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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert
Autoren: Stephan Knoesel
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Schwarz-Weiß-Film, der neulich im Fernsehen lief. Phil konnte nur die Lippen bewegen, aber nicht den Mund öffnen: seine provisorisch behandelten Zähne waren geschient und Ober- und Unterkiefer mit Draht zusammengezurrt.
    Chris stöhnte. »Der Arzt hat gesagt, du sollst dich nicht nur von Milch ernähren, die nächsten drei Wochen!«
    »Wieso, ist doch alles drin – Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett. Sogar Vitamine. Yippie. Ich mach mich doch nicht zum Affen!«
    »Wegen dir hab ich auf zwei Millionen Euro verzichtet, du könntest mir wenigstens den Gefallen tun, mal das Karottenpüree zu probieren!«
    »Keine Chance, Mann! Ich esse keinen Babybrei.«
    Chris nahm zwei der Gläschen und legte sie in den Einkaufswagen. »Weißt du, was? Dann kauf ich’s eben für mich!«
    Aber Phil war schon wieder beim Kühlregal.
    Chris machte mit dem Einkaufswagen eine Hundertachtzig-Grad-Drehung – als plötzlich die Polizistin vor ihm stand und mit Blick auf die Gläschen sagte: »Pastinake kann ich auch sehr empfehlen.«
    Ihr Auto parkte am Ende der Schleißheimer Straße, mit Blick auf die Panzerwiese, die aber nur verschwommen wie ein altes Landschaftsgemälde zu sehen war: Es regnete so stark, dass ein lückenloser Wasserfilm die Fensterscheiben hinunterlief.
    Chris saß in der Mitte der Rückbank. Er hatte die Einkaufstüte neben sich gelegt und beugte sich ein wenig nach vorne: zwischen Katrin Menschick auf dem Fahrersitz und seinem Bruder, der sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte.
    Die Polizistin sagte: »Ich würde euch normalerweise ja nach Hause fahren bei dem Sauwetter, aber es ist vielleicht besser, wenn man uns nicht mehr zusammen sieht.«
    »Wie geht’s Ihrem Kollegen?«, fragte Chris.
    Die Polizistin schwieg, und Chris dachte schon, sie würde überhaupt nicht mehr antworten, aber dann sagte sie doch noch: »Er hat’s überlebt. Es ist bloß noch nicht ganz klar, wie. Er hat ’ne Menge Blut verloren. Muss noch mal ganz von vorne anfangen. So richtig. Gehen lernen und so. Apropos Gehen – wie geht’s eurem Vater? Der ist ja jetzt anscheinend auch eher zu Fuß unterwegs. Ich hab neulich eine Meldung reinbekommen, dass er sein Auto als gestohlen gemeldet hat.«
    An der Böschung zur Panzerwiese lag etwas Grünes im schmelzenden Schnee. Aber mehr konnte Chris nicht erkennen durch den Wasserfilm auf der Scheibe. »Na ja«, sagte er. »Er ist immer noch nüchtern. Und auf Jobsuche. Sieht ganz gut aus, meint er.« Waren das ausrangierte Christbäume? Dafür war es eigentlich noch zu früh.
    Die Polizistin stellte den Rückspiegel so ein, dass sie ihn im Visier hatte. »Ihr wollt mir also wirklich weismachen, euer Vater hat keine Ahnung mehr, wo er seinen Wagen beim letzten Mal abgestellt hat. Seinen Schlüssel hat er ja anscheinend auch verloren.«
    »Soll vorkommen, wenn man volltrunken ist. Ist die Karre denn wieder aufgetaucht?«
    Die Polizistin schaute erst Phil, dann Chris prüfend an. »Nein. Aber die Nummernschilder. Das Auto ist wohl tatsächlich gestohlen worden.«
    Chris sagte: »Die alte Schrottschüssel! Da hat’s aber einer nötig gehabt.«
    Die Polizistin wartete einen Augenblick, bis sie darauf antwortete: »Mehr fällt euch dazu nicht ein?«
    »Was denn zum Beispiel?«, zischte Phil.
    »Na ja. Könnte ja irgendwie zusammenhängen mit eurem afrikanischen Freund, der auch verschwunden ist.«
    »Ich glaube, den haben Sie vergrault. Von wegen abschieben lassen und so.«
    Die Polizistin begutachtete den Pflasterverband, den Phil unterm Kinn trug. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wie der Elefantenmensch in diesem Film klingst?«
    Phil machte extra ein Schlürfgeräusch, um den Speichel einzuziehen. »Nur ungefähr zehnmal – der dahinten.«
    »Ist ja auch eine dumme Sache, die dir da passiert ist. Mit nassen Schuhen auf der Treppe ausrutschen! Aber komisch, oder? Weil so was eigentlich nur älteren Leuten passiert.«
    Phil griff nach der Einkaufstüte, die er zwischen seinen Füßen abgestellt hatte. »Ist das alles, worüber Sie mit uns reden wollten?«
    »Nein. Ihr habt ja diese Woche noch einen Termin beim Staatsanwalt.«
    Phil hielt wie ertappt inne. Dann sagte er: »Ja, da freuen wir uns auch schon drauf.« Er langte zum Türgriff. Chris nahm seine Einkaufstüte und rutschte ebenfalls zur Tür rüber.
    Die Polizistin berührte Phil am Arm. »Das dürft ihr auch ruhig. Ich sage euch nämlich jetzt, was ihr dem auftischen werdet. Rein inoffiziell natürlich. Wenn euch jemand fragt, wann ihr
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