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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe
Autoren: Claudia Romes
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Schleppe, war eine reine Stolperfalle. Sie trug ihre blonden Locken hochgesteckt mit einem silbernen Kamm. Mit ihren mittlerweile sechzehn Jahren war sie mit solcher Kleidung noch fast vollkommen unerfahren. Ihr Vater hatte sie davor bewahrt, vorschnell als erwachsen betrachtet zu werden und so wurde sie, ganz anders als ihre gleichaltrigen Freundinnen, erst jetzt in damenhafte Korsette und Röcke gezwungen. Auch Jack hatte Katelyn noch niemals zuvor in einer solchen Aufmachung gesehen. Er kannte sie in ihrem Reitkostüm oder dem Sonntagskleid, das zwar recht hübsch war, aber wenig von diesem hier hatte. Am besten, aber kannte er sie in dem alten Spielkleid, welches sie meistens trug, wenn sie mit ihm an der Ruine saß oder auf den Mauerresten balancierte. Sie war nun sehr gespannt auf seine Reaktion. Was würde er wohl machen, wenn er sie sah? Sicher würde er lachen oder er würde sagen, dass so etwas überhaupt nicht zu ihr passt. Er würde sie hässlich finden und sie würde daraufhin den Ballsaal mit einem noch schlechteren Gefühl betreten. Nein, das würde er vielleicht denken, aber Jack wusste, was sich gehörte. Niemals würde er ihr dergleichen sagen. Außerdem mochte er es nicht, ihre Gefühle zu verletzten. Er kannte sie gut genug, um genau zu wissen, dass er sie in einer solchen Situation unterstützen musste. Er würde schweigen, aber sie würde an seinem Blick erkennen, was er dachte. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe, als sie Jack unten am Treppenabsatz stehen sah. Er lächelte. Und wie sie ihn so ansah, wusste sie, dass er sie nicht lächerlich fand. Sie kannte ihn immer noch am besten und wusste, dass sein Lächeln ernst gemeint war. Dieses liebevolle Lächeln. Gleich fühlte sie sich besser.
    „Darf ich sie hinein begleiten, My Lady?“, fragte er grinsend und reichte ihr seinen Arm.
    Katelyn nickte. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie den Saal betraten. Tatsächlich waren alle Blicke auf sie gerichtet. Sie, die kein Kind mehr war, jedoch auch noch keine Frau. Sie war dennoch bereits von einer außergewöhnlichen Schönheit. Eine Schönheit, bei der man ungeduldig, auf das wartete, was sich mit der Zeit noch entwickeln würde.
    Jack führte sie hinein und sie blieb an seiner Seite, bis sich die ersten jungen Männer um sie scharrten und sich Jack vorsichtig zurückzog. Aus sicherer Entfernung beobachtete er sie und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie wahrhaftig hübsch anzusehen war und er wünschte sich, als er sie mit einem der Männer tanzen sah, er wäre auch einer von ihnen. Einer der reichen, jungen Männer auf der Suche nach einer Braut, auf der Suche nach ihr. Er könnte sie glücklich machen, er kannte sie, er liebte sie. Doch er wusste genau, dass sie ihn niemals akzeptieren würde.
    Er dachte nicht einmal daran, ihr seine Gefühle anzuvertrauen. Was würde sie von ihm denken? Er, der wie ein Bruder war und vermutlich immer, wie ein Bruder für sie sein würde. Nein, er würde diese Liebe für sich behalten. Als sein Geheimnis, würde er sie wahren. Er würde versuchen zu lernen mit ihr umzugehen, ohne dass jemand bemerkte, dass er mehr als nur diese brüderliche Liebe für sie empfand.
    Am Ende von jenem Ball hatte Katelyn mindestens zwei jungen Männern den Kopf verdreht. Einer von ihnen war der zukünftige Herzog von Frybury und der andere war Jack. Im Gegensatz zu Jack hatte der älteste Sohn des Herzogs nicht nur einen Titel, sondern auch einen äußerst guten und angesehenen Ruf.
    Er schickte Katelyn Blumen, die mit einer kleinen, handgeschriebenen Karte versehen waren, und machte damit seine Aufwartung ihr gegenüber, öffentlich.
    Jack zwang sich zu lächeln, als Katelyn ihm die Karte zeigte. Sie hielt sie ihm regelrecht unter die Nase.
    Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. In Zuneigung, Master Duncan von Frybury. Stand darauf.
    Jack stiegen kleine Brocken den Hals hinauf, als er die Zeilen las. Doch seine Eifersucht musste er schnellstmöglich hinunterschlucken, bevor Katelyn etwas Merkwürdiges an seinem Verhalten feststellte.
    „Und, was hältst du von ihm?“, fragte sie und wartete geduldig auf seine Meinung.
    „Nun, wenn man auf arrogante Schnösel steht, ist er recht akzeptabel“, antwortete er, mit diesem leicht grimmigen Unterton, den sie allzu gut kannte. Er war selten, aber er schnitt ihn an, wenn ihm etwas absolut nicht passte.
    „Was hast du gegen ihn?“, wollte sie wissen. „Du gönnst mir auch gar nichts!“
    Katelyn knallte die Türe hinter
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