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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling
Autoren: Mary Scott
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daß ein soviel älterer, reifer und erfolgreicher Mann sich von ihr erobern ließ, einfach den Kopf. Außerdem war es so ziemlich der erste heiratsfähige Mann, der ihr bisher begegnet war. Er bewunderte sie, und sie hoffte an seiner Seite der Enge dieses beinahe klösterlichen Lebens zu entfliehen. Er bedeutete die Freiheit.
    Sie sollte schon bald erfahren, daß alles ganz anders war. Aber damals gab es niemanden, der ihr hätte sagen können, daß Dankbarkeit und Erregung keine Liebe sind, und daß ihre Gefühle gegenüber dem älteren Mann größtenteils aus der Einsamkeit jener Jahre seit Mutters Tod herrührten, die sie mit einem Vater verlebte, der sich nicht für sie interessierte, sondern nur bedauerte, daß sie kein Junge war wie der Sohn, den er verloren hatte. Keiner war da, der zur Vorsicht mahnte und sagte: »Seine Leidenschaft schmeichelt dir, aber jede Leidenschaft brennt einmal aus, und neunzehn Jahre sind eben doch eine zu große Kluft.«
    Natürlich war sie für einen Augenblick wie vor den Kopf gestoßen, als er ihr eröffnete, er sei schon einmal verheiratet gewesen. »Meine Frau starb, als ihre Tochter erst zwei Jahre alt war. Jetzt ist sie acht. Zwei Nichten sind auch da — ihr Vater kam im Krieg um, und meine Schwester starb kurz danach. Ich habe die beiden immer als eine Art Vermächtnis betrachtet.«
    Als er dann ihren zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er rasch hinzu: »Sie sind natürlich in einem Internat, nur in den Ferien kommen sie nach Hause, und sie werden uns gar nicht stören. Außerdem bin ich sicher, daß sie dich gern haben werden.«
    Aber das taten sie nicht. Zuerst lehnten sie Margaret ab, und dann entwickelten sie im Umgang mit ihr eine gewisse Überheblichkeit. Elinor, die Lieblingsnichte ihres Onkels, war auf Margaret eifersüchtig; Philippa, zwei Jahre jünger und sehr hübsch, duldete sie und zeigte gelegentlich sogar einige Zuneigung. Als ihr Onkel sieben Jahre nach der Heirat plötzlich starb, beherrschten sie Margaret und nutzten sie weidlich aus. Nur Cecily liebte sie wirklich. Margaret schloß sich verzweifelt an sie an, obgleich sie insgeheim wußte, daß Cecilys Liebe zwar echt, aber egoistisch war. So kam es, daß Margaret das Versprechen, das sie an Herveys Sterbelager ablegte, so gründlich hielt, daß sie — wie Cecily sagte — für die drei Mädchen zu einem »Ja-Sager« geworden war. Erst jetzt löste sie sich aus einem Lebenskreis, in dem sie gar nicht mehr gebraucht wurde.
    Die siebenjährige Ehe war nicht gerade glücklich gewesen. Nachdem die erste Leidenschaft verraucht war, bereute Hervey seinen Entschluß. Der Altersunterschied begann ihn zu stören, die Farm, einfach alles, was seine junge Frau betraf. Aber Margaret war sehr hübsch und sehr gefügig. Zweifellos hätte sie sich unter seiner Führung zu einer Frau entwickelt, wie ein erfolgreicher Geschäftsmann sie brauchte. Zu Margarets Glück reichten die sieben Jahre nicht aus, um dieses Werk der Umerziehung zu vollenden.
    Sein Tod bedeutete für sie lediglich einen Wechsel des Herrschers. Sicher, Elinor hatte Peter Whitworth geheiratet, einen erfolgreichen Makler, aber sie tat immer noch, als sei sie hier zu Hause. Bald darauf verliebte sich auch Philippa und mit zwanzig heiratete sie Desmond Cordell, einen jungen Rechtsanwalt, dem alle Welt eine glänzende Karriere prophezeite. Den Hochzeitstag würde Margaret nie vergessen. Philippa war eine so schöne, so strahlende Braut, daß niemand sich darüber wunderte, warum der gutaussehende Desmond vor Glück geradezu benommen war. Ja, überlegte Margaret, es war schon eine Liebesheirat; trotzdem schien inzwischen irgend etwas nicht mehr zu stimmen. Das tat ihr leid, denn sie hatte Philippa gern.
    Auch nach der Verheiratung der beiden Nichten blieb Margaret in deren Leben eingeschlossen, hauptsächlich deshalb, weil sie es nicht fertigbrachte, ein eigenes aufzubauen. Sie fühlte sich verpflichtet, Elinors Kinder und Philippas Baby in dem Haus aufzunehmen, das ja auch tatsächlich zum Teil ihnen gehörte. Besonders krampfhaft aber klammerte sie sich an Cecily; dieses Kind liebte sie wirklich, und — so redete sie sich immer wieder ein — das Mädchen liebte auch sie.
    Cecily war inzwischen eine recht erfolgreiche Studentin von neunzehn Jahren. So leichtfertig sie in jeder anderen Hinsicht war, ihr Studium nahm sie sehr ernst. Sie war entschlossen, ihre Prüfungen mit Erfolg zu bestehen und sich danach in Literatur einen Namen zu machen.
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