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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe
Autoren: Claudia Romes
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genau, dass er, obwohl er das ganze Wohlwollen der Campbells genoss, immer nur ein Clanjunge sein würde. Aber möglicherweise, verhalfen ihm Williams Beziehungen zur Armee, auch irgendwann dabei, ein Soldat zu werden und hatte er sich erst einmal einige Zeit bewiesen, so würde er bestimmt an Respekt gewinnen, trotz seiner Abstammung. Er glaubte fest daran, dass dies in ihm steckte. Er würde es allen beweisen! Denn schließlich hatte er es Katelyn versprochen. Und er hielt seine Versprechen. Erst recht, wenn er sie Katelyn gegeben hatte.
    William unterstütze ihn in seinem Wunsch so gut er es konnte. Er hatte Jack sogar schon einmal mitgenommen, in die Kaserne und ihm dann stolz alles gezeigt. Er genoss es, seine Erinnerungen mit diesem Jungen zu teilen. Natürlich war er in die Armee hinein geboren und damit, war es für ihn nicht nötig gewesen, als einfacher Fähnrich anzufangen. Seine ganze Familie bestand aus hochrangigen Befehlshabern der königlichen Armee. Diese ließen hauptsächlich immer nur andere für sich kämpfen. Soldaten mussten sich eine steile Karriere hart erarbeiten, wenn sie nicht gerade aus gutem Hause waren. William wollte alles, was in seiner Macht stand tun, damit Jack es ein wenig leichter haben würde. Leider gab es viele die Jacks Abstammung überhaupt nicht mochten und solche Leute nicht gerne in der Armee sahen. William hoffte, dass er noch solange für den Jungen da sein konnte, dass er dessen Weg nach bestem Wissen ebnen würde. Denn nach seiner Meinung hatte Jack eine wirkliche Chance im Leben verdient. Er machte sich gut in der Familie. Er war nun schon einige Jahre hier, in denen er sich in allem bewährt hatte. Jack war der Vernünftigere unter seinen beiden Kindern. Er war es, der Katelyn beruhigte, jedes Mal wenn sie einer Regel des Hauses trotzte und sich stur auf ihr Zimmer verkroch. Er hatte einen außerordentlichen Draht zu ihr. Sie hörte stets nur auf ihn. Er war ihr Gewissen, an dessen Ausarbeitung sie noch zu tun hatte. Er zeigte ihr Wege die Dinge zu akzeptieren, die sie nicht akzeptieren wollte, sodass es für sie verständlich war. Immer wenn sich die strenge Erziehung ihrer Mutter in ihr hoch drängte und sie in Toleranz und Einfühlsamkeit einschränkte, gelang es Jack ihr die Augen zu öffnen. Durch ihn entwickelte sie sich zu einer anderen, einer besseren Katelyn.
    Das Landgut der Campbells war eingekesselt von Hügeln. Es lag zur einen Seite nicht weit von der Küste. Nur ein paar unscheinbare Kilometer trennte das Haus von Haimsborrow vom Meer, welches sich um Schottland schloss. Auf der anderen Seite erstreckten sich die Gerstenfelder, welche in der Blütezeit in einem lebendigen, gelbgrünen Farbton erstrahlten und das Land in einen goldenen Schein hüllten. Das Haus war im spätgotischen Stil erbaut. Große Fensterfronten, zu allen Seiten, ließen es freundlich und hell erscheinen. Die Treppe war aus weißem Marmor gefertigt, den die Campbells einst aus dem weit entfernten Griechenland her gebracht hatten. Besonders schön lag das Haus da, wenn Feierlichkeiten bevorstanden. Dann prahlte die Familie gerne auch mal mit ihrer beinahe königlichen Residenz.
    Haimsborrow war mit unzähligen Lichtern geschmückt. Die Lady Amalia gab ihrem Geburtstag zu ehren, einen Ball, zu dem alles eingeladen war, was Rang und Namen hatte. Eine Kutsche nach der anderen hielt im Vorgarten und es stiegen Mitglieder der feinsten Gesellschaft aus. Jack wartete im dunklen Anzug auf Katelyn. Beide wollten gemeinsam in den Saal. Er hatte ihr versprochen ihre Hand zu halten, wenn sie hineingingen und alle Leute auf sie schauen würden. Sie, die bald ihren Debütantinnenball hatte. Sämtliche heiratsfähigen, jungen Männer würden sich schon heute Abend überlegen, ob sie unter Umständen als Braut infrage käme. Eine Tatsache die Katelyns Unbehagen schürte.
    Sie hasste diese Bälle und sie wollte sich jetzt noch nicht mit einer Heirat herumplagen. Sie war noch nicht soweit. Viel lieber wollte sie noch einige Jahre, zusammen mit Jack, in der Ruine Geschichten erzählen und von der weiten Welt träumen. Stattdessen musste sie bald all das zurücklassen. Sie war dann eine Dame und kein Kind mehr. Was würde aus Jack werden, wenn sie heiraten und in ein eigenes Haus ziehen würde? Sie wollte noch nicht an so etwas denken.
    Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, als sie die Wendeltreppe, in diesen ungewohnten Absatzschuhen, hinunterkam. Auch das Kleid, mit seiner viel zu langen
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