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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
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andere Wahl. Schritt um Schritt. Mit Schwert und Magie gegen die Dunkelmächte; Alptraumritter Luxon. Er blickte den kantigen Siegelring am linken Ringfinger an, strich über die erhabenen Runen. Wenn er an Gamhed den Silbernen und an den Zustand des Shalladads dachte, verkrampfte sich alles in ihm. Es war mehr als an der Zeit, daß er erfolgreich zurückkehrte und den Menschen, die auf die Neue Flamme und ihn warteten, neue Hoffnung zurückbrachte. Er vertraute Gamhed – aber lebte er noch? Er hatte sich durch Doppelgänger abgesichert, die ihm aufs Haar glichen – aber wer sagte ihm, daß nicht einer von ihnen sich zum Herrscher aufschwingen wollte? Wer bewahrte ihn davor, daß er nach seiner Rückkehr – wann immer sie sein würde – einen Sieg der Dunkelmächte und ein abgrundtiefes Chaos vorfinden würde? Aber er konnte nichts anderes tun. Er war dem langsamen Vorgehen ausgeliefert, und nicht einmal sein Augenbruder Necron half ihm!
    Er hatte es in den letzten Tagen dutzend Male versucht.
    Luxon zwang sich dazu, ruhig, geduldig und abwartend zu bleiben. Man hatte es ihn gelehrt… in der Felsenstadt Ash’Caron.
    Jetzt mußte er beweisen, daß er diese Lehren begriffen hatte.
*
    Die Scheibe der Sonne versank im Meer, und die aufragenden Wände, Wolken und Schleier der Dunkelzone wurden von lodernder, roter Farbe überschüttet wie von dampfendem Blut.
    Von Steuerbord näherten sich zwei grelle Lichter, die sich in den Wellen spiegelten. Kurz nach Beginn der Dunkelheit starb der Wind, und beide Schiffe schaukelten fast ohne Fahrt in der langgezogenen Dünung. Nur wenige Laternen waren angezündet worden. Von den beiden kleinen Booten ertönten schrille Pfiffe, die vom Heck der großen Schiffe beantwortet wurden.
    Luxon, der in Mantel und einen Fellteppich gehüllt neben dem Schaft des Ruders geschlafen hatte, fuhr auf.
    Er hatte den Pfiff seines Freundes Hrobon erkannt. Luxon gähnte, zog sich an der Bordwand hoch und holte tief Luft.
    »Hrobon, du krummbeiniger Vogelreiter!« schrie er in die Dunkelheit hinunter. »Hierher!«
    Hrobon brüllte zurück:
    »Casson! Beim lallenden Walfisch! Ich komme. Wirf ein Seil oder, besser noch, eine Strickleiter!«
    Zwei Calcoper rollten eine Strickleiter über Bord, und wenige Zeit später schwang sich der Heymal über die Taue und Balken der Bordwand. Beide Männer schüttelten einander die Hände und umarmten sich kurz.
    »Berichte!« drängte Luxon.
    Hrobon sprach schnell, und er beschränkte sich auf das Wichtigste. Er sagte, daß er unentwegt zwischen fünfundvierzig Schiffen hin und her ruderte, die Mannschaften dazu brachte, die Schiffe in Ordnung zu halten und gegeneinander Scheinkämpfe zu betreiben, daß er Kuriere und Späher ausgeschickt hatte, die ihm viele neue Beobachtungen mitteilten, daß die Flotte bereit war, auf ein Kommando loszusegeln, und daß selbst die Vorräte in den Kielräumen reichlich und gut waren. Der Shallad begriff, daß die fünfundvierzig Schiffe und die Rhiad unversehrt, in besten Händen und bereit waren, auf ein Kommando loszuschlagen. Er sagte Hrobon, was Rauco als Maske des Zauberers Kukuar vorhatte, und wo zumindest die Stolz von Logghard gesehen worden war.
    »Du weißt, daß Hunderttausende und aber Hunderttausende im Shalladad darauf warten, daß wir ihnen die Neue Flamme zurückbringen«, fragte Hrobon, nachdem er alles von Luxon erfahren hatte.
    »Sprich nicht davon. Ohne dich würde es noch schwerer sein«, murmelte der Shallad. In seinem Haar und im Gesicht spürte er plötzlich einen starken, kühlen Windhauch. Der Steuermann wachte auf, murmelte etwas und sagte dann grollend:
    »Wirf ihn zurück ins Meer, Casson. Wir müssen weiter!«
    Hrobon sagte rauh:
    »Er hat recht! Bringe Ergyse und seine tapferen Männer gesund zurück, mein Freund.«
    »Mit der Hilfe von Varamis und Yzinda werde ich es wohl schaffen«, versetzte Luxon nicht ohne Bitterkeit.
    Ein harter, kurzer Händedruck, und Hrobon kletterte hinunter über die Flanke des Schiffes, gerade als Kukuar über den Niedergang hinaufkam. Die Boote wurden zurückgerudert zu den wenigen roten Glutkreisen der Feuer am Strand.
    Der Nachtwind trieb beide Schiffe weiter nach Westen.
*
    Morgensonne, stechende Hitze am Mittag, Wolken am Nachmittag und eine flammende, lodernde Pracht des Sonnenuntergangs – die Zeit verwandelte sich in eine zähe Masse, und die Stunden flossen träge dahin.
    Nicht anders war es mit der langen, buchtenreichen Küstenlinie von Quin, die sich
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