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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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trat und so den Blick auf den Computerbildschirm freigab, den er auf meinem Schreibtisch installiert hatte.
    Tom war mir gefolgt und warf einen fast bewundernden Blick auf die Anlage.
    "Hätte ich unseren Verlagsoberen nie zugetraut, daß sie irgendwann einmal einsehen, daß man die Zeitung von morgen nicht mit mittelalterlichem Equipment gestalten kann!" erklärte er leicht spöttisch.
    Der Mann mit den grauen Haaren wandte sich indessen an mich. "Dies ist das Terminal für eine zentrale Computeranlage. Spaltenumbruch, Eingabe von Bildern und so weiter - das kann alles von hier aus gemacht werden." Er deutete auf ein dickes Handbuch und lachte. "Aber was erzähle ich! Lesen Sie es selbst nach!"
    Ich trat an den Tisch heran.
    "Alles installiert?" fragte ich.
    "Sie brauchen nur auf den POWER-Knopf zu drücken."
    Genau das machte ich dann. Aber alles blieb dunkel. Kein Lämpchen blickte auf, kein Tonsignal erklang, und der Bildschirm blieb eine dunkle, glatte Fläche. Der Mann mit den kurzgeschorenen grauen Haaren kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
    "Tja, da scheint irgend etwas mit der Stromzufuhr nicht zu klappen."
    "Offensichtlich!"
    "Ich werde mich drum kümmern. Es kann jetzt nur noch Stunden dauern!"
    "Wie tröstlich..."
    Ich drehte mich herum und sah, daß Tom mir mit zwei Bechern des dünnen Redaktionskaffees entgegenkam.
    "Hier", sagte er. "An Arbeit ist im Moment wohl nicht zu denken. Und der Kaffee wird bald kalt sein. Die Kaffeemaschine hat nämlich auch keinen Strom. Scheint wohl an derselben Sicherung zu sitzen, wie der Kasten da!"
    Und dabei deutete er auf die neu installierte Computeranlage auf meinem Schreibtisch.
    Ich nahm Tom einen der Kaffeebecher ab.
    "Ich sehe schon kommen, daß wir heute eine Notausgabe zusammenstellen müssen!"
    Tom zuckte die Schultern.
    "Im Archiv lagern doch noch jede Menge Nachrufe und Kurzbiographien bekannter Persönlichkeiten. Damit könnten wir sicherlich eine Woche lang das Blatt füllen."
    Beiläufig war mein Blick auf den Schreibtisch des Kollegen Clark Dalglish gefallen, an den sich noch niemand zu schaffen gemacht hatte. Dalglish war ein Liebhaber japanischer Bonsai-Bäume. Daher hatte er auch einen dieser verkrüppelten kleinen Gewächse auf dem Schreibtisch stehen. Ich wußte nicht, wie oft ich diesen Bonsai schon kurz mit dem Blick gestreift hatte. Hundertmal an einem normalen Arbeitstag in der Redaktion. Vielleicht auch noch öfter.

    Er war mir nie besonders aufgefallen.
    Aber als ich ihn diesmal ansah, war etwas anders.
    Der Baum schien sich vor meinen Augen zu verwandeln.
    Für Sekundenbruchteile glaubte ich, sehen zu können, wie sich die Konturen eines Gesichtes aus dem knorrigen Stamm des Bonsai herausbildeten. Zwei ganz und gar weiße Augen, die kleinen Feuern gleich leuchteten, schienen mich anzustarren. Der Mund verzog sich wie zu einem verzweifelten, aber stummen Schrei.
    Alles um mich herum schien zu verschwimmen. Nichts blieb, außer diesem Baum. Wie aus weiter Ferne hörte ich, wie jemand meinen Namen aussprach.
    "Patricia..."
    Mit Verzögerung registrierte ich, daß es Toms Stimme gewesen sein mußte.
    Ich sah diesen Baum vor mir. Er schien auf die Größe eines normalen Baumes angewachsen zu sein. Und die Umgebung war eine andere. Nicht mehr das Redaktionsbüro der LONDON EXPRESS NEWS, sondern...
    Ein Wald!

    Der Baum hatte noch immer seine eigentümlich verkrüppelte Form. Die Gesichtszüge traten jetzt deutlicher hervor. Es war ein menschlicher Kopf mit einem zylindrischen Hut auf den Schultern. Und diese Schultern wuchsen aus dem harten Holz des Baums heraus. Sie endeten in zwei Armen, die eigentlich Äste gewesen waren. Wie Tentakel ließen sie sich in alle Richtungen bewegen. Sie schienen nach mir zu greifen...
    Eisige Schauder erfaßten mich.
    Der Puls schlug mir bis zum Hals.
    Was geschieht?
    Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück und traf dort auf einen Widerstand.
    Hände umfaßten meine Schultern.
    Erst jetzt bemerkte ich, daß sich auch aus den knorrigen Strukturen der anderen Bäume des eigenartigen Waldes Gesichter herauszumaterialisieren begannen. Knollenartige Verdickungen wuchsen vor meinen Augen aus den aufgesprungenen Rinden und bildeten Nase und Kinn.
    Augen, so hell wie die Sonne funkelten mich dutzendfach an. Und ich hörte einen eigenartigen, klagenden Chor von Stimmen...
    Ich blickte zu meinen Füßen.
    Die Wurzeln begannen sich zu bewegen. Furchen bildeten sich - wie von Geisterhand gezogen und die weit verzweigten
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