Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert
Autoren: Stephan Knoesel
Vom Netzwerk:
Knäuel gegen das Türschloss.
    »Gut dagegenhalten!«, sagte Elom.
    »Pass auf meine Hände auf!«, sagte Chris.
    Elom entsicherte die Pistole, drückte sie gegen die zerknäuelte Jacke und schoss. Es war nur ein kurzes Pfeifen zu hören und ein Klacken wie von einem Steinwurf. Doch die Tür ließ sich immer noch nicht öffnen.
    Nach einem Blickwechsel mit Chris drückte Elom noch mal ab und dann noch dreimal. Dann war die Jacke im Eimer. Und die Tür offen.
    »Ich bleib draußen und pass auf«, sagte Elom.
    »Und was machst du, wenn jemand kommt?«, fragte Sabrina.
    »Dann warn ich euch – wie wär’s damit?« Er klopfte mit dem Pistolenknauf zweimal leicht gegen die Tür.
    Chris nickte und stieß die Tür auf. Im vorderen Bereich der Toilette waren ein Waschbecken und ein Urinal angebracht. Dahinter gab es eine abschließbare Kabine mit Klo.
    Phil ließ Sabrina den Vortritt. Als er hinter ihr hineingehen wollte, legte Elom ihm eine Hand auf die Schulter. Phil sah, wie Chris den Schraubenzieher aus dem Leatherman fummelte und auf die Klobrille stieg, während Sabrina ihm mit der Taschenlampe seines Handys Licht machte. »Keine Sorge«, sagte Phil zu Elom. »Jeder kriegt seinen Anteil.« Dann ging er in die Toilette, machte die Tür hinter sich zu, lehnte sich gegen das Waschbecken.
    Als er mit der Pistole auf Kriebl zugegangen war, hatte er seine Schmerzen vergessen. Jetzt waren sie wieder da. Und wie! Als wollten sie ihm gerade klarmachen, dass sie nicht mehr so einfach weggehen würden. Er schaute rüber zu Chris und traf dabei Sabrinas Blick, in dem sich so ziemlich alle Gefühle wiederfanden, die man haben konnte: Hoffnung, Angst, Bedauern, Anspannung, Vorfreude. Liebe?
    Phil hätte ihr zugelächelt, wenn er gekonnt hätte. Mann, er brauchte dringend was gegen die Schmerzen.
    Chris stemmte sich gegen die Abdeckung des Lüftungsschachts. Mit den schneenassen Schuhen auf der Klobrille verlor er fast das Gleichgewicht.
    »Geht’s?«, fragte Sabrina.
    »Ich hab’s gleich«, sagte Chris und ruckelte an der Abdeckung. Aber sie löste sich nicht und Chris fluchte leise. Dann setzte er wieder den Schraubenzieher an.
    Die Übelkeit weckte ihn. Matthias Kriebl öffnete die Augen. Und konnte sich gerade noch auf die Seite drehen, bevor er sich übergab.
    Er musste husten. Sah den Blutfleck, der sich neben seinem Erbrochenen in den Schnee gefressen hatte, langte sich an den Hinterkopf. Zuckte zusammen. Scheiße. Er wusste nicht mal, was ihn getroffen hatte, geschweige denn, woher es gekommen war.
    Aber das war jetzt auch nicht wichtig.
    Er versuchte, sich aufzurichten, und schaffte es in eine sitzende Position. Dann musste er eine Pause einlegen. Ihm wurde schwindlig, die Welt um ihn herum verschwamm. Sein Schädel fühlte sich an, als wollte er explodieren, weil jemand sein Hirn angezündet hatte. Scheiße.
    Er hatte keine Ahnung, ob er noch eine Chance hatte. Es wäre die zweite in dieser Nacht, so viel Glück hatte man normal nicht. Er konzentrierte sich auf den VW-Bus vor dem Eingang des Friedhofs, bis er das Y-Kennzeichen der Bundeswehr erkennen konnte. Der Bus war noch leer.
    Also waren die Männer noch auf dem Friedhof.
    Also war er nicht allzu lange ohnmächtig gewesen.
    Er bewegte sich auf allen vieren in Richtung Taxi. Nach ein paar Metern gelang es ihm, aufzustehen, aber die Straße kam ihm vor wie ein Karussell – er hatte Mühe, nicht gleich wieder hinzufallen. Gehen fiel ihm leichter; es war tatsächlich leichter, als stehen zu bleiben.

DREI STUNDEN FRÜHER

Kriebl lag auf dem Rücken, Arme über der Bettdecke – nicht ganz wach, aber auch nicht fähig, zu schlafen. Was zum Teil an dem Lärm lag: In dem Zimmer war es laut wie in einem U-Bahn-Zwischengeschoss, wegen der alten Klimaanlage über der Tür. Aber vor allem fühlte er sich wie ein Boxer nach einer Tracht Prügel. Doch es waren nicht die ersten Prügel seines Lebens gewesen.
    Dann stand auf einmal der Bulle über ihm. Nicht der, der draußen die Tür bewachte. Der junge. Er öffnete den Reißverschluss seiner Lederjacke. »Kriebl!«, sagte er. »Wir haben das Mädchen hier. Ich erkläre Ihnen die Regeln – dann können Sie mit ihr reden.«
    Kriebl drehte sich auf die Seite, stützte sich auf einen Ellbogen, rieb sich mit der anderen Hand das Gesicht. Nickte. Alle Müdigkeit verschwand aus ihm, als er realisierte, was er gerade gehört hatte.
    »Ich bin die ganze Zeit mit im Zimmer«, sagte der Bulle. »Aber ich werde einen Kopfhörer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher