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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert
Autoren: Stephan Knoesel
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der würde so schnell nicht mehr aufstehen. Warum hatten sie ihn nicht gefesselt?
    Elom war sich nicht sicher, ob es schlechtes Gewissen war, das in ihm aufblitzte, oder die Angst, aufzufliegen. Aber er ließ wie automatisch die Pistole fallen.
    Der Typ legte einen Zeigefinger quer an die Lippen.
    Dann machte er eine Bewegung mit seiner Pistole und flüsterte: »Hau ab!«
    Und Elom rannte los.
    Es war die alte, dunkelblaue Samsonite-Reisetasche ihres Vaters. Als Chris den Reißverschluss wieder zuzog, sagte Phil: »Dann nichts wie raus hier!« – obwohl er nicht wusste, wie weit er es noch schaffen würde. Doch diese Frage wurde im nächsten Moment schon hinfällig: Die Tür schlug knallend gegen die Wand und Kriebl hatte jetzt zwei Pistolen – die eine sofort auf Chris, die andere auf Phil gerichtet.
    »Und so wendet sich das Blatt wieder!«, sagte er.
    Mist! Warum hatten sie ihn nicht gefesselt? »Gib ihm die Tasche«, sagte Phil zu Chris und merkte erst jetzt wieder, dass er noch die Pistole in der Hand hielt.
    »Na los, hör auf deinen Bruder«, sagte Kriebl.
    Chris zögerte einen Augenblick, dann kickte er die Tasche in Kriebls Richtung.
    »Danke sehr«, sagte Kriebl spöttisch – und dann: »Sabrina?«

DREI STUNDEN FRÜHER

Matthias hatte höchstens fünfzehn Sekunden gebraucht, die Polizistin zu entwaffnen – und hatte jetzt nicht nur eine, sondern zwei Pistolen. Aber so wie er vor ihr stand, in diesem Krankenhausgang mit seinem zerschundenen Gesicht, wirkte er auf einmal unheimlich verletzbar.
    »Endlich!«, sagte sie.
    Matthias fasste sie am Arm. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem Lächeln. »Na komm, wir haben keine Zeit!«
    Sabrina ließ sich von ihm mitziehen. Sie hätte weglaufen können. Matthias sah mitgenommen aus. Aber er hatte auch immer ein rigoroses Sportprogramm durchgezogen, seit sie ihn kannte: dreimal pro Woche Laufen, bei jedem Wetter, und dreimal Krafttraining in der Boxfabrik am Frankfurter Ring.
    »Wo ist der Typ hin, der das Zimmer bewacht hat?«, fragte er.
    Sabrina deutete den Gang hinunter, der zu den Aufzügen führte. Matthias nickte und zeigte mit der Pistole in die andere Richtung, zum Notausgang.
    Wie weit wären sie gekommen?
    Sie liefen, aber sie rannten nicht. Seine Hand umfasste weiterhin ihren Arm. Als sie sich dem Schwesternzimmer näherten, kam die Nachtschwester heraus. »Zimmer zwei vier sieben!«, sagte Matthias im Vorbeieilen. »Rufen Sie einen Arzt! Am besten zwei, einer wird nicht reichen!«
    Die Frau starrte sie einen Moment lang wie festgewachsen an, und Matthias rief ihr wie einen Weckruf über die Schulter zu: »Na los, los!« Erst dann kam Bewegung in die Frau, bis sie schließlich in dem Zimmer verschwand, in dem Matthias gelegen hatte.
    Nein, sie hatte das Richtige gemacht. Wie vor ein paar Wochen im Badezimmer auch. »Du bist voller Blut«, sagte sie, als sie sein Spiegelbild in der Glastür sah, über der das Notausgang -Schild grün leuchtete.
    »Keine Sorge, ist nicht meins!« Er ließ sie vorausgehen. Sie eilten die Treppe hinunter. Nach der ersten Kehre legte er ihr sanft die Hand auf den Rücken. »Los, schneller!«
    Der Notausgang, den sie über das Treppenhaus angesteuert hatten, führte in einen Innenhof. Matthias fasste Sabrina wieder am Arm. Sie hatte längst die Orientierung verloren. Jeder Gang sah für sie gleich aus. Immer wieder versperrten Glastüren ihnen den Weg. Die Wegweiser an den Wänden verwirrten sie nur noch mehr. Aber Matthias schien zu wissen, wo er hinwollte. Schließlich landeten sie im dunklen, menschenleeren Wartesaal der Kindernotaufnahme. Eine automa-
tische Schiebetür entließ sie nach draußen. Es war kalt. Matthias hatte nur dieses weiße blutverschmierte Hemd über seiner Hose an. Er ließ sie los, nahm einen Schlüsselbund aus seiner Tasche, drückte auf einen Autoschlüssel.
    »Was machst du?«, fragte sie.
    »Auf einen Glückstreffer hoffen!« Er schaute sich um. »Haben wir aber nicht. Komm!« Er warf den Schlüsselbund weg. Etwa hundert Meter weiter lag der Haupteingang des Krankenhauses. Matthias blieb vor dem letzten Wagen am Taxistand stehen. Er bedeutete ihr, zur Beifahrerseite zu gehen. Dann riss er die Fahrertür auf, hinter der der Taxifahrer im Schein der Innenbeleuchtung Zeitung las. Er zeigte dem Mann etwas, das wie ein Ausweis aussah, und sagte leise, aber bestimmt: »Polizei, Notfall, aussteigen!«
    Als der Taxifahrer ihn nur ungläubig anstarrte, packte Matthias ihn an der Schulter und zog ihn aus
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