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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
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befehligte und, kaum daß sie das Delta des Flusses verlassen und die versteckte Bucht durchrudert hatten, den Kurs nach Süden einschlagen ließ.
    »Rauco, Pirat der Inseln – werden wir Erfolg haben?«
    Sie hatten beschlossen, alle jene Gewässer abzusuchen, in denen dies Quinen-Fischern oder Spähern nicht möglich war.
    »Bei Nullum! Ich weiß es nicht. Aber wir tun, was wir vermögen.«
    Kukuar hatte über seiner Nasenwurzel ein täuschend echt aussehendes drittes Auge befestigen lassen. Unter dem Namen des Händlers, Piraten und Boten Rauco war es ihm gelungen, unbehelligt zwischen den Inseln kreuzen zu können. Zwar gab es noch andere Piraten, aber keiner getraute sich, die Ayadon anzugreifen.
    »Ayadon«, meinte Rauco nach einigen hundert gleichmäßigen Ruderschlägen, »er war ein berühmter Duine. Er soll zur Zeit von Nullum gelebt haben.«
    Luxons scharfe Augen erforschten die Umgebung. Sein Blick glitt über dunkle Löcher im Grün und Schwarz der Uferwälder, über die kleinen Dreieckssegel der wenigen Fischerboote, über schroffe Klippen und sonnenbeschienene Sandstrände.
    »Nullum, der Prophet?« fragte er in Gedanken.
    »Ja. Der Prophet des Lichtboten. Unter den Deserteuren der Zaketer, die in zahllosen Verstecken überall hier leben«, Raucos Arm beschrieb eine große, umfassende Geste, »genügt dieser Name. Sie würden es niemals wagen, die Ayadon anzugreifen.«
    »Ebenso wie die Hafenwachen von Yucazan?« murmelte Luxon ungläubig.
    »Auch dort lege ich an«, versicherte Rauco selbstbewußt. Er sah sehr viel anders als Kukuar aus. Das lange schwarze Haar war im Nacken durch eine Bronzespange zusammengehalten. Das schmale Gesicht mit den kantigen Formen glänzte vor Schweiß und wohlriechendem Öl. Er trug Lederkleidung und kniehohe Stiefel. Nur das erstaunlich lebensechte Auge auf der Stirn, das mitunter wie ein Schmuckstück aufblitzte, zeigte den Männern an Bord, daß Rauco ein Hexer war.
    Die Rekayman zog das Segel auf und fuhr die langen Riemen ein, als sie in den Wind kam, der um den südöstlichen Landvorsprung der Insel Quin blies. Das zweite Schiff war etwas kleiner, aber auch schnittiger.
    Yzinda kam, einen Krug und ein Tablett mit mehreren Tonbechern in der Hand, den breiten Niedergang zum Achterschiff herauf.
    Schweigend blickte Yzinda auf das Meer, das sich langsam zu einer endlosen Fläche weitete. Am Horizont, auf Frevenland und die Düsterzone zu, erhob sich die gewaltige Wand, in der es brodelte und gärte.
    »Hierher, schönste Duine!« rief Luxon. Varamis, der Magier, von Hrobon als »Zauberer der Ohnmacht« spöttisch bezeichnet, befand sich noch unter Deck und versuchte wohl, sein Unbehagen zu besiegen. Denn auch er wußte, daß es nach Yucazan ging.
    Casson hob den Becher. Der Wein war so gut wie jener, den er in der geheimen Hauptstadt von Quin getrunken hatte.
    »Nimm einen Schluck, Yzinda«, sagte er und bemerkte, daß die calcopischen Krieger regungslos an der Reling lehnten und ebenfalls Ausschau hielten. »Wir alle denken an viel zu viele Probleme.«
    Die junge Frau, deren Kleidung ebenfalls den Erfordernissen der Seefahrt angepaßt war, ließ den letzten Rest des hellen, roten Weines in den Becher Raucos rinnen.
    Rauco tätschelte mit nachsichtigem Lächeln ihre Wange.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte er halblaut. »Wir hängen an unserem Leben ebenso wie du.«
    Die Schiffe nahmen schnell Fahrt auf und steuerten weitab aller gefährlichen Klippen und Riffe auf die Düsterzone zu. Die calcopischen Überläufer, die schon einige Male das Leben Raucos gerettet hatten, warteten insgeheim auf einen Angriff der Piraten. Es war nur einige Stunden nach Sonnenaufgang. Bald würde der Wind umschlagen und aus Osten wehen.
    »Wann werden wir, vorausgesetzt, der Wind richtet sich nach deinen Wünschen«, fragte Luxon nach einer Stunde, »in Yucazan sein?«
    Rauco warf einen langen Blick in das straffe Segel und hob die Schultern. Der junge, muskelstarrende Steuermann antwortete an seiner Stelle:
    »Drei Tage, wenn wir nicht oft in den Nächten ankern.«
    Luxon wußte, daß Hrobon die Schiffe der Flotte in Bereitschaft hielt. In rund zehn Stunden würden sie an den versteckten Buchten vorbeisegeln, und dort würde sich vielleicht eine Gelegenheit ergeben, Botschaften und Nachrichten auszutauschen.
    Luxon setzte sich auf das Achterdeck, lehnte den Rücken gegen das Schanzkleid und lockerte seine Muskeln.
    Immer wieder sagte er sich:
    Ich, der Shallad, habe keine
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