« Feli musterte ihn von oben bis unten. War er nicht eher der schlaksige Typ gewesen? Dieser Finn hier wirkte ziemlich muskulös.
    »Sieh zu, dass du in die Hosen kommst, Finn, sonst guckt die dir noch was Wichtiges ab«, bemerkte jetzt auch noch Nefer, und Finn beeilte sich, in die Kleider zu kommen.
    Imhotep war inzwischen wieder zu sich gekommen, aber seine ungemütliche Lage hatte ihm wohl die Sprache verschlagen. Das änderte sich, als Finn ihn von dem Ast auf den Boden plumpsen ließ.
    »Meine Güte, kann der einen Unflat absondern. Da fallen einem ja fast die Ohren ab«, sagte Feli.
    »Kannst du gucken, ne.«
    Einen Moment brauchte Feli, um Che-Nupets Rat zu verstehen. Dann griff sie an das Ankh und schaute dem wütenden Kater in die Augen.
    »HALT DIE KLAPPE!«, sandte sie ihm zu.
    Imhotep verstummte.
    Finn hatte einen brauchbaren dicken Ast gefunden, und Nefer nahm Feli den Rucksack ab. Sie schulterten den Kater, und ächzend setzte sich Feli in Bewegung.
    »Ist nicht mehr weit. Hol dir Kraft aus dem Ankh!«
    Auch das war also möglich, und vielleicht fünfhundert Schritt weiter lichtete sich der Nebel.

54. Majestät im Amt
    Nathan betrachtete die graue Katze mit den schwarzen Tupfen, die sich schlafend auf seinem Sofa zusammengerollt hatte. Vorsichtig streichelte er ihr über das seidige Fell. Sie gab einen kleinen Laut des Wohlbehagens von sich, wachte aber nicht auf.
    Den Verband an ihrer Pfote hatte sie am Nachmittag abgeknabbert. Sie hatte ihm aber erlaubt, sich die Wunde anzusehen, und er hatte bemerkt, dass der Schnitt gut verheilt war.
    Wahrscheinlich würde sie ihre gesamte Anzahl von Krallen brauchen bei dem, was sie heute erwarteten. Sie hatte sie anschließend mit Leidenschaft an dem Stamm der Birke vor seinem Haus geschärft.
    Wieder betrachtete er das schlanke Tier.
    Tier?
    Er hätte wer weiß was dafür gegeben, über dieses Erlebnis mit seinem Lehrer und Freund zu sprechen, der ihn einst das Wissen der Schamanen gelehrt hatte. Aber der alte Indianer war schon vor Jahren gestorben. Er selbst hatte ihn zu seiner Begräbnisstätte auf der unbewohnten Insel gerudert.
    Als er ihn kennengelernt hatte, war er krank gewesen. Die äußeren Wunden waren zwar verheilt, aber sein Geist verstört durch die Erfahrung in der brennenden Hölle des Waldes. Wie er gerettet worden war, hatte er nie erfahren. Auch auf den Visionssuchen, auf die ihn sein Lehrer geschickt hatte, war er zu diesem Bereich nie vorgedrungen. Eine Flammenwand stand vor dem Erkennen.
    Aber er hatte etwas anderes gefunden – eine Führerin, eine Ratgeberin, die ihn sanft, aber bestimmt durch die Abgründe seiner Seele geleitet hatte – durch einen nebeligen, grauen Wald voller Schatten, personifizierten Ängsten, gestaltgewordener Verzweiflung, Trauer und Mutlosigkeit. Bis er schließlich jene andere Welt betreten konnte, die ihm sein Lehrer versprochen hatte. Das Reich der Tiergeister, eine von Menschen unberührte Landschaft, in der seine Seele Heilung fand.
    Tiergeister?
    Die alten Traditionen besagten, dass diese Geister die Welten wechseln konnten, dass sie den Menschen leibhaftig begegneten, wenn es notwendig war. Das aber hatte er selbst noch nie erlebt.
    Bis jetzt vermutlich.
    Aber diese kleine Katze, autoritär, launisch, liebevoll und gefährlich, hatte er noch nie gesehen, weder in seinen Träumen noch in seinen Visionen. Und dennoch, wenn er nicht völlig verrückt geworden war, musste sie aus dieser anderen Welt stammen. Und sie wurde verfolgt, war in Gefahr, ermordet zu werden. Er könnte das alles als Spinnkram abtun, seiner Arbeit nachgehen und versuchen, sie zu vergessen. Aber etwas sagte ihm, dass er es einfach nicht konnte. Auch wenn er sich in eine völlig unberechenbare Gefahr begab, er wollte versuchen, ihr zu helfen, was immer heute geschehen würde.
    Ob er mit Geistern zu ringen hatte, Gestaltwandlern oder realen Geschöpfen wusste er nicht. Alles, was er tun konnte, war, sich zu wappnen.
    Gegen reale Gestalten, ob Mensch oder Raubtier, gab es Waffen. Und ein Jäger wusste sie einzusetzen.
    Die Katze blinzelte, gähnte und versuchte gleichzeitig zu schnurren. Es war ein seltsames Geräusch, das ihm ein Lächeln entlockte.
    »Ausgeschlafen?«
    »Mirr.«
    »Ja, das geht mir auch häufig so.«
    Sie stand auf, streckte sich, machte einen Buckel und gähnte noch einmal herzhaft. Dann sprang sie vom Sofa und trottete zum Terrassenfenster.
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