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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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jeder Hinsicht. Und ich verstand auch, daß er damit zögerte, mehr darüber preiszugeben, so wie auch ich es bisher nicht übers Herz gebracht hatte, ihm von meiner Gabe zu erzählen.
    Ich nestelte etwas verlegen am Revers seines Mantels herum.
    "Vielleicht hast du recht", sagte ich schließlich leise, während ein kühler Wind von der Themse heraufblies. Im Licht der Laternen war zu sehen, wie sich die Wasseroberfläche kräuselte. "Wir haben wirklich genug Zeit, Tom..."
    Er gab mir einen Kuß.
    "Tom", sagte ich dann.
    "Ja?"
    "Bring mich nach Hause, Tom..."
    "Ja."
    "...und laß mich in dieser Nacht nicht allein!"
    Eng umschlungen gingen wir zum Wagen. Er machte mir die Tür auf. Ich setzte mich hinein. Und einen Augenblick später fuhren wir zusammen durch die Nacht. Ich blickte zu ihm hin, sah sein von der Straßenbeleuchtung nur teilweise erhelltes Gesicht im Profil.
    Ich liebe ihn! dachte ich und hatte dabei ein Gefühl, als ob ein gutes Dutzend Schmetterlinge in meiner Bauchgegend verrückt spielten.

    *
    Als ich am nächsten Morgen das Großraumbüro betrat, in dem die Redaktion der LONDON EXPRESS NEWS
    untergebracht war, war dort der Teufel los.
    Das Redaktionsbüro ist zwar stets ein Ort, an dem ständiges Kommen und Gehen herrscht.
    Eine Atmosphäre hektischer Betriebsamkeit entfaltet sich hier zumeist, was viel damit zu tun hat, das man es bei einer Zeitung mit sehr schnell verderblicher Ware zu tun hat: Neuigkeiten aus aller Welt. Manchmal mußte das ganze Blatt in letzter Sekunde noch mal komplett umgestaltet werden, wenn irgendeine wichtige Nachricht über die Fernschreiber tickerte oder uns eine Agentur sensationelles Bildmaterial zufaxte. Die Leser erwarteten von uns, das wir auf dem aktuellen Stand der Ereignisse waren.
    An diesem Morgen allerdings bevölkerten nicht nur die Redakteure und freien Mitarbeiter das Büro, sondern auch noch Männer in blauen Kitteln, die schwere Kisten durch den Raum trugen. Das Stimmengewirr war auch deutlich hektischer als sonst üblich.
    "Scheint heute einiges los zu sein", meinte Tom Hamilton, der kurz nach mir das Büro betrat. Ich drehte mich herum und erwiderte sein Lächeln. Wir hatten die Nacht zusammen in Tante Lizzys Villa verbracht, waren aber getrennt zum Verlagsgebäude gefahren, da jeder von uns seinen eigenen Wagen brauchen würde.
    Ich nahm zärtlich seine Hand und drückte sie.
    "Weißt du, heute morgen kann mich vermutlich überhaupt nichts mehr aufregen, Tom", meinte ich. "Heute nicht..."
    Tom seufzte.
    "Wenn du mich fragst, stehen große Veränderungen ins Haus!"
    Ich runzelte die Stirn. In Toms Augen blitzte es mit leichtem Spott.
    "Was meinst du damit?"
    "Der Verlag der NEWS scheint ganz gegen seine sonstige Gewohnheit tief in die Tasche gegriffen zu haben, um jemanden anzuheuern, der deinen Schreibtisch für dich aufräumt, Patti!"
    Ich folgte seiner Blickrichtung und erstarrte. Das darf doch nicht wahr sein! ging es mir ärgerlich durch den Kopf. Da machte sich tatsächlich jemand an meinem Schreibtisch zu schaffen!
    "Nein!" entfuhr es mir ärgerlich.
    Tom legte mir den Arm um die Schulter. Aber auch das konnte den aufkeimenden Zorn in mir nicht beruhigen.
    "Versuche, das Positive zu sehen", meinte Tom.
    "Vermutlich will man uns Reporter jetzt von nicht-journalistischen Aufgaben entlasten!"
    "Sehr witzig!"
    Ich ging mit schnellen, energischen Schritten auf meinen Schreibtisch zu. In einem Großraumbüro war die Privatsphäre ohnehin auf ein Minimum eingeschränkt. Man konnte zum Beispiel kaum ungeniert an seinem Bleistift herumkauen und nichts tun. Aber der Schreibtisch, das war mein Königreich. Da hatte niemand etwas dran zu schaffen.
    "Dürfte ich mal wissen, was Sie da tun?" fragte ich mit bemühter Höflichkeit, als ich den Tisch erreichte. Ich fragte gegen den gebeugten, ziemlich breiten Rücken eines Mannes mit kurzgeschorenen grauen Haaren. Die Sachen, die auf meinem Schreibtisch gelegen hatten, hatte er einfach auf den Boden gelegt. Dort bildeten sie nun einen pittoresken Turm aus Papieren, Mappen, einem nicht richtig
    zusammengefalteten Stadtplan Londons und einer uralten Reiseschreibmaschine. Das Laptop, das ich vor allem auf Reisen immer mitzunehmen pflegte, hatte er wenigstens neben diesen eigenartigen Turm plaziert, so daß ich hoffen konnte, daß es noch funktionierte.
    Der breitschultrige Mann trat zur Seite und grinste.
    "In Ihrer Redaktion brechen jetzt moderne Zeiten an", sagte er, während er einen halben Schritt zur Seite
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