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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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Angespannt sah sie in die hereinbrechende Dämmerung. Dann drehte sie sich um, maunzte ein paar Worte und klopfte mit der Pfote an die Scheibe.
    »Du möchtest raus?«
    »Mau!«
    Er öffnete gehorsam. Aber sie blieb auf der Schwelle stehen und sah ihn bezwingend an.
    »Ich soll mitkommen?«
    »Mau.«
    »Gut, aber nicht ohne Vorbereitung.«
    Er hatte seine Jagdwaffen. Mit der Flinte über dem Rücken, der Pistole und dem Messer am Gürtel und einer starken Stablampe in der Tasche kam er zurück und strich der Katze über den Kopf.
    »Wenn es mir irgend möglich ist, Majestätchen, werde ich dich beschützen.«
    »Mau!«
    »Na, dann komm. Führ mich, wohin du gehen musst!«
    Sie strich ihm einmal um die Beine und hüpfte dann nach draußen. Nathan schloss die Glastür hinter ihr und verließ das Haus durch die Haustür.
    Es war fast elf Uhr, und die Dämmerung ging in die Nacht über. Der Vollmond stand über den Wipfeln der Bäume und ließ den Wald farblos werden. Doch anders als jene grauen Wälder, die er einst im Geiste durchstreift hatte, waren die Schatten hier schwarz und die Konturen scharf, und Sterne funkelten zwischen den Ästen. Die Katze lief vor ihm her, eilig, doch aufmerksam. Immer wieder blieb sie stehen und drehte sich nach ihm um, wie um sich zu vergewissern, dass er ihr auch folgte. Die letzten Dämmerungssänger waren verstummt, die Nachtvögel hatten das Regiment übernommen. Er hörte den Schrei einer Eule und das Rufen der Waldkäuze. Auch anderes Getier war auf der Jagd. Man hörte es im Laub rascheln, gelegentlich ein Grunzen, ein heiseres Rufen.
    Es waren für Nathan keine unbekannten Geräusche. Er war vertraut mit seinem Wald und oft genug selbst auf die nächtliche Jagd gegangen.
    Die Katze wählte einen der ausgetretenen Pfade, und Nathan war kaum überrascht, als er bemerkte, dass sie sich in Richtung Dolmen bewegte. Hier hatte er sie schon einmal getroffen, die Stelle musste eine Bedeutung für sie haben.
    Als sie die flechtenbewachsenen Steine erreichten, sprang sie auf die Deckplatte und sah ihn an.
    »Hier also erwarten wir, was immer geschieht?«
    »Mau.«
    Er nahm die Flinte von der Schulter und lehnte sich an den Stamm der Eiche. Geduld war seine Stärke.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    Aber als es dann geschah, war er so verblüfft, dass er die Waffe in seiner Hand fallenließ.
    Aus dem Dolmen kam ein riesiges dunkles Schemen gehuscht, sah sich mit leuchtenden Augen um, maunzte etwas und verschwand im Unterholz.
    Die graue Katze sprang nach unten und stellte sich erwartungsvoll an den Eingang des Dolmens.
    Und dann kam jener Junge herausgekrochen, den er hier schon einmal erwischt hatte, gefolgt von dem Mädchen. Beide zerrten ein großes, gefesseltes Tier hinter sich her. Ihnen schloss sich ein riesiger schwarzer Panther an.
    Nein, nicht Panther – das war eine Katze. Nur geradezu unheimlich groß.
    Felina, so hieß das Mädchen, zog ein Lederband über den Kopf, kniete vor der kleinen, grauen Katze nieder und legte es ihr um den Hals. Dann blieb sie knien und sagte leise: »Dein Ankh, Majestät!«
    Nathan blinzelte und zwinkerte mit den Augen. Irgendwie war sein Blick verschwommen, doch nur für einen kleinen Moment. Als er wieder klar sehen konnte, war aus der kleinen Katze eine große geworden. Eine große graue, mit schwarzen Tupfen und schimmernden grünen Augen. Ein silbernes Henkelkreuz baumelte von ihrem Hals. Und ihre Ausstrahlung war nur als königlich zu bezeichnen.
    Auch der junge Mann kniete vor ihr.
    »Wir haben den Verbrecher gefangen, Majestät«, sagte er.
    Sie maunzte etwas, das die beiden Menschen offensichtlich verstanden. Und dann drehte Felina sich um.
    Feli war etwas verblüfft, den Förster hier anzutreffen. Sie hatten sich so auf Majestät konzentriert, dass sie seine Gegenwart nicht bemerkt hatten.
    Und Himmel, was war Bastet Merit für eine Katze. Jede einzelne ihrer Fellspitzen strahlte Würde aus.
    »Er hat mir ein Zuhause gegeben, Felina, Gesas Enkelin. Und er versteht ein wenig, was ich ihm sagen musste. Er ist mitgekommen, um mich zu beschützen, und ich bin ihm dankbar dafür. Aber er ist verwirrt von unserem Anblick. Bist du in der Lage, ihm zu erklären, was wir sind?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Dann tu es auch. Und du bist Finn, der Jungmensch, der mich vor einer Horde Trottel gerettet hat. Du bist offensichtlich auch in meinem Reich gewesen.«
    »Ja, Majestät. Wenn auch nicht freiwillig.«
    »Es war meine Schuld, Majestät«,
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