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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung
Autoren: Christine Feehan
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Sergij es getan hatte, in Dunst auf. Doch die Sonnenstrahlen machten auch vor den Molekülen, aus denen sich ihr Körper zusammensetzte, keinen Halt.
    Ivory schwebte zu Xavier, der am Rand des Vorsprunges entlangkroch und eine Spur aus schwarzem Blut, das Blasen schlug und sich durch den schnell schmelzenden Fels fraß, hinter sich herzog. Noch ehe er einen wasserspeienden Spalt dazu bringen konnte, sich so weit zu öffnen, dass er hindurchpasste, war Ivory bei ihm. Kaum hatten sich ihre Hände materialisiert, verbrannte die Hitze sie bis auf die Knochen. Ihre Haut löste sich erst in einer Masse von Blasen auf und begann dann zu schmelzen. Obwohl sie nur noch aus Knochen bestanden, hielten ihre Hände Xavier fest, um ihn an der Flucht zu hindern.
    Zuerst streckte Razvan seine Faust aus dem Dunst, der es genauso erging wie Ivorys Hand. Die Haut verbrannte, als er sie tief in Xaviers Brustkorb versenkte und die Überreste seines geborstenen Herzens hervorholte. Er schleuderte es in hohem Bogen in das wütende Feuer und warf dann den Körper hinterher.
    Durch Xaviers geheimen Fluchtweg flüchteten die Karpatianer aus der einsturzgefährdeten Höhle. Die wirbelnde Masse aus Hitze und Licht blieb hinter ihnen zurück, als sie den Tunnel entlang in die kühle Dunkelheit der Höhlen rasten. Während sie ihren Weg nach draußen fortsetzten, begann der Berg unheilverkündend zu grollen. Als sie endlich das Höhlensystem verlassen hatten, wälzten sie sich im Schnee, um die unsäglichen Schmerzen, die ihre Körper folterten, ein wenig zu lindern.
    »Wir müssen uns sofort in heilende Erde legen«, sagte Vikirnoff mit klappernden Zähnen. Es war ihm anzusehen, dass sein Körper unter Schock stand. Gregori, wir brauchen dich. Heiler! Komm zu uns!
    »Nicht hier, nicht so nahe an dem Bösen«, sagte Ivory. »Wir suchen uns ein Fleckchen gehaltvolle Erde und überlassen es Mutter Natur, uns zu heilen.«
    »Gregori und Francesca sind bereits auf dem Weg zu uns«, entgegnete Vikirnoff.
    Zitternd vor Schmerzen stiegen Ivory und Razvan in die Lüfte und überließen es Vikirnoff und Natalya, es ihnen gleichzutun.

21
    U nweit der Zeremonienhöhle griff Razvan nach Ivorys Hand. Gregoris Einladung zur Taufe der Zwillinge hatte sie erst kurz vor Sonnenaufgang erreicht. Leicht nervös waren die beiden in den verjüngenden Schlaf geglitten. Nachdem die beiden wochenlang im Schoß der Erde verbracht hatten, um ihre Wunden zu heilen, waren sie eigentlich davon ausgegangen, dass die Taufe längst stattgefunden hatte. Da Gregori jedoch extra wegen ihnen mit der Zeremonie gewartet hatte, konnten sie dem Festakt unmöglich fernbleiben.
    »Dieses Mal werden sie dich bestimmt nicht durchleuchten«, stichelte Ivory. »Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Wenn sie das tun, könnte es gut sein, dass der Drache in mir Lust darauf bekommt, ein wenig Feuer zu spucken.« Seine Finger schlossen sich fester um ihre Hand.
    Ivory blickte Razvan in die Augen. Von seiner üblichen Ruhe war momentan nichts zu spüren. Sie wusste, dass seine innere Anspannung nichts mit dem Misstrauen der Karpatianer zu tun hatte, sondern vielmehr mit seiner Tochter und seiner Schwester.
    Ivory blieb stehen und legte ihm die Hände um das Gesicht, das sie wie kein anderes auf Erden liebte. »Du bist mein hän ku pesä - Beschützer. Du bist mein hän ku meke pirämet - Verteidiger.« Ihre Stimme wurde weicher. Unendliche Liebe glomm in ihren Augen. »Aber vor allem bist du mein hän ku kuulua sívamet - Der Hüter meines Herzens.«
    Er umfasste Ivorys Gesicht und beugte sich über ihren Mund. Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte keinen Ton herausbringen können. Zum einen, weil die Gefühle für sie viel zu überwältigend waren, zum anderen, weil der Kloß in seinem Hals es nicht zuließ. So konnte er all seine Gefühle für sie nur in einen innigen Kuss legen. Als er seinen Kopf wieder anhob, erstrahlten Ivorys Augen in einem warmen Goldton. »Hab Dank. Ich musste einfach hören, dass du mich liebst«, sagte er.
    Schon öffneten sich ihre Lippen zum Protest, denn so weit war sie nicht gegangen. Doch Razvan küsste sie erneut so leidenschaftlich, dass sie bald nicht mehr wusste, wo oben oder unten war, wie sie hieß, geschweige denn, was sie soeben gesagt hatte.
    »Razvan!« Natalya kam auf sie zugestürzt. »Du bist gekommen.«
    Den beiden blieb kaum Zeit, voneinander abzurücken, ehe Natalya sich ihrem Bruder an den Hals warf, sodass Ivory sich an seinem Arm festhalten
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