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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert
Autoren: Stephan Knoesel
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»Meine Fresse! Was meinst du, wie viel das ist?«
    »Verglichen mit dem Rest nur ein Trinkgeld«, sagte Phil. »Aber immer noch ’ne ganze Menge.«
    »Komm«, sagte Chris. »Bevor die Nachbarn auch noch was abhaben wollen.« Er ging voraus die Treppe hoch.
    »Hast du gesehen, dass mein Name an erster Stelle steht?«, sagte Phil. »Ich schlage vor, wir teilen sechzig vierzig.«
    »Ja, von mir aus. Du kannst sechzig Euro haben und ich leg noch vierzig drauf. Der Rest gehört nämlich mir, ich hab für dich auf eine ganze Million verzichtet!«
    »Dir gehört höchstens der Babybrei in der Einkaufstüte da.«
    Chris lachte. »Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du wie der Elefantenmensch in diesem Schwarz-Weiß-Film klingst?«
    »Oh ja – der Typ, der gleich genauso klingt …«

Sie legte die Schere weg, die sie unter dem Waschbecken gefunden hatte, und warf einen abschließenden Blick in den Spiegel. Die kurzen Haare standen ihr. Die Rottönung war noch etwas ungewohnt.
    Als sie unter die Dusche stieg, drehte sie das Wasser so heiß auf, dass sie es gerade noch aushalten konnte. Sie blieb lange so stehen – bis ihre Haut ganz rot wurde und der Wasserdampf wie Nebel im Badezimmer hing. Wer weiß, wann sie das nächste Mal zum Duschen kommen würde?
    Dann trocknete sie sich ab und zog die Sachen an, die sie sich vorher auf der Marmoranrichte zurechtgelegt hatte. Die Klamotten, die sie im Schrank gefunden hatte, waren schick, für ihren Geschmack zu damenhaft, aber sie passten ihr und sie würden sie älter aussehen lassen. Und darauf kam es an.
    Nur dass sie in Designerklamotten mit dieser Schrottschüssel auffallen würde. Sie hatte keine Ahnung, wie sie an ein neues Auto kommen könnte, aber sie müsste sich etwas einfallen lassen. Oder das Verkehrsmittel wechseln.
    Sie nahm die österreichischen Nummernschilder, die sie auf dem Hotelparkplatz am See von dem Peugeot abmontiert hatte. Sie fragte sich, wann den Besitzern wohl auffallen würde, dass sie jetzt andere Nummernschilder hätten. Sie lächelte – etwas bemüht, wie sie selber zugeben musste, aber immerhin: Nummernschilder zu wechseln hatte sie inzwischen auch raus.
    Sie setzte sich auf das Wasserbett, ließ sich auf den Rücken fallen und schaute in den Spiegel an der Decke. Sie wäre gerne noch hiergeblieben, das Apartment war toll. Aber es war zu riskant. Sie hatte Glück gehabt vorgestern – und die Eigentümer abreisen sehen. Aber sie könnte auch wieder Pech haben, wie letzte Woche in Garmisch, wo auf einmal die Haustür aufgeschlossen wurde und sie gerade noch über die Terrasse verschwinden konnte.
    Es war auch ein Abenteuer, das schon.
    Sie verschloss die beiden braunen Louis-Vuitton-Taschen, die im Schrank gelegen hatten, und setzte die große braune Sonnenbrille auf, obwohl es draußen schon dunkel war. Sie be-trachtete sich im Schlafzimmerspiegel.
    So sah also ein Mädchen aus, das vier Millionen Euro besaß. Ein Mädchen, das sich vor ein paar Wochen noch gesorgt hatte, ob sie mit mittlerer Reife überhaupt eine Lehrstelle bekommen würde.
    Ja, es war ein Abenteuer. Nur kam es ihr manchmal noch wie ein Traum vor.
    Sie fühlte sich sehr, sehr frei.
    Aber etwas fehlte.
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