Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
gegenüber den Inselchen Ancoa und Laq hinzog. Die Männer auf den Planken der zwei Schiffe starrten sich die Augen aus den Höhlen, aber sie sahen weder ein Segel, noch leere Rahen oder Masten oder gar die Spanten eines Wracks.
    Luxon deutete auf eine Insel oder ein Land, das sich im Südwesten aus der Fläche des Meeres hervorschob, dunstumhüllt und undeutlich.
    »Was ist das? Wie heißt dieses Land, Kukuar?« fragte Luxon und wußte noch immer nicht, ob er erleichtert oder voller Sorgen wegen der Doppelaxt sein sollte.
    »Die Küste von Lyrland, Nordost, mein Freund«, erklärte der falsche Pirat.
    »Berichte mir über Lyrland«, bat Luxon. »Von hier aus sieht es so aus, als ob diese Insel aus der Düsterzone oder dem Ring der Dunkelwelt hervorgeschoben wird.«
    Der Herrscher der Quinen erwiderte wahrheitsgemäß:
    »So ist es. Niemand von uns hat sich jemals freiwillig dorthin gewagt. Es ist verbotenes Land.«
    Luxon spürte nach langer Zeit wieder einmal jenes Zerren und Tasten in seinem Verstand, das da andeutete: der Augenpartner begehrte, eine Botschaft zu übermitteln.
    Aber noch geschah nichts. Es war nur ein Zeichen gewesen. Luxon warf einen langen Blick auf die Landzunge und tappte den Niedergang hinunter. In seiner winzigen Kammer gab es Griffel und Pergament oder Papyrus.
    Während er in das Halbdunkel des Schiffsbauches hinunterkletterte, erinnerte er sich an den Singsang des blinden, uralten Mannes in Quin. Aus dem zahnlosen Mund waren die Worte gekommen:
    »… denn für die Herrscher des Chaos gilt ein Leben nichts .
    Der Hort der Dämonen, dort, wo sie sich unbesiegbar fühlen, von dort greifen sie nach den Völkern des Nordens und des Südens, um sie zu versklaven, um sie in ihre völlige Abhängigkeit zu bringen. Sie wissen, daß der Zeitpunkt nicht mehr fern ist, da die Lichtwelt fallen wird. «
    Noch vor Tagen hatte, wenn er sich daran erinnerte, dieser Singsang des Alten ihn mit kalter Furcht erfüllt und mit Hoffnungslosigkeit, was die Zukunft betraf. Luxon schüttelte sich wie im Fieber.
    » Dem Licht des Tages folgt unweigerlich die Finsternis der Nacht. Diese Finsternis aber wird allumfassend sein. Sie wird sich herabsenken vom Nordstern Gorgans bis zum Hexenstern Vangas, auch auf andere Welten und in anderen Zeiten wird jede Zuversicht im Keim erstickt, und Hoffnung wird es keine geben unter den Völkern. Keines Menschen Fuß wird dann noch den Weg finden! «
    Und nach einer qualvollen Pause hatte der Greis hervorgestoßen:
    » Der Tag dieses Triumphes heißt ALLUMEDDON. Der Tag ist nicht mehr fern. ALLUMEDDON wird kommen, und die Herrscher hoch über dem Chaos werden sich der Welt bemächtigen. «
    Als Luxon hinter sich den Riegel der Tür vorschob, kniff er die Augen zusammen, ließ sich vor dem Tisch auf den Hocker fallen und begann in großer Eile zu schreiben.
    Necron! Er lebte!
    Er begann:
    » Necron, mein Augenpartner, was ist geschehen, daß du den Blickwechsel mit mir verweigerst …«
    Er schrieb das Blatt voll und endete:
    » Wenige Worte werden genügen, mich über dein Schicksal zu informieren. «
    Er wartete. Dann, ganz plötzlich, sah er durch fremde Augen eine graue Fläche. Er wußte indes, daß Necron die vorbereitete Botschaft las. Als dies geschehen war, sah er Necrons Finger, die in den grauen Staub schrieben:
    IRRFAHRT VON WAHNHALL – TODESPFEILER – SCHATTENZONE – LYRLAND. MANNSCHAFT UND SCHIFF VERLOREN. ODAM UND DREI KRIEGER ÜBERLEBENDE. GUINHANS SPUR VERLOREN. BESTIMMUNG GEFUNDEN. MUSS ALS STEINMANN HANDELN.
    Luxon begann in großer Eile eine neue Botschaft zu schreiben.
    Dann, plötzlich, riß der Kontakt ab. Es war, als ob eine Mauer sich zwischen den Augen errichtete.
*
    In der Abenddämmerung wurden die Konturen des Landes schärfer. Auf den Hängen schienen in seltsamen Abständen Feuer zu brennen. Luxon zeigte auf das Bild am Horizont und fragte:
    »Die Nordostküste von Lyrland? Oder habe ich dich falsch verstanden?«
    Rauco machte eine abwehrende Bewegung.
    »Lyrland ist tabu. Du weißt, daß ich nicht an alles glaube, was die Zaketer uns weismachen wollen. Aber ich halte mich an Regeln, die aus gutem Grund bestehen.«
    »Dazu gehört, daß Lyrland für alle Zaketer verboten ist? Und auch für die Quinen?«
    »Ebenso für alle Fremden, zu denen du und deine Männer zählen. Das HÖCHSTE selbst schützt die Lyrer und die Luminaten.«
    »Ich kann dich nicht dazu bewegen, dort an Land zu gehen? Ich bin sicher, daß ich dort gute Freunde finden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher