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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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Sweeper nickte, sagte:
    »Ich bringe Sie zu ihm.«
    Führte mich durch das Haus. In einem anderen Zimmer sahen eine Frau und drei Kinder Wer wird Millionär? Ich hörte, wie Chris Tarrant fragte:
    »Endgültige Antwort?«
    Wir betraten die Garage. Ronald Bryson war an einen Küchenstuhl gefesselt, nackt. Eine Heizsonne mit zwei Röhren stand neben ihm. Sweeper sagte:
    »Ich lasse Sie mit ihm allein.«
    Ein zweiter Stuhl stand vor Bryson. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, er schien zu schlafen. Seine Haut war kreideweiß, kein einziges Haar drauf. Ich konnte keine blauen Flecken sehen und war erleichtert. Sagte:
    »Ronald.«
    Sein Kopf schnellte hoch, Blut um die Lippen. Es dauerte etwas, bis er klar sehen konnte. Dann: »Goc k … Gockjeigank.«
    Seine Zähne waren weg, das Zahnfleisch mit getrocknetem Blut und getrockneter Spucke überkrustet. Er sprach verzerrt und kaum verständlich. Um den Wahnsinn nicht auf die Spitze zu treiben, werde ich seine Worte nicht phonetisch wiedergeben, sondern so, wie ich sie schließlich entschlüsselt habe. Ich sagte:
    »Sie wollten mich sehen.«
    Er stemmte sich gegen die Seile, sagte:
    »Sie haben mir die Zähne mit der Kombizange gezogen.«
    Ich hätte doch was trinken sollen. Er sagte:
    »Jack, Sie müssen ihnen sagen, dass es ein schrecklicher Irrtum ist. Ich weiß, dass ich mich schlecht benommen habe, aber ich habe diesen Männern nichts getan.«
    »Haben Sie doch.«
    »Jack, bitte! Da ist etwas in mir, das um Aufmerksamkeit bettelt. Die Leute sollen glauben, ich hätte diese schrecklichen Dinge begangen, aber es is t … «
    Dann war seine Stimme nur noch ein Flüstern.
    »Es ist nur ein Spiel. Erst leiste ich gute Arbeit, und dann ist es, als wäre ich besessen. Ich wende mich gegen die Menschen, denen ich helfe, und tue plötzlich so, als hätte ich was Gefährliches gemacht. Dann muss ich weiter. Sie können das überprüfen. In Londo n … , ganz oft, es ist aber nur Fantasie.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, sagte:
    »Sie haben mein Haus verwüstet, mich mit Anrufen belästigt, mein Mädel terrorisiert.«
    »Ich wollte nur Ihre Aufmerksamkeit. Dass Sie glauben, ich wäre Ihnen überlegen.«
    Ich stand auf, und er weinte:
    »Oh Gott, Jack, gehen Sie nicht weg.«
    Ich beugte mich über ihn. Angst stieg von seinem Rumpf auf wie Rauch. Ich sagte:
    »Selbst wenn ich Ihnen das alles abkaufen wollte, gibt es eins, was Sie überführt.«
    »Was, Jack? Sagen Sie’s mi r … Ich kan n … alle s … erklären.«
    »Die Hand.«
    Er schien echt verwirrt, fragte:
    »Was für eine Hand?«
    »Einem der Opfer wurde die Hand abgehackt, vor eine Haustür gelegt. Dann kriege ich mit der Post eine Plastikhand. Woher hätten Sie das wissen könne n – , es sei denn, Sie wären es gewesen?«
    »Jack, ich schwöre, ich weiß nicht das Geringste über Hände. Ich habe Ihnen nie was mit der Post geschickt. Allmächtiger Gott, Sie müssen mir glauben.«
    »Ich glaube Ihnen aber nicht.«
    Ich wandte mich zum Gehen, und er weinte, flehte mich an zurückzukommen. Ich schloss die Tür hinter mir, ging zurück ins Wohnzimmer. Sweeper fragte:
    »Hat er gestanden?«
    »Nein.«
    Sweeper sah mir in die Augen, fragte:
    »Wie lautet Ihr endgültiges Urteil?«
    »Er war’s.«
    »Okay, Mikey fährt Sie zurück. Ich komme in ein paar Stunden vorbei, dann regeln wir das Finanzielle.«

W ährend der Rückfahrt sprach Mikey nicht. Ich hörte eine Turmuhr zwölf schlagen, dachte:
    »Um Mitternacht die Reu’ erwacht.«
    Im Hidden Valley stieg ich aus, als Mikey sagte:
    »Ich habe angefangen, Lyrik zu lesen. Wen würden Sie empfehlen?«
    Ich ließ mir kurz Zeit, als müsste ich überlegen, und sagte dann:
    »Ist mir doch so was von scheißegal, wen Sie lesen.«
    Im Haus hatte ich fast Angst davor, das Hochleistungssaufen wieder aufzunehmen, beschloss, es stattdessen mit Lesen zu versuchen. Entschied mich für Chester Himes; der war böse und komisch. In The Primitive unterstrich ich folgende Passage:
    Aber in diesem Moment des Erwachens, bevor ihr Geist seinen Gleichmut wiedergefunden, seine Rechtfertigungen formuliert, seine Gegensätze verhärtet, sein logisches Erklärungsgebäude errichtet hatte –, in diesem Moment der Hilflosigkeit des Gefühlslebens … konnte sie nicht mehr die ganze Schuld auf die Männer abwälzen. Das war etwas für die Nacht, die Nacht war zum Weinen da, der Tag zum Lügen; aber der Morgen war die beste Zeit für Angst.
    Ich war auf dem Sessel eingenickt. Die Klingel
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