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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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Land lag unter ihr, ein weites, flaches Gebiet, das in der Ferne zu einem Gebirge anstieg. Ein breiter, vielarmiger Fluss schlängelte sich durch das Gelände, und in der Ferne ragte ein Gebäude auf. Ein Tempel vielleicht oder ein Palast.
    Ein Geräusch ertönte hinter ihr.
    Sie drehte sich um und konnte gerade noch einen Schreckenslaut unterdrücken. Eine Frau stand da – Frau? Eine Frau mit einem Löwenkopf. Und ihre Augen funkelten bösartig.
    Che-Nupet hatte sie gewarnt – sie würde sie zerfleischen.
    Feli keuchte vor Angst.
    Der Sphinx stellte sich zwischen sie und die wütende Frau.
    Na, wenigstens was.
    Er deutete auf den Felsen.
    Der Tropfen war so dick geworden, dass er zu fallen drohte. Feli wollte ihn abermals in der Flasche auffangen, aber die Löwenköpfige stieß ein drohendes Brüllen aus.
    Der Tropfen verfehlte den Flaschenhals und rann an der Außenseite entlang. Ohne nachzudenken fing Feli ihn mit dem Finger ab und ließ ihn in die Flasche fallen. Dann leckte sie sich den Finger ab.
    Das Brüllen wurde lauter!
    Nefer fühlte sich erbärmlich. Er fühlte sich entsetzlich.
    Was sollte er nur tun? – Finn lag so starr und unbeweglich vor ihm, jeder einzelne Muskel verkrampft, sein Atem röchelnd. Er litt, das stand außer Frage.
    Wo blieb Che-Nupet mit Feli?
    Hatten sie das Land unter dem Silbermond erreicht? Hatten sie das Wasser gefunden?
    Nefer wusste nur, dass in jenem mystischen Land Gefahren drohten, die keiner auszusprechen wagte. Dass dort Mächte herrschten, die dem lieblichen Namen des Landes in keiner Weise entsprachen. Welche Macht hatte Che-Nupet wirklich?
    Ihn schauderte es.
    Wie lange sollte er noch warten?
    Sollte er seinen Freund töten? Und dann würden die beiden gleich darauf erscheinen?
    Würde er ihn nicht töten, musste Finn, der unschuldige Finn, den er in diese grauenvolle Situation gebracht hatte, weitere unsägliche Qualen erleiden?
    Er sah den starren Graupelz an.
    Er musste es tun. Was er gesehen hatte, war zu furchtbar …
    Feli wurde mit einem Ruck emporgerissen.
    Die Löwenfrau hob drohend die Hände – krallenbewehrte Hände.
    Der Sphinx schlug mit den Flügeln.
    Sie entkamen.
    Gerade so eben.
    Die Erleichterung, dem Tod entkommen zu sein, verhinderte diesmal, dass sie während des Fluges in Panik verfiel. Sie umklammerte die Flasche mit dem kostbaren Wasser und betrachtete die Welt von oben. Zwar fühlte sie sich erbärmlich hilflos, so in den Krallen des Löwen. Ihre Beine baumelten nach unten, und die Träger des Rucksacks schnitten ihr wieder in die Glieder, aber irgendwie war es auch wieder faszinierend. Der Schwarze Sumpf war ein kreisrundes Gebilde, von einer hohen, kunstvoll gebauten Mauer umgeben. Woher er gespeist wurde, konnte sie nicht erkennen. Auch nicht, wo das Rinnsal austrat. Er roch auch nicht sumpfig oder ekelerregend. Und dennoch strömte er etwas aus, das ihr Schauder verursachte.
    Dann glitten sie wieder durch die silbrig-grauen Bäume, und sie wurde auf dem Boden abgesetzt. Ihr war ein wenig schwindelig. So blieb sie sicherheitshalber liegen, schaffte es aber, den Verschluss auf die Flasche zu drehen.
    Che-Nupet und der Sphinx tauschten wohl noch einige Höflichkeiten aus, dann stupste die Kätzin sie wieder an. Sie wies auf Ring und Ankh. Feli nahm es auf, aber als sie beides anlegen wollte, patschte die Kätzin ihr auf die Hand.
    Der Sphinx saß nun wieder auf der Säule, und als sie aufgestanden war, erschien es ihr angemessen, mit vor der Brust gekreuzten Armen eine tiefe Verbeugung zu machen.
    Huschte da wirklich ein Lächeln über das strenge Gesicht?
    Che-Nupet drängte sie auf den Weg zurück, und als sie außer Sichtweite des Portals waren, blieb sie stehen und wedelte mit der Pfote an ihrem Ohr.
    Aha, jetzt durfte sie wohl ihren Schmuck wieder anlegen.
    Das Ankh fühlte sich an ihrem Hals gut an, und als sie den Ohrring angesteckt hatte, hörte sie Che-Nupet sagen: »Hast du gut gemacht. Sehr gut, Feli. Jetzt helfen wir Finn.«
    Sie rasten los.
    Nefer saß noch immer unschlüssig neben seinem Freund, der stocksteif im Laub lag.
    Sollte er?
    Es war leicht, ihm die Kehle durchzubeißen – er würde sich nicht wehren.
    Wo blieben Che-Nupet und Feli?
    Was sollte er tun?
    Musste er es tun?
    Er musste es. Es würde keine Rettung mehr geben.
    Er stand auf. Seine Beine versagten ihm fast den Dienst.
    Es wäre die letzte gute Tat, die er seinem Freund schuldete.
    Hatte er nicht wissen wollen, wohin die Seelen der Menschen nach ihrem
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