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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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grimmiger Laut drang aus dem dünnlippigen Mund inmitten des totenbleichen Gesichts.
    Mit einem furchtbaren, reißenden Geräusch begannen sich die Wurzeln aus der Erde zu lösen. Von einem Augenblick zum nächsten lief ein Riß durch die Erde. Eine Furche, wie von einem unsichtbaren Pflug innerhalb von Sekunden gezogen. Und schon im nächsten Moment hatte sich eine zweite gebildet. Langen Würmern gleich, begannen die Wurzelstränge ein Eigenleben zu entwickeln und aus der Erde herauszukriechen.
    Eine der Frauen schrie auf, als eine dieser unterirdischen Verästelungen sich wie eine Schlinge um ihren Fuß zu legen begann. Sie wich zurück.
    Und mindestens ein Dutzend dieser seltsamen Zwittergestalten zwischen Baum und Mensch stimmten ein höhnisches Gelächter an.
    Das Dunkel des Waldes wurde erfüllt von immer mehr kleinen Lichtquellen. Wie kleine Sterne in der Dunkelheit funkelten sie. Es waren die Augen dieser unheimlichen Wesen...
    Eines dieser Baumwesen machte nun so etwas wie einen Schritt.
    Weitere Furchen zogen sich durch den weichen Boden.
    "Zurück!" rief der Mann mit dem Vorschlaghammer, der sein Werkzeug fallenließ. Auch er konnte sich der grausamen Faszination dieses übernatürlichen Schauspiels kaum entziehen.
    "Es ist vollbracht!" flüsterte er, während sich die anderen, die mit ihm gekommen waren, um ihn scharrten und angstvoll in den Wald hineinblickten.
    Der Mann, der den Vorschlaghammer getragen hatte, griff in seine Jackentasche. Er umfaßte einen kalten Stein. Ein Prickeln durchlief seinen Arm und breitete sich von dort aus über seinen gesamten Körper aus.
    Er holte den Stein aus der Tasche heraus und hielt ihn ins Mondlicht. Der Stein veränderte sich. Er leuchtete mattrot, als ob ein eigenartiges Feuer in ihm brannte... Das Prickeln wurde stärker und stärker. Schließlich war es beinahe schmerzhaft. Eine unheimliche Kraft durchflutete den Mann.
    Eine Kraft, die sich kaum ertragen ließ. Er verzog das Gesicht, schloß die Augen und stöhnte auf.
    "George!" rief eine der Frauen.
    Aber der Mann schien sie jetzt nicht hören zu können.
    Er befand sich in einer Art Trance. Die Augen öffneten sich wieder. Und dasselbe mattrote Leuchten, das den Stein in seiner Hand erfüllte, war nun auch in seinen Augen zu finden. Das Leuchten pulsierte in einem unregelmäßigen Rhythmus.
    Aus dem Wald kam aus vielen Kehlen ein Aufschrei des blanken Entsetzens. Ein Laut der Verstörung. Verzweiflung begann sich in den Gesichtern zu spiegeln, die sich auf so schauderhafte Weise aus den knorrigen Bäumen herausmaterialisiert hatten.
    Der Mann, der den Stein hielt, warf ihn in diesem Moment mit einer ruckartigen Bewegung von sich. Er taumelte dabei rückwärts und fiel zu Boden.
    Der Stein segelte mit unnatürlicher Langsamkeit durch die Luft, fast so, als hätte er nur das Gewicht einer Feder. Sanft und ohne einen Laut kam er auf dem weichen Waldboden auf
    - genau im Zentrum des Halbkreises, der durch die Pfähle gebildet wurde.
    Mit einem Zischen schossen rotglühende Strahlen aus dem Stein heraus. Genau dreizehn Lichtblitze zuckten durch die Nacht. Und jeder dieser rotglühenden Strahlen traf eines der geisterhaften Gesichter, die in die Pfähle hineingeschnitzt worden waren. Ein Leuchten begann daraufhin deren Augen zu erfüllen. Und ihre tierhaften Mäuler bewegten sich. Laute begannen sich zu formen. Dumpfe Silben einer unbekannten, vielleicht vergessenen Sprache. Die Pfahlgesichter bildeten einen geradezu gespenstischen Chor.
    Aber diese dunklen Stimmen schienen große Macht zu haben.
    Und wenn man auch kein einziges, dieser uralte Worte zu verstehen vermochte, so war doch sofort zu erkennen, daß es sich um so etwas wie Befehle handeln mußte.
    Und die Baumgespenster gehorchten.
    Unter lautem Wehklagen wurden aus den tentakelhaften Armen wieder starre, verwachsene Äste und die Köpfe schrumpften zurück in die Baumstämme, aus deren Holz sie herausmaterialisiert waren. Die Männer und Frauen am Waldrand sahen wie gebannt zu. Bald war nichts mehr von den Waldgespenstern zu sehen, als die gewöhnlichen Unregelmäßigkeiten, wie man sie häufig bei sehr alten oder durch Blitzeinschlag oder andere Umstände verkrüppelten Bäumen antrifft. Eine Art Totenruhe breitete sich aus.
    "George, wann wird dieser Spuk ein Ende haben?" fragte eine weibliche Stimme.
    Es dauerte einen Augenblick, bis die Antwort kam.
    "Ich weiß es nicht."
    "Aber..."
    "Sie werden wiederkehren! In der nächsten Nacht schon..."

    Es
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