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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen
Autoren: Jane Feather
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Wegegelder für die sichere Benutzung der Bergpässe zu erheben; deren Überheblichkeit sie blind machte gegenüber dem Selbstbestimmungsdrang der afghanischen Stämme und ihrer Khane.
    Er gab seinem Pferd die Sporen. »Laß uns aufhören zu trödeln, Havildar.«
    Abdul Ali gestattete es sich, eine Augenbraue ein klein wenig anzuheben, bevor er den fünf Sepoys hinter sich einen Befehl zurief und mit ihnen ihrem kommandierenden Offizier im Galopp über die Ebene folgte.
    Das kühle grüne Dickicht war eine der erfreulichen Überraschungen, die in der im allgemeinen unwirtlichen Landschaft verstreut lagen. Es war weit größer, als man aus der Ferne hatte erkennen können, und sie stießen in seiner Mitte auf eine Lichtung, deren Boden aus einer dicken, mit Butterblumen übersäten Moosschicht bestand.
    Die Vorstellung, Nahrung zu sich nehmen zu müssen, stieß Leutnant Ralston ab. Er überließ es seinen Männern, sich fröhlich ihr Mittagessen zuzubereiten, und ging zu Fuß ein wenig tiefer in das Dickicht hinein. Der Pfad, dem er folgte, führte in leichtem Schwung den Hügel hinunter, er ging ihn entlang, ohne sich groß Gedanken zu machen, und drang tiefer in das Wäldchen ein. Der See, auf den er vollkommen unerwartet stieß, raubte ihm den Atem, Es war ein vollkommener, von Bäumen eingeschlossener Kreis mit großen, flachen Steinen auf seinem Grund, die durch das Wasser hindurchschimmerten. Er machte einen Schritt zwischen den Bäumen hindurch auf ihn zu in der Absicht, seinen schmerzenden Kopf in dem einladenden Naß zu kühlen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte und ihn innehalten ließ. Instinktiv zog er sich zwischen die Bäume zurück und verharrte ohne Bewegung.
    In dem See schwamm jemand. Ein nackter weißer Arm hob sich, durchbrach die Wasseroberfläche. Aus dieser Entfernung konnte er keine Unterscheidungsmerkmale ausmachen, aber seine Augen fielen auf einen Haufen Kleidungsstücke, die einige Fuß vom Ufer entfernt lagen, gar nicht weit von der Stelle, wo er stand. Er nahm an, daß sie dem Schwimmer gehörten. Dem Anblick des kleinen Bündels war nicht zu entnehmen, ob es sich um europäische Kleidung handelte. Neugierig trat er zwischen den Bäumen hervor, bewegte sich auf das Bündel zu und bückte sich, um es zu untersuchen.
    Er hörte nichts, bis ihn ein winziger Stich an der verletzlichen Stelle hinter seinem rechten Ohr in der Bewegung innehalten und vor Schreck steif werden ließ. Hinter ihm stand jemand, der die Spitze eines sehr scharfen Gegenstands gegen seine Haut drückte. Eine Stimme, eine weibliche Stimme, sprach barsch in Paschtu zu ihm. Er schluckte und versuchte seinen Kopf ruhig zu halten, damit er nicht unbeabsichtigt die Spitze in seinen Schädel trieb.
    »Ich spreche ein wenig Persisch«, sagte er in dieser Sprache, »aber kein Paschtu. Ich führe nichts Böses im Schilde.«
    Zu seiner Erleichterung wurde der stechende Druck von seinem rechten Ohr genommen, aber er verhielt sich weiterhin still und wagte es nicht, sich umzuwenden. Es schien unglaublich, daß er auf eine afghanische Frau gestoßen war, die unbeaufsichtigt ein Bad in dem See nahm. Diese Menschen hüteten ihre Frauen mit all der Sorgfalt, die ihnen von den Gesetzen des Koran auferlegt waren. Die Behauptung, daß sie ihnen im Alltag keine besondere Beachtung schenkten, war gerechtfertigt, aber ganz gewiß gingen ihre Frauen nicht herum und nahmen Bäder in der Öffentlichkeit zugänglichen Seen, wie abgelegen auch immer ein solcher See zu sein schien.
    »Wir werden uns in der Sprache der Feringhee, der europäischen Eindringlinge, unterhalten, wenn du das vorziehst«, sagte die Stimme zu seinem Erstaunen. »Dreh dich langsam um.«
    Christopher gehorchte mit äußerster Vorsicht. Er pflegte Überraschung und Erschrecken als wunderbar stimulierend zu empfinden. Sein Kopf war nun klar, obwohl sein Herz zur Antwort auf die Bedrohung durch die Klinge raste. Sobald er sich jedoch umgedreht hatte, hatte das Rasen seines Herzens eine ganz andere Ursache.
    Er war sich nie ganz sicher, was er zuerst bemerkt hatte. Waren es die jadegrünen, leicht mandelförmigen und an den äußeren Enden ein wenig schiefen Augen? War es die unglaubliche Helligkeit ihrer Haut? War es das tiefglänzende Kupfer ihres Haars, welches noch naß ihre Schultern umfloß? Oder war es, daß sie ganz und gar nackt war – schlank, geschmeidig, mit zarten Kurven … und vollkommen nackt?
    Eine nackte weiße Frau, auf deren Körper die Wassertropfen
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