Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
enthalten sein sollte...
    Eine Idee, die sie seit einiger Zeit völlig gefangennahm.
    Plötzlich versiegte ihr Redefluß. Sie sah mich an und fragte dann: "Ich glaube, du bist mit den Gedanken ganz woanders, mein Kind. Und ich kann es dir nicht einmal verübeln..."
    "Ach, Tante Lizzy..."
    "Nein, nein! Ich habe einfach drauflos geredet, ohne darauf zu achten, ob du das nach deinem anstrengenden Tag in der Redaktion überhaupt hören willst!"

    "Du weißt, daß deine Studien mich immer fasziniert haben...", sagte ich sanft. Tante Lizzy war es gewesen, die mich auf meine übersinnliche Begabung hingewiesen hatte.
    Lange bevor ich diese Fähigkeit akzeptieren wollte.
    Sie schaute mich an.
    "Dir liegt irgend etwas auf der Seele", sagte sie. "Streite es nicht ab! Ich weiß, daß es so ist! Und das hat nun wirklich nichts mit übersinnlicher Begabung zu tun, sondern einfach nur damit, daß ich dich sehr gut kenne, mein Kind..."
    Ich zuckte die Achseln.
    "Vielleicht hast du recht", gab ich schließlich zu.
    "Nun?"
    Ich erzählte ihr von dem mysteriösen Todesfall, bei dem dieser geheimnisvolle Leichenwagen eine Rolle gespielt hatte.
    "Von wie vielen Leuten wurde der Wagen gesehen?"
    "Genau weiß ich es nicht. Aber es müssen einige gewesen sein, deren Aussagen die Polizei aufgenommen hat. Von den schwarzen Strahlen sprach allerdings nur diese Frau."
    "Hast du ihre Adresse?"
    "Natürlich. Ich hätte sie für komplett verrückt gehalten, wenn..."
    "Wenn was?" hakte Tante Lizzy nach.
    "Wenn ich es nicht vor meinem inneren Auge gesehen hätte, Tante Lizzy. Verstehst du, was ich meine?"
    "Du sprichst von deiner Gabe, nicht wahr?"
    Ich nickte heftig.
    "Ja. Ich konnte mir die Szene so genau und in allen Einzelheiten vorstellen, als wäre ich selbst dabeigewesen. Es war furchtbar..." Ich atmete tief durch und fügte dann hinzu:
    "Es gab in letzter Zeit mehrere mysteriöse Todesfälle, bei denen ein Leichenwagen eine Rolle spielte... Ich frage mich, was da vor sich geht... Die Frau sagte, daß niemand am Steuer saß, Tante Lizzy. Sie glaubte, daß Satan persönlich erschienen sei."
    "Sie war verwirrt", sagte Tante Lizzy. "Sie sah etwas, was völlig unglaublich war... Und sie suchte nach einer Erklärung."
    Ich nickte.
    "Ja", murmelte ich.
    "Ich werde mal in meinem Pressearchiv nachsehen, ob ich etwas über Morde finde, die ein Leichenwagen ohne Fahrer begangen haben könnte. In Ordnung, Patti?"
    Ich trank meine Teetasse leer.
    Und dann sagte ich voller Dankbarkeit: "Weißt du, manchmal denke ich darüber nach, wie viel Prozent meines Reportergehalts eigentlich dir für deine Recherchendienste zustehen, Tante Lizzy!"

    *
    Eine dunkle Gasse. Nebel kroch wie ein grauer, unheimlicher Riesenwurm durch die Straßen. Es war Nacht, und das Licht der wenigen Straßenlaternen wirkte diffus. Wie verwaschene Lichtflecke im Nebel.
    Ich ging den schmalen Bürgersteig entlang. Es war eisig kalt.
    Ich schlug den Kragen meiner Jacke hoch, aber diese Art von Kälte schien durch jeden Stoff hindurchzukriechen. Sie kam einem den Rücken hinauf, ließ einen bis ins Innerste Frösteln und drang bis in Mark und Bein.

    Eine Kälte, die aus dem Inneren kommt! ging es mir durch den Kopf. Die Kälte des Todes...
    Irgendein kaum hörbares Geräusch ließ mich zusammenfahren.
    Ich drehte mich herum. Aber da war nichts zu sehen. Nicht einmal der fliehende Schatten irgend einer Gestalt.
    Hier bin ich schon gewesen! dachte ich und versuchte mich zu erinnern. Ich kannte diese Straße oder glaubte es zumindest.
    Aber woher?
    Ich zermarterte mir das Hirn darüber, ohne eine Lösung zu finden. Das Unbehagen wuchs. Ich hatte das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden. Mein Blick glitt die verwinkelten Hauseingänge entlang. Es waren ziemlich alte Häuser, die da aneinandergereiht waren. Graues, brüchiges Mauerwerk, in dessen bröckelnde Fugen sich Moos gesetzt hatte.
    Ich erreichte eine der Straßenlaternen, deren gebogene Form mich unwillkürlich an einen Galgen erinnert hatte, so lange nur der schattenhafte Umriß sichtbar gewesen war.
    Jetzt sah ich die Spinnweben, die sich zwischen den gußeisernen Streben der Lampe spannten. Sie zitterten leicht im kühlen Nachtwind.
    Und dann...
    Ich erstarrte vor Schreck, als das knurrende Motorengeräusch aufbrauste. Wie das Fauchen einer Großkatze, so klang es beinahe. Nur viel stärker, unheimlicher, metallischer...
    Wie der Laut eines grotesken Zwitters zwischen Tier und Maschine. Eine Ausgeburt des Wahnsinns..
    Grauen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher